England vergöttert seine Fußballer-Heroen. Aber wehe, einer bleibt hinter den Erwartungen zurück. Vor dem richtungsweisenden zweiten Spiel der "Three Lions" heute gegen Uruguay ist über jenen Mann eine emotionale Diskussion entbrannt, der eigentlich der Heilsbringer sein soll: Wayne Rooney.
Seit seinem eher dürftigen Auftritt gegen Italien (1:2), wo auf dem ungewohnten linken Flügel zum Einsatz kam, wird sein Platz im Team mehr denn je infrage gestellt. "Er sieht jede Saison immer lethargischer aus", schrieb "The."Guardian". Für andere Medien wirke Rooney wie ein Auslaufmodell. Die "Daily Mail" meinte sogar sarkastisch, dass es nun der knapp elfmonatige Prinz George richten sollte.
Auch Ex-Teamspieler kratzen am Image Rooneys. "Wenn er nicht auf der Zehner-Position spielt, sollte man ihn ganz rausnehmen. Für die Außenpositionen gibt es bessere Spieler", so Alan Shearer.
Von dem früheren Wunderkind aus Liverpool wird viel erwartet. Und der 28-jährige Stürmer von Manchester United zählt noch immer zu den besten Stürmern Europas.
Warten auf erstes WM-Tor
Doch seine Bilanz bei WM-Endrunden ist jämmerlich: Nach neun Spielen wartet er immer noch auf ein Tor auf der weltgrößten Fußballbühne. Im schlimmsten Fall hat er in Brasilien nur noch zwei Spiele Zeit, dies zu ändern.
Dabei hat Rooney vor der WM sogar noch vom Titel gesprochen. Er will jedenfalls nichts dafür unversucht lassen. Um in Form zu kommen, schob er nach dem Italien-Spiel Extraschichten und trainierte mit den Ersatzspielern. Einige Medien interpretierten dies als eine angebliche Verbannung Rooneys in die B-Elf.
Doch auch die Teamkameraden stehen nicht mehr geschlossen hinter ihm. Wie sehr die Mannschaft das anhaltende Theater um seine Person nervt, machte Routinier Frank Lampard klar. Rooney sei zwar ein "großer Spieler", es sei aber "schädlich", sich immer nur auf ihn zu konzentrieren.
Nur eine Person steht voll hinter Rooney: seine Ehefrau Coleen. Mit 15 Koffern und den beiden Söhnen reiste sie am Dienstag nach Brasilien, um ihrem Wayne seelischen Beistand zu leisten (siehe S. 18).
FRANZ HOLLAUF