Die vielleicht beste Nachricht der bisherigen EM: Christian Eriksen hat nach dem erfolgreichen Einsetzen eines ICD-Defibrillators das Krankenhaus in Kopenhagen verlassen. Dem dänischen Fußball-Star drohen aber offenbar Schwierigkeiten bei seinem italienischen Klub Inter Mailand. Es sei in Italien verboten, mit einem ICD-Gerät Spitzensport zu betreiben, sagte Lucio Mos, der Vorsitzende des italienischen Sportkardiologen-Verbandes, bei "Radio Punto Nuovo". "Die Protokolle sind in Italien sehr streng. Daher scheint es mir unmöglich, dass wir Eriksen im italienischen Wettbewerb wiedersehen."

Der 29-jährige Spielmacher der Dänen erlitt am Samstag während des EM-Spiels gegen Finnland einen Herzstillstand und musste wiederbelebt werden. Am Donnerstag gab der dänische Verband bekannt, dass ihm als medizinische Konsequenz daraus ein ICD-Defibrillator implantiert werde. Dieses Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird bei Menschen mit erhöhtem Risiko für Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Die Elektroden liegen direkt in der Herzkammer, kommt es zu einem Flimmern dieser, wird automatisch ein elektrischer Impuls ausgelöst. Laut Mittelung des dänischen Verbandes habe Eriksen auch schon das Nationalteam in dessen EM-Quartier in Helsingör besucht. Von dort werde er nach Hause reisen und Zeit mit der Familie verbringen. Es gehe ihm "den Umständen entsprechend gut", sagte er und bedankte sich für die vielen Genesungswünsche. "Es war wirklich großartig, die Jungs nach dem fantastischen Spiel, das sie letzten Abend gespielt haben, wiederzusehen", sagte Eriksen. 

Allerdings ist es noch zu früh, um genau abzusehen, wann Eriksen möglicherweise wieder Leistungssport betreiben kann und wie lange er den Defibrillator im Körper tragen muss. Nicht überall ist es verboten, mit einem permanent implantierten Defibrillator im Profi-Fußball aktiv zu sein. In der holländischen Eredivisie oder auch in der englischen Premier League ist es beispielsweise erlaubt, Eriksen war bereits in beiden Ligen aktiv (Ajax Amsterdam, Tottenham Hotspur) und könnte nun möglicherweise in eine zurückkehren.

Daley Blind spielt auch mit Defibrillator

Bei Ajax hatte Eriksen auch einige Jahre gemeinsam mit dem niederländischen Teamspieler Daley Blind zusammengespielt. Auch dem 31-Jährigen wurde infolge einer Herzmuskelentzündung im Dezember 2019 ein Defibrillator implantiert worden, seit Februar 2020 steht der Sohn von Ajax-Legende Danny wieder auf dem Fußballplatz und nimmt auch aktuell an der EM teil. Beim 3:2-Sieg seines Teams gegen die Ukraine wurde Blind unter Tränen ausgewechselt, nachdem Eriksen am Vortag zusammengebrochen war.

Bei einer Medienrunde des dänischen Verbandes mit Teamchef Kasper Hjulmand und Pressesprecher Jakob Höyer gab es am Freitag auch keine Bestätigung für eine Meldung der "Gazzetta dello Sport", derzufolge Eriksen bereits operiert worden sein soll. "Wir haben keine Neuigkeiten. Wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir sie bei Twitter bekanntgeben", sagte Höyer.

Auch Hjulmand betonte am Freitag: "Wir haben guten Kontakt zu Christian. Und wir freuen uns sehr, dass es ihm noch gut geht. Aber Christian durchlebt schwierige Wochen und wir wissen noch nicht, was uns erwartet. Wir können nur sagen, dass wir für ihn da sind." Medienberichten zufolge dürfte Eriksen schon am Freitag oder spätestens am Samstag aus dem Krankenhaus unweit des Parken-Stadions in Kopenhagen entlassen werden.