Anpfiff zur 53. Saison in der deutschen Bundesliga. Alle jagen die meisterlichen Bayern, heute bläst der Hamburger SV in München zum Halali. Man hört, dass die Mannschaft von Josep Guardiola so stark wie nie sein soll. Der Startrainer hat den Chilenen Arturo Vidal um 37 Millionen Euro von Juventus kaufen lassen. Eine Summe, die mittlerweile im internationalen Fußballgeschäft keinen mehr schreckt, ja, es ist sogar von einer Okkasion die Rede.

TV-Gehälter - internationaler Vergleich
TV-Gehälter - internationaler Vergleich © KLZ

Der teuerste Transfer passierte in England, wo sonst? Schließlich ist bei den Pfunds-Kerlen die meiste Marie daheim. Liverpool bekam für Teamstürmer Raheem Sterling von Manchester City 62,5 Millionen Euro – aus der Portokasse. Zum einen, weil bei den „Citizens“ das Geld dank eines Scheichs abgeschafft wurde; und der Klub wie alle anderen von den ausufernden TV-Geldern profitiert: 6,9 Milliarden Euro werden in drei Saisonen auf die 20 Vereine der Premier League aufgeteilt. Meister Chelsea lukriert so 134,3 Millionen pro Saison, ManCity 133,7 Millionen, Absteiger Queens Park Rangers auch noch 86,8 Millionen.

Ein leer gekaufter Markt

Wie in Deutschland wird das Geld nach einem Schlüssel verteilt: Die Hälfte der Inlandsvermarktung geht zu gleichen Teilen an alle Klubs, das sind in England 30,25 Millionen pro Verein. Je ein Viertel wird nach dem Abschneiden in der Meisterschaft sowie nach Anzahl der Liveübertragungen bezahlt. Und, als Zuckerl: Jeder Premier-League-Klub bekommt noch einmal 44 Millionen aus Auslandsrechten und Zentralvermarktung der Liga.
Zum Vergleich: In Deutschland werden in Summe 628 Millionen ausgeschüttet. Bayern München erhielt davon 50 Millionen, also einen Vidal und ein paar Zerquetschte, Absteiger Paderborn darf heuer in der Zweiten Bundesliga versuchen, mit gut investierten 20 Millionen Euro den Wiederaufstieg zu schaffen.

Freilich stößt die britische Gigantomanie der Konkurrenz sauer auf. „Die Bundesliga muss aufpassen, dass sie nicht leer gekauft wird von England und nicht den Anschluss verliert“, sagt Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Bayern. „Die Engländer überholen uns gerade links und rechts im TV-Geld, im Marketing, in Aktivitäten am Transfermarkt, überall.“

Schuld sind die Bieter

Möglich machte die Einnahmesteigerung von 70 Prozent ein Bieter-Wettstreit zwischen Sky, das sich fünf von insgesamt sieben Sendepaketen sicherte, und BT Sport. Die Folge: Unter den 40 reichsten Klubs in Europa sind 20 aus der Premier League.

Grödig sucht man auf dieser Liste vergeblich. Überhaupt zählt Österreich zwischen der Schweiz und Norwegen zu den Armenhäuslern. Sky und der ORF machen 20 Millionen pro Saison locker – aber nicht pro Klub, sondern für alle 20 Vereine der ersten und zweiten Liga. Umso bemerkenswerter, dass Mannschaften wie Basel, Salzburg, Rapid oder Rosenborg mitunter Großes leisten.
Wohin wird nun dieser englische Weg, der eine 28-spurige Einbahn ist, führen? Mittelklassige, überbezahlte Fußballer werden die Insel überschwemmen; die Fans werden für noch blöder verkauft werden – die Ticketpreise werden steigen, ebenso die TV-Gebühren, Fußball wird zum Luxusprodukt; die Topstars der Branche wie Messi oder Ronaldo wird man kaum noch mit Geld locken können, sondern ausschließlich mit der Aussicht auf Erfolg. Die haben sie in Spanien.

Und die Bayern? Die werden ab heute, Woche für Woche, den Beweis antreten, dass sie mehr wert sind als die 37 Millionen, die Premier-League-Absteiger Queens Park Rangers mehr an TV-Geldern bekommen hat.