"Rainman" Benjamin Karl hat zum Ausklang von Olympia eine weitere Snowboard-Medaille geholt. Der Sieg und damit Gold ging an die kanadische Snowboard-Legende Jasey Jay Anderson. Karls Silber ist nach drei Bronzenen die vierte ÖSV-Olympiamedaille im Snowboard.

"Das ist der absolute Hammer, ich bin einfach nur glücklich und zufrieden", sagte Karl. "Mir sind die Tränen schon fast gekullert, als ich wusste, dass ich eine Medaille fix hab." Natürlich blieb auch kleiner Ärger über den einzigen Fahrfehler an diesem Tag, der ausgerechnet im finalen Lauf passierte. "Ich war super drauf, aber ein kleiner Ritzer - und es ist vorbei. Mit Gold hat es nicht sein sollen, aber es kommen noch weitere Olympische Spiele. Das ist eine sehr wichtige Medaille für die österreichischen Snowboarder."

Karl war im 16er-Feld mit vielen Routiniers (Zuschauerin Brigitte Köck: "Sieben sind schon gefahren als ich noch aktiv war") zunächst souverän. Der 24-jährige Wilhelmsburger setzte sich in der ersten K.o.-Runde gegen den italienischen Außenseiter Aaron March ebenso souverän durch wie im Viertelfinale gegen den Slowenen Zan Kosir und im Halbfinale gegen den Franzosen Mathieu Bozzetto.

Eine Medaille bereits fix in der Tasche war der "Flachländer" aus dem Voralpenland auch im großen Finale gegen Anderson zunächst souverän. Im Duell Slalom- gegen Riesentorlauf-Weltmeister fuhr der Österreicher gewaltige 0,76 Sekunden Vorsprung auf den kanadischen Routinier heraus. Doch als es um alles ging, machten zwei kurze Unkonzentriertheiten doch noch alles noch zunichte.

Für den 34-jährigen Anderson war es hingegen eine Erlösung. In 14 Jahren hatte "J.J." alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, der Kanadier war auch vierfacher Weltcup-Gesamtsieger. Eine Olympia-Medaille hatte er aber bis Samstag noch nie geschafft, die erste war damit gleich aus Gold. Ähnliches galt für Bozzetto, der sich wie Anderson mit der letzten Chance Bronze und damit ebenfalls im letzten Abdrücker seine erste Olympia-Medaille sicherte. Die PGS-Herren erhielten ihr Edelmetall gleich anschließend im Zielstadion.

Einen Tag nachdem schon die Damen bei Regen und Sturm ihren PGS ausgetragen hatten, herrschte am Cypress Mountain am Samstag Weltuntergangs-Stimmung. Während sich draußen Sturzbäche den Weg ins Tal bahnten, mussten im tropfenden Medienzelt zusätzliche Planen aufgespannt werden, um die Berichterstattung zu gewährleisten. Die 4.000 Zuschauer im Freien waren aber echte Fans und hatten trotz des miserablen Wetters, bei dem man an sich keinen Hund vor die Tür jagt, ihren Spaß.

Für die hoch gehandelte ÖSV-Truppe begann der Bewerb allerdings alles andere als verheißungsvoll. Routinier Siegfried Grabner und Ingemar Walder scheiterten schon in der Qualifikation, wobei Grabner nach nur wenigen Sekunden stürzte. Quali-Sieger Prommegger, wie Karl als einer der Topfavoriten gestartet, schied dann gleich in der ersten K.o.-Runde aus.

Der 29-jährige Salzburger, in der Eliminationsrunde noch klar der Schnellste Mann im Feld, riss gegen den 37-jährigen US-Amerikaner Chris Klug schon im ersten Lauf mit 0,88 Sekunden einen zu großen Rückstand auf. Selbst seine beherzte Fahrt im Retourlauf nützte nach einem neuerlichen Fehler im unteren Teil nichts mehr. Der Salzburger warf sich zwar noch verzweifelt über die Ziellinie, schied aber mit einem Gesamtrückstand von 0,25 Sek. aus.

"Ich habe im Finale nicht mehr die Sicherheit gehabt", erklärte Prommegger, der das letzte Weltcuprennen vor Olympia gewonnen und davor drei Mal in Folge Platz zwei belegt hatte. "Das Gefühl in der Qualifikation war super, aber ich habe jetzt zu viele Fehler gemacht. Ich bin enttäuscht", sagte der Mann aus St. Johann.

Riesenpech hatte Grabner, für den Olympia nur wenige Sekunden dauerte. Der Routinier aus Kärnten, der wegen einer Knöchelverletzung vor den Spielen zwei Monate pausieren hatte müssen, stürzte im ersten Lauf kurz nach dem Start und zerstörte beim Einschlag ins Netz auch noch sein Eigenbau-Board.

"Ich bin gut weggekommen und habe mich super gefühlt. Bei der Banane (Doppeltor, Anm.) bin ich aber zu aggressiv gefahren. Ein leichter Fahrfehler, es hat mich ausgedreht", erzählte der Kärntner enttäuscht. Zumindest blieb sein verletzter Fuß heil. Der bereits 34-jährige Bronzemedaillen-Gewinner von Turin wird zumindest noch eine Saison weiterfahren.