Eine leichte Verschnaufpause gönnt sich Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda nach dem starken Auftritt seiner Mannschaft bei der EM. Der 55-Jährige verfolgt natürlich jede Partie ganz genau, alleine schon deshalb, da die rot-weiß-rote Equipe in diesem Jahr schon gegen drei der vier Halbfinalisten (Dänemark, England und Italien) gespielt hat. Der Finaltipp für Foda? „Italien gegen England. Vor der EM habe ich Italien, Spanien und Deutschland auf dem Zettel gehabt. Jetzt drücke ich den Italienern die Daumen. Sie haben bis jetzt das beste Gesamtpaket von allen gezeigt“, sagt der Sohn eines Italieners, der in ebenjenem Nachbarland einen Kurzurlaub eingestreut hat. „Wie viele Menschen mich da angesprochen und mir zu unserer Leistung gratuliert haben, zeigt, was wir erreicht haben. Bei aller Begeisterung für die eigene Nationalmannschaft zollen die Italiener uns großen Respekt. Das ist schön. So etwas ist mir zuvor noch nie passiert. Zudem hat mich beim Formel-1-Grand-Prix in Spielberg auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff angesprochen und gemeint, man solle sich ein Beispiel am Nationalteam nehmen, niemals aufgeben und immer daran glauben, einen Wettkampf zu gewinnen. Wenn Menschen sich einfach dafür bedanken, wie wir gespielt haben, zeigt das die Strahlkraft der Nationalmannschaft.

Die Vorstellung der Österreicher hatte den vierfachen Weltmeister im Achtelfinale an den Rand einer Niederlage gebracht. Erst in der Verlängerung mussten sich David Alaba und Co. 1:2 geschlagen geben. „Es ist ganz schwierig, Zugriff gegen die Italiener zu bekommen, weil ein Außenverteidiger extrem hochschiebt, zwei Spieler im vorderen Drittel die Breite halten und vier Spieler im Zentrum in die Halbräume kommen. Sie sind im Spiel nach vorne und defensiv stark. Die Dynamik und das schnelle Umschalten zeichnet sie aus. Wir haben es gegen sie gut geschafft, in entscheidende Räume zu kommen“, sagt Foda. „Auch Belgien hatte im Viertelfinale die gleichen Momente wie wir. Da wäre es durchaus möglich gewesen, dass sich das Spiel dreht. Die Belgier und wir haben die Italiener am meisten von allen Mannschaften bei dieser EM gefordert.“

Den heutigen Italien-Gegner Spanien sieht Foda mit gemischten Gefühlen: „Sie können natürlich für Gefahr sorgen, weil sie mit ihrer guten Ballzirkulation ein starkes Positionsspiel haben. Das Tempo fehlt ihnen aber, darum kann sich der Gegner gut organisieren. Ballverluste sollten sie sich keine erlauben, denn genau dann werden die Italiener brandgefährlich werden.“

Dänemark ist der sentimentale Favorit

Wehmut ob des Viertelfinaleinzuges der Ukraine, in der Gruppenphase beim 0:1 noch chancenlos gegen Österreich, kommt beim ÖFB-Teamchef keine auf. „So ist der Turniermodus. Wir wollten es uns ersparen, auf ein Remis zu spielen und dann zittern zu müssen, ob wir überhaupt aufsteigen. Mir war es so lieber“, sagt Foda, der auch Österreichs WM-Qualifikationsgegner Dänemark im zweiten Halbfinale gegen England nicht abschreibt. „Dänemark hat im Oktober in der Nations League im Wembley gegen England gewonnen. Das speichert sich in den Köpfen ab. Dazu hat diese Mannschaft einen Lauf. Die ganze Truppe hat gemeinsam eine schwierige Situation gemeistert. Und zum Glück geht es Christian Eriksen jetzt auch wieder gut. Vor der EM war Dänemark immer mein Außenseitertipp. Es freut mich riesig, dass sie ins Halbfinale gekommen sind. Und wer weiß ...“