Vor allem mit ihrer beeindruckenden 3:0-Halbzeitführung haben Englands Fußballer in Sevilla für die ganz große Sensation am Nations-League-Montag gesorgt. Der schlussendliche 3:2-Erfolg gegen die zuletzt stark aufspielenden Spanier ließ britische Medien schwärmen, Coach Gareth Southgate sieht einen wichtigen Schritt nach vorn für die Three Lions.

Die Rückreise dauerte für einige England-Profis etwas länger als geplant. Wegen schlechter Wetterbedingungen wurde der Flieger nach Manchester umgeleitet. Doch nach dem gelungenen Abend in Sevilla konnte das die Laune nicht trüben. "Heute Abend haben die Spieler den nächsten Schritt gemacht", lobte Southgate nach dem Achtungserfolg. "Glorreicher Abend für Southgate und das junge England in Spanien", schrieb die Zeitung "Telegraph" am Dienstag.

"Wir werden deswegen jetzt nicht abheben", versicherte der Trainer. Er war wie üblich die Stimme der Vernunft, "aber der Sieg wird ihnen (meinen Spielern) großes Selbstvertrauen geben". In der ersten Hälfte hatte seine junge Mannschaft, deren Durchschnittsalter bei 23 Jahren lag, die Spanier zeitweise überrannt und zudem extrem kaltschnäuzig vor dem Tor agiert. Zur Pause stand es 3:0.

"Die bekannte Kritik, dass sie gegen hochkarätige Gegner scheitern, trifft nicht mehr zu", schrieb die Zeitung "Guardian". Ausgerechnet Raheem Sterling, der seit drei Jahren oder 27 Spielen nicht für England getroffen hatte, leitete den Sieg ein und traf in Sevilla sogar doppelt (16./38. Minute). "Ich habe mir viel Druck gemacht", gestand der Angreifer von Manchester City später, "es ist meine Aufgabe, Tore zu schießen. Das bedeutet mir sehr viel." Außerdem war Marcus Rashford (29.) von Manchester United erfolgreich, England-Kapitän Harry Kane steuerte zwei feine Vorlagen bei.

Für die Boulevardzeitung "The Sun" zählt der englische Sieg gegen die Spanier zu "den größten Abenden und zeigt, dass die Weltmeisterschaft nicht nur ein Traum war". Beim Verlierer wurde Trainer Luis Enrique drastisch. "Normalerweise hätte ich sie alle umbringen müssen", sagte der Coach nach dem Abpfiff mit Galgenhumor über seine Mannschaft, die erst nach der Pause ins Spiel fand. Die Tore durch Paco Alcacer (58.) und Sergio Ramos (97.) kamen zu spät. Dazwischen hatten sie mit einem nicht gegebenen Elfmeter auch Pech.

In Spanien hatten einige Medien vor dem Spiel - auch wegen des 6:0-Kantersiegs gegen Kroatien - bereits von der Rückkehr in die absolute Weltspitze geschwärmt. Umso härter war der Sturz nach der ersten Heimniederlage seit 2003. "Überheblichkeit kann auch tödlich sein", titelte die Sportzeitung "AS" bei der Ursachenforschung. Wie ein Symbolbild für die Schnelllebigkeit des modernen Fußballs war die Seite eins von "Sport". "Der Zauber ist dahin", war dort bereits wieder groß zu lesen.