Martin Pucher, ehemaliger Bankenchef der in einen Finanzskandal verwickelten Mattersburger Commerzialbank, ist laut eigener Aussage ein Toto-Millionär. Wie die "Kronen Zeitung" (Montag-Ausgabe) aus dem Protokoll zu berichten weiß, gab Pucher bei seiner Vernehmung an, alleine vor 1999 rund 60 Millionen Schilling (das wären umgerechnet rund 4,3 Millionen Euro) im Fußball-Wettspiel gewonnen zu haben. Insgesamt habe er rund sieben Millionen Euro im Toto gewonnen, gab der Ex-Clubboss des Fußball-Bundesligisten SV Mattersburg demnach an.

Pucher habe erklärt, dass er - wie im Zeitungsbericht zitiert - mit "System" und "Fußballkenntnis" getippt habe. Die Gewinne habe er in Immobilien und anonyme Sparbücher gesteckt.

Auf Nachfrage relativiert Norbert Wess, Rechtsanwalt von Martin Pucher, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung diese Angaben: "Die Einvernahme durch Staatsanwaltschaft und Polizei hat am 11. September stattgefunden und wurde nach 30 Minuten wieder abgebrochen, da einer der Polizisten unter Corona-Verdacht gestanden ist. Wir haben das Protokoll dieser Einvernahme danach nicht gesehen, Martin Pucher hat es nicht unterschrieben."

"Keine 60 Millionen Schilling..."

Dennoch bestätigt Wess der Kleinen Zeitung, dass Pucher "in einer Spielgemeinschaft mit einem Zweiten" in den Jahren, als Toto noch lukrativ war, "eine Zeit lang System gespielt hat". Dass Pucher und sein Spielpartner dabei 60 Millionen Schilling gewonnen habe, bestätigt Wess aber nicht. "Die beiden haben aus dem Cashflow heraus weitergespielt, also die Gewinne immer wieder ins Spiel gesteckt." So seien rund 40 Prozent der Ausschüttungen ins Toto-Spiel zurückgeflossen. Es soll auch ein Buch mit den Spielaufzeichnungen geben. "Wir werden versuchen, das so genau wie möglich zu rekonstruieren", sagt Wess.

Der Anwalt betont in diesem Zusammenhang abermals, dass Pucher außer dem Wohnhaus in Hirm, das er mit seiner Frau besitzt, "kein nennenswertes Privatvermögen" angesammelt habe. Vor Kurzem suchte Pucher um die Alterspension an.

Pucher steht bei seinem Privatkonkurs laut eigenen Angaben Passiva in Höhe von rund 65 Millionen Euro gegenüber. Er war nach dem Auffliegen des Bilanzfälschungsskandals als Chef der Commerzialbank zurückgetreten. Laut letzten Schätzungen beträgt der Schaden bis zu 690 Millionen Euro. Der von der Bank großzügig unterstützte SV Mattersburg musste Konkurs anmelden und verschwand damit aus der Bundesliga.