Kapfenbergs Präsident Erwin Fuchs versucht gar nicht erst tiefzustapeln und die Glückwünsche zum Aufstieg in die Bundesliga, dem ersten seit 41 Jahren, zurückzuweisen. "Wenn wir neun Punkte in drei Runden noch verspielen, sind wir nicht geeignet für den Fußball", schmunzelt der "Ober-Falke" nach einer tollen Saison. Der Höhenflug seiner Mannschaft, die sportlich am Ende der letzten Saison eigentlich in die Regionalliga gestürzt war, ist für Fuchs kein Mysterium. Im Gegenteil. Auf der Suche nach den Gründen für das Phänomen Kapfenberg muss er nicht lange überlegen. "Die Mannschaft war letztes Jahr nicht so schlecht, wie sie ausgesehen hat. Die Niederlagenserie hat die Burschen zusammengeschweißt und sie wollten heuer einfach allen zeigen, was sie drauf haben."
Umdenken. Zudem hat mit Trainer Werner Gregoritsch ein Umdenken eingesetzt. Statt zu "Bürozeiten" also zwischen 7 und 15 Uhr, wird jetzt versucht, die Trainingszeit an den Spieltermin anzupassen. "Außerdem trainieren wir jetzt viel mehr als vorher. Denn warum sind die anderen Nationen besser? Weil sie mehr arbeiten. Der Tscheche an sich spielt ja nicht von vornherein besser als der Österreicher." Die Binsenweisheit als Erfolgsrezept sozusagen. An dieser Stelle hebt er seinen Trainer besonders hervor, der mit alten Trainingsmethoden aufräumt und auch keine Zweifel an seiner Arbeit aufkommen lässt. "Endlich", so Fuchs weiter, "haben die Spieler auch begriffen, dass sie letztlich für sich selbst trainieren und spielen und nicht für mich. Wer besser spielt, verdient mehr. So einfach ist das." Und schließlich und endlich hat jeder im Trainerstab seine fixen Aufgaben, die er erfüllen muss. Auch ein Novum in Kapfenberg. "Ich hatte schon Trainer, da haben drei zugeschaut und einer hat aufwärmen lassen."
"Nachtragende Obersteirer". Nur warum die Zuschauer nicht auf den KSV fliegen und das Stadion stürmen, ist dem Präsidenten ein Rätsel. "Wenn einmal 5000 da waren, haben wir verloren. Dann dauerte es wieder ein Jahr. Vielleicht ist der Obersteirer ein bisschen nachtragend."
KLAUS MOLIDOR