Der im Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland zusammengebrochene dänische Nationalspieler Christian Eriksen befindet sich in Kopenhagen im Krankenhaus in stabilem Zustand, es geht ihm so weit gut. Das ist auch tags darauf noch die schönste Nachricht des bisherigen EM-Geschehens. Vom dänischen Verband heißt es: "Wir haben am Morgen mit Christian Eriksen gesprochen, der Grüße an das Team sendete. Sein Zustand ist stabil und er bleibt für weitere Untersuchungen im Krankenhaus."

Es waren höchst bange Minuten in der Arena Kopenhagen, als der Inter-Star plötzlich zusammenbrach und minutenlang reanimiert werden musste. Fans lagen sich unter Tränen in den Armen, sprachen einander Mut zu, die Spieler bildeten ebenfalls weinend einen Kreis als Sichtschutz vor ihrem Mitspieler. Gegner Finnland sammelte sich am anderen Ende des Spielfeldes und hoffte für Eriksen.

Am Ende konnte die Partie bekanntlich fortgeführt werden, die Finnen siegten 1:0. Alles in Absprache mit Eriksen, den man im Krankenhaus erreichen konnte und der sagte, seine Dänen mögen dieses Spiel doch zu Ende bringen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, dafür war der heimliche Held des Abends zu großem Teil verantwortlich. Kapitän Simon Kjaer wuchs während der dramatischen Vorkommnisse über sich hinaus. Nicht sportlich. Menschlich.

Der Innenverteidiger war der Erste, der zu Eriksen gelaufen war und in der Folge einen kühlen Kopf bewahrte. Der Milan-Innenverteidiger verhinderte sogleich, dass sein Mitspieler und einer seiner besten Freunde seine Zunge verschluckte. Zudem erkannte er sofort, dass die Lage ernst sei und rief das medizinische Personal.

Auch dass die Dänen in der Folge einen Sichtschutz um Eriksen bildeten, war von Kjaer veranlasst. Zusammen mit Thomas Delaney wurden die Mitspieler animiert, einen Kreis um ihren Star zu bilden. Während die meisten Spieler nicht hinschauen konnten, war Kjaer stets hellwach, beäugte die Taten der Sanitäter genau. Auch als die Freundin von Eriksen, Sabrina Kvist Jensen, unter Tränen an den Spielfeldrand rannte, nahm Kjaer sie in den Arm. Zusammen mit Torhüter Kasper Schmeichel wurde sie getröstet. Aber auch einige Spieler konnten ihre Emotionen nicht mehr verstecken, je länger es dauerte. Kjaer war für jeden einzelnen da, mahnte, jetzt bloß nicht den Mut zu verlieren. Mit Erfolg.

Ergebnis Nebensache

Dass die Dänen dieses Spiel am Ende 0:1 verloren, war mehr als zweitrangig. "Die Spieler wollten unbedingt spielen, es auch hinter sich bringen, auch wenn einige eigentlich nicht bereit waren. Aber wir haben unglaubliches versucht", sagte Trainer Kasper Hjulmand, der nach dem Spiel ebenso mit den Tränen zu kämpfen hatte.

Auch die Finnen hatten ihre Gedanken an diesem Abend nur zum Teil beim historisch ersten Sieg bei der allerersten EM-Teilnahme. "Es ist unglaublich, wie der Fußball uns einen kann. Wir haben zusammen beschlossen, weiterzuspielen. Die Fans auf den Tribünen standen hinter Eriksen, egal von welcher Nation sie waren", fasste Siegtorschütze Johan Pohjanpalo zusammen.

Kjaer blieb im Hintergrund, er war wohl auch irgendwie erleichtert, dass dieser Tag ein Ende genommen hatte. Der 32-jährige Routinier, der als echter Wandervogel bezeichnet werden kann, schon in Deutschland, Spanien, Türkei, Frankreich und Italien bei Top-Adressen spielte, wird nun sicher eine starke Schulter und ein Ohr für seine Mitspieler haben, um dieses Turnier für Eriksen zumindest zu Ende spielen zu können.