Eines ist fix: Österreichs Nationalteam wird heute direkt nach dem letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine in das Flugzeug steigen und wieder nach Tirol ins Base Camp zurückkehren. Ob das ÖFB-Team als Achtelfinalist nach Hause kommt, kann, muss aber nicht fix sein. Denn: Nur bei einem vollen Erfolg über die Ukraine hat man das Ticket für das Achtelfinale sicher und würde am Samstag (26. Juni, 21 Uhr) im Londoner Wembley-Stadion auf die zuletzt unbesiegbaren Italiener treffen. Alles andere als drei Punkte würde die Mannschaft von Trainer Franco Foda noch im Dunkeln tappen lassen. „Wir sind früher als viele andere Teams im Einsatz, können uns also nicht darauf verlassen, dass ein dritter Platz reichen würde“, sagt der Deutsche. „Auch vier Punkte würden das Achtelfinale noch nicht garantieren.“

Tatsächlich sind die möglichen Szenarien für die Österreicher als Gruppendritter, und zumindest diesen Platz haben David Alaba und Co. vor dem letzten Gruppenspiel schon fixiert, vielschichtig.

Holt Österreich einen Punkt, treffen die Ukrainer im Achtelfinale auf Italien, und Österreich bekommt es entweder mit dem Sieger der Gruppe E oder dem Sieger der Gruppe F zu tun. Falls vier Punkte für die K.o.-Phase reichen. In jedem Fall wären die Österreicher bei einem Remis ein besserer Dritter, als es die Schweiz in Gruppe A ist. Müsste man also nur noch einen weiteren Gruppendritten hinter sich lassen. Blicken wir auf die Nationen der Gruppe B, die heute im Anschluss an die Österreicher-Gruppe spielen: Belgien ist gegen Finnland (aktuell drei Punkte) klarer Favorit, sollte sich diesen Sieg nicht nehmen lassen. Bleibt noch das Duell Dänemark (null Punkte) gegen Russland (drei Punkte). Bestätigen die Dänen ihre starke Leistung aus dem Belgien-Spiel, besiegen sie Russland wohl – und lassen Österreich jubeln. Auch ein Remis dieser beiden Teams würde für Österreich genügen, um als besserer Gruppendritter als Russland ins Achtelfinale einzuziehen. Treffen diese Szenarien nicht ein, heißt es für die rot-weiß-rote Auswahl: Bitte warten. Denn: Am Dienstag will Kroatien (Gruppe D) mit einem Sieg als Gruppendritter auf vier Punkte kommen – das hat Gegner Schottland allerdings auch im Sinn. Tschechien und England würden bei einem Remis fix mit jeweils fünf Zählern im Achtelfinale stehen.

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Sollte auch nach dem Dienstag noch nichts klar sein, bleibt der Mittwoch. Spanien (zwei Punkte) hofft in Gruppe E gegen die Slowakei (drei Punkte) auf den ersten Sieg. Gruppenkopf Schweden (vier Punkte) bekommt es mit Polen (ein Punkt) und Stürmerstar Robert Lewandowski zu tun. Und dann gibt es ja noch die „Hammergruppe“ F: Portugal (drei Punkte) ist gegen Frankreich Außenseiter, allerdings haben die Franzosen (vier Punkte) zuletzt Punkte gelassen. Deutschland (drei Punkte) will den Aufwind auch gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Ungarn (ein Punkt) mitnehmen.

Verliert Österreich gegen die Ukraine, ist die EM für unser Team auch noch nicht fix zu Ende. Dann kommt es darauf an, wie hoch die Niederlage ausfällt und was sich in den anderen Gruppen noch abspielt. Diese Rechenoperationen würden den Rahmen jetzt aber in der Tat sprengen.
Kommen wir also noch einmal zurück zum Szenario mit dem österreichischen Unentschieden gegen die Ukraine. Dann würde das Nationalteam als Dritter ziemlich sicher in die K.o.-Phase einziehen. Ob diese Partie dann am Montag in Bukarest oder am Dienstag in Glasgow über die Bühne geht, hängt auch von den anderen Gruppen ab und kann im „schlimmsten“ Fall ebenfalls erst am Mittwoch klar sein.

Eben weil man sich auf komplizierte Rechenspielchen nicht einlassen will, gibt Kapitän Alaba die Marschroute vor: „Wir wollen das Spiel für uns entscheiden und so Geschichte schreiben.“ Es wäre die erste Teilnahme eines österreichischen Herren-Fußballnationalteams an einer K.o.-Phase bei einem Großereignis seit der Weltmeisterschaft 1954. Und bei all der Rechnerei: 67 Jahre ohne K.o.-Phase sind zu lange.