England - Kroatien, 15 Uhr

Es ist der erste große Schlager der Fußball-EM. Englands ambitioniertes Team empfängt heute (15.00 Uhr/live ORF 1) in London Vize-Weltmeister Kroatien. Mit lauten Tönen hielten sich die "Three Lions" zwar zurück. Die Erwartungen an die junge Truppe von Gareth Southgate sind ob ihres Potenzials aber groß. Zum Auftakt sollen die bösen Geister von 2018 vertrieben werden, als im WM-Halbfinale gegen die Kroaten mit 1:2 nach Verlängerung Endstation war.

Die Chancen der Engländer, ihre seit der WM 1966 andauernde Titel-Durststrecke zu beenden, sind groß, wie lange nicht - zumal sie auch diesmal so etwas wie Heimvorteil genießen. Nicht nur ihre drei Gruppenspiele, auch ein mögliches Achtelfinale, Halbfinale und Finale könnten sie im Wembley bestreiten. 22.500 Zuschauer sind dort in der Corona-Pandemie vorerst zugelassen.

Seit Wochen rätseln sie unter anderem über Englands Aufstellung. Southgate hat die Qual der Wahl. Der Unglücksrabe der Heim-EM 1996, als er im Halbfinale gegen Deutschland im Elferschießen vergab, hat ein übervolles Reservoir an Talenten zur Verfügung - und damit an mehreren Positionen ein Luxusproblem. Hochkarätern wie Manchester Uniteds Marcus Rashford oder Dortmunds Jadon Sancho droht die Ersatzbank.

Als gesetzt gelten lediglich Torhüter Jordan Pickford, Innenverteidiger John Stones, der defensive Mittelfeldspieler Declan Rice, Kreativmann Mason Mount und Stürmerstar Harry Kane. Ansonsten ist davon auszugehen, dass Southgate nach einer intensiven Corona-Saison in der Gruppenphase viel rotieren wird. Der Ex-Verteidiger weiß um die Sehnsucht der Fans. "Ich denke, wir müssen realistisch sein, wir müssen mit dieser Erwartungshaltung leben", sagte Southgate.

Selbstbewusstsein

"Wir haben die Qualität, das Talent und das Selbstbewusstsein, um jeden Gegner schlagen zu können", sagte Kroatiens-Trainer Zlatko Dalic. "Wir werden versuchen, die Magie der WM in Russland wieder aufleben zu lassen." Mit dabei ist unter anderem der in Linz aufgewachsene Mateo Kovacic, der mit Modric im Mittelfeldzentrum die Akzente setzen soll. "Das Wichtigste ist, dass wir ruhig und konzentriert sind", sagte der 27-Jährige am Freitag im EM-Quartier der Kroaten in Rovinj.

Kovacic hat vor zwei Wochen mit Chelsea die Champions League gewonnen - wie zuvor auch dreimal als Kaderspieler von Real Madrid. In Kroatien ist die Anerkennung für den gebürtigen Oberösterreicher aber noch nicht so groß. "Es stimmt, dass ich in der Nationalmannschaft bisher nicht mein bestes Spiel abgeliefert habe." Das soll sich 2021 ändern. "Ich fühle mich jetzt viel kraftvoller und reifer."

Niederlande - Ukraine, 21 Uhr

Beim seinem EM-Auftakt gegen die Ukraine will das Fußballnationalteam der Niederlande (21.00 Uhr/live ORF 1) mit einem Sieg aus dem Tal der Tränen tauchen. Der Hunger auf Erfolg ist nach zwei verpassten Endrunden in Folge groß, "Oranje" kann zudem in allen drei Spielen der Österreich-Gruppe C in Amsterdam auf den Heimvorteil bauen. Doch die Zweifler wurden zuletzt wieder lauter, die Euphorie lässt auf sich warten.

Der Auftakt in die WM-Qualifikation ging im März mit einer Niederlage in der Türkei kräftig daneben, auch die Testspiele kurz vor der EM waren keine Leckerbissen. 2:2 gegen von Corona geschwächte Schotten, 3:0 gegen zweitklassige Georgier. Der Auftaktpartie kommt daher große Bedeutung zu, ehe am 17. Juni Österreich wartet. "Wenn du das nicht gewinnst, geht das zulasten von allem. Der Stimmung, die Medien fallen über dich her. Und dann kannst du schnell die Lachnummer werden, so wie 2012", sagte Ex-Nationalspieler Wesley Sneijder. Damals schieden die Niederländer in Polen und der Ukraine bei der EM nach drei Niederlagen sang- und klanglos in der Vorrunde aus.

Auf Sieg

Die Ukraine, deren Vorbereitung auch von den Diskussionen um die Verwendung einer nationalistischen Losung auf den Dressen geprägt war, hat das Zeug zur Überraschung, ließ es in den vergangenen Jahren aber an Beständigkeit vermissen. Im März gelang in der WM-Qualifikation ein 1:1 bei Weltmeister Frankreich, danach aber gab man zu Hause Punkte gegen Kasachstan und Finnland ab.

Dennoch will sich die Truppe von Trainer Andrij Schewtschenko nicht verstecken. "Wir werden gegen jeden Gegner nur auf Sieg spielen", sagte Angreifer Artem Besedin von Dynamo Kiew." Auf Unentschieden zu spielen, wäre falsch. Wir haben sehr hohe Ambitionen."