Es war eine willkommene Abwechslung und ein fast perfektes Ablenkungsmanöver. Am Samstag kam wieder einmal Jubelstimmung in Old Trafford auf, Wayne Rooney hatte mit allen vier Treffern zum 4:0 über Hull auf den Auslöser gedrückt und für einen hausgemachten Erfolg der Marke Manchester United gesorgt. Nun würden sie von der Spitze lachen, die "Red Devils", wenn ihnen das Lachen nicht längst vergangen wäre. Denn die blanke Not hat Besitz ergriffen vom englischen Meister, der in der Ära des Alex Ferguson Liverpool einstellte und zum Rekordchampion aufstieg. Ein Schuldenberg von umgerechnet über 800 Millionen Euro lastet auf dem noch vor wenigen Jahren reichsten Fußballverein der Welt. Der Traditionsklub wird von einer "Heuschreckenplage" heimgesucht, die ihn völlig zu verwüsten droht. Der amerikanische Investor Malcolm Glazer hat ManU gemeinsam mit seinen Söhnen an den Rand des Abgrunds geführt. Wie konntes es dazu kommen?

Finanzkrise

Glazer hatte 2005 die Mehrheit am Klub erworben, auf Pump und die Darlehen sodann auf den Verein umgeschrieben. Mit der Finanzkrise nahm das Unheil seinen Lauf. Glazer wurde voll getroffen und ManU mitgerissen. 2009 fielen Zinsen in der Höhe von 46 Millionen Euro an. Der Klub wird zum Anschauungsobjekt dafür, wie man einen Fußballklub zugrunde richten kann, denn der reine Spielbetrieb wirft hohe Gewinne ab. Schließlich ist die 75.000er-Arena in Old Trafford fast immer ausverkauft. Der Erlös aus dem Rekord-Verkauf von Cristiano Ronaldo an Real Madrid von 94 Millionen Euro hielt dennoch lediglich den Verlust in Grenzen. Weiteres Indiz für den wirtschaftlichen Engpass war der Verzicht auf den Erwerb von Bayern-Star Franck Ribery. Nach einer ersten Anfrage hat man nie mehr etwas von United gehört. Was die Fans besonders empört, ist der Umstand, dass sich die Familie Glazer in den vergangenen Jahren fast 30 Millionen Euro privat genehmigte.

Nun wurde eine Rettungsaktion gestartet, deren Ausgang noch offen ist. Denn schon ziehen wilde Spekulationen ihre Kreise, der Klub wird eingeschnürt. So ist bereits vom Verkauf von Old Trafford die Rede, ja sogar das übelste Szenario, nämlich der Zwangsabstieg aus der Premier League, wurde schon medial verbreitet. Also warb Geschäftsführer David Gill in den vergangenen Tagen weltweit um den Klu. Neue Investoren sollten für Manchester United gewonnen werden und er scheint vorerst erfolgreich gewesen zu sein. Mehr als 500 Millionen Euro kamen zusammen, das soll für eine Umschuldung reichen. Allerdings handelt es sich um Hochrisiko-Papiere, was zum Schluss verleiten kann, dass eine Heuschrecke die andere frisst. Mittlerweile wären ManU Mäzene längst weitaus lieber als gierige Investoren. So einer wie Chelsea-Financier Roman Abramowitsch. Doch dieser gehört zu den Ausnahmen. Manchester United ist nur der prominenteste Fall der raumgreifenden Turbokapitalisierung im englischen Profifußball.