Die Kräfteverhältnisse sind vor dem letzten EM-Viertelfinale klar abgesteckt. Auf der einen Seite der haushohe Favorit England, der bislang drei Siege und ein Remis einfuhr – bei einem Torverhältnis von 4:0. Die Mannschaft von Teamchef Gareth Southgate blieb somit als einzige bislang ohne Gegentor. Einzuschränken bleibt, dass die Gegenwehr der Kontrahenten überschaubar war, und die eigenen Darbietungen keineswegs als überragend bezeichnet werden dürfen.

Genau deshalb wird die nächste Sensation nicht für unmöglich gehalten. Zwar wartet heute auf der anderen Seite in Rom mit der Ukraine der den Ergebnissen nach schwächste Viertelfinalist (nur ein Sieg und ein Remis nach 90 Minuten in vier Anläufen), dennoch weist der Vorrundengegner von Österreich (die Partie gewann die rot-weiß-rote Equipe 1:0) einen Trumpf im Kader auf. Andrij Jarmolenko hat bei dieser EM schon vier Scorerpunkte (zwei Tore, zwei Assists) gesammelt. Nur Portugals Ausnahmekönner Cristiano Ronaldo (fünf Tore, ein Assist) spielt in dieser Wertung in einer anderen Liga.

Aleksandar Dragovic (rechts) spielte mit Andrij Jarmolenko (2. von rechts) bei Dynamo Kiew zusammen
Aleksandar Dragovic (rechts) spielte mit Andrij Jarmolenko (2. von rechts) bei Dynamo Kiew zusammen © (c) imago/Ukrainian News (imago sportfotodienst)

Wie herausragend Jarmolenko auftritt, weiß Aleksandar Dragovic ganz genau. Der ÖFB-Teamspieler stand mit dem Ukraine-Star von 2013 bis 2016 gemeinsam bei Dynamo Kiew unter Vertrag. „Er ist das Um und Auf, weil er ein überragender Kicker ist. Ich kenne seine Qualitäten, weil ich sie täglich im Training miterleben durfte. Er ist dynamisch und schnell“, sagt der 93-fache ÖFB-Teamspieler, der in der kommenden Woche ins Training bei seinem Neo-Klub Roter Stern Belgrad, der in Stegersbach auf Trainingslager ist, einsteigen wird.

Jarmolenko spielt mittlerweile in der Premier League bei West Ham. Der Linksfuß hofft heute auch aus einem anderen Grund auf die Sensation. Bislang hat der Flügelflitzer 98 Länderspiele (42 Tore) absolviert. Mit einem Aufstieg ins Halbfinale würde er noch bei der EM seinen 100er feiern. Ukraine-Teamchef Andrij Schewtschenko beendete seine imposante Karriere übrigens nach 111 Länderspielen und 48 Treffern. Er hätte wohl nichts dagegen, von Jarmolenko übertrumpft zu werden.