Andreas Ulmer hat schon viel erlebt in seiner langen Fußballer-Karriere und er könnte ein Lied davon singen, wie nahe Triumph und Scheitern beieinanderliegen, oder vor Zorn in die Tasten hauen in der Wut über die verlorenen Gruppenphasen. Aber der 35-Jährige ist ein eher stiller Typ, der es inzwischen in aller Ruhe auf 499 Pflichtspiele für Red Bull Salzburg gebracht hat und damit heute im Champions-League-Play-off-Rückspiel gegen Bröndby ein seltenes Jubiläum begeht. Das macht ihn schon stolz, den Routinier, und das zu Recht.

Ulmer war seit 2009 immer dabei, wenn sein Team Anlauf nahm und regelmäßig daran vorbeiflitzte, aber auch, als es 2019 erstmals gelang, den Bann zu brechen und in die Königsklasse aufzusteigen. 2020 wiederholte sich das Schauspiel. Nun wollen sich die schon längst auf den Geschmack gekommenen Salzburger den Appetit vom in der Meisterschaft sieglosen aktuellen dänischen Tabellenneunten nicht verderben lassen und zum dritten Mal in Folge die Duelle mit der europäischen Klubfußball-Elite auskosten. Denn es gibt sehr viel zu gewinnen.

Das wären einmal die Partien gegen die Topvereine, da ist allerlei möglich, zum Beispiel Alabas Real Madrid, Demirs Barcelona oder Pogbas Manchester United (Topf 2). Dazu gesellen könnte sich (wie im Vorjahr) der FC Bayern (1) und – aus dem vierten Topf auch noch der AC Milan. Das wäre jedoch die Hardcore-Variante. Leipzig, Ajax oder Porto würden sich die Salzburger ersparen.

Millionenregen in Aussicht

Dann gibt es selbstverständlich die finanzielle Abgeltung. 15,64 Millionen Euro wandern im Fall des Einzugs in die Gruppenphase auf das Klubkonto, jeder Sieg bringt zusätzliche 2,8 Millionen, ein Remis immerhin noch 930.000 Euro, dazu kommen noch nicht zu verachtende anteilige Restbeträge.

Und schließlich würden die Salzburger einen enormen Beitrag für den heimischen Fußball leisten. Schon in der kommenden Saison ist dem österreichischen Meister der Platz in der Gruppenphase garantiert, ein Sieg im Play-off könnte den dafür nötigen zehnten Platz auch für das darauffolgende Spieljahr absichern. Das unmittelbar vor Österreich (vier Vereine) liegende Russland ist nur noch durch zwei Klubs vertreten.

Im Bröndby-Stadion ist mit einer hitzigen Atmosphäre zu rechnen. „Die Fans werden alles geben, aber wir werden darauf vorbereitet sein“, sagt Trainer Matthias Jaissle, von 2017 bis 2019 Co-Trainer beim heutigen Gegner.