Marc Janko hat die Zeit der Ungewissheit hinter sich. Der 31-jährige Stürmer, der für das ÖFB-Nationalteam in 40 Einsätzen bisher 17 Tore geschossen hat, wagt den Sprung nach Australien, wo er vorerst für ein Jahr mit Option auf Verlängerung für den Sydney FC stürmen wird. Janko ist bereits in Sydney und wird am Montag erstmals mit seinen neuen Mannschaftskollegen trainieren.

Janko, der als Nachfolger des scheidenden italienischen Stars Alessandro del Piero geholt wurde, hat Anfang Juli seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Trabzonspor aufgelöst. Der Niederösterreicher war in der Türkei nicht glücklich geworden und hatte bereits seit Anfang Mai erste Kontakte mit den sehr interessierten Funktionären der "Sky Blues".

"Die Zeit, in der ich jetzt vertragslos bin, war jetzt doch schon etwas länger. Insofern ist auch irgendwo die Unruhe ein bisschen größer geworden. Ich bin froh, mich jetzt wieder einer Mannschaft anschließen zu können", meinte ein erleichterter Janko am Donnerstag gegenüber der APA. "Sydney hat sich außergewöhnlich um mich bemüht, sowohl das Trainerteam als auch die Funktionäre und die Besitzer haben alles gegeben, dass sie mir ein gutes Gefühl gemacht haben", berichtete der 1,96-m-Stürmer.

Janko hat in den vergangenen Wochen Erkundigungen über den australischen Fußball eingeholt und wollte freilich auch für eventuelle künftige Aufgaben nicht ganz aus dem Blickfeld der europäischen Clubs geraten. Doch dies wurde von vielen Seiten entkräftet. "Bei einigen Spielen sitzen etliche Scouts aus allen europäischen Ligen auf den Tribünen, weil eben die australischen Spieler zunehmend interessanter werden, dazu auch wenig kosten", schilderte Janko und ergänzte, "wenn ich hier gut spiele, dann bin ich auf jeden Fall in den Notizblöcken der europäischen Clubs."

Dies soll aber keineswegs heißen, dass Janko sich einen längeren Aufenthalt gar nicht vorstellen kann. "Ich bin nicht gekommen, dass ich nach einem Jahr dezidiert wieder weg will. Mal schauen, wie wir uns beide 'riechen' können, ich habe ein sehr gutes Gefühl. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier länger zu bleiben, wenn der sportliche Erfolg da ist", versicherte der Stürmer.

Und auch Bedenken, dass dieser Wechsel seiner Nationalteam-Karriere schaden könnte, konnte Janko in Gesprächen mit Teamchef Marcel Koller ausräumen. "Ich habe schon vor dem Tschechien-Länderspiel mit ihm gesprochen. Er meinte, wenn ich das machen sollte, bedeutet das dezidiert nicht das Ende meiner Nationalteamkarriere." Koller äußerte sich am Donnerstag durchaus erfreut über den Wechsel von Janko: "Ich begrüße, dass Marc wieder ein Team gefunden hat, bei dem er dann voll integriert ist und wieder mit der Mannschaft trainiert. Er kommt auch wieder zu Einsätzen und sammelt Spielpraxis."

Natürlich sei Australien weit weg und es gäbe die Zeitverschiebung. "Man muss sich anschauen wie das funktioniert." Es bestehe die Möglichkeit, business class nach Österreich zu fliegen, damit der Flug nicht dermaßen anstrengend sei. "Marc ist für mich auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und ich baue auf ihn. Ich möchte das alles einmal abwarten und schauen wie sich das einspielt, wie er sich entwickelt. Mehr werde ich erst im Laufe des Herbst sagen können."

Auch von Sydney-Coach Graham Arnold, der seit Mai im Amt ist und den in der vergangenen Saison fünftplatzierten Club zum Titel führen soll, gibt es für Europa-Trips in Sachen Nationalteam im Voraus grünes Licht. Und an seinem eigenen Commitment für die rot-weiß-rote Elf ließ Janko schon gar keine Zweifel aufkommen. "Mir ist auf jeden Fall keine Reise der Welt zu weit, um für mein Heimatland zu spielen. Ich bin bereit, jegliche Strapaze auf mich zu nehmen."

Und auch wenn die australische Meisterschaft erst Anfang Oktober beginnt, so will er sich so schnell wie möglich körperlich topfit machen. "Hauptfokus Nummer eins ist, dass ich mich gut auftrainiere. Für die Mannschaft habe ich noch ein bisschen Zeit, aber fürs Nationalteam muss ich Gas geben", hat Janko die am 8. September beginnende EM-Qualifikation (Heimspiel gegen Schweden) im Hinterkopf.

Janko sieht diese erste Zeit in "down under" als eine Art kennenlernen. "Für mich ist es ganz wichtig in dem Jahr, wieder den Spaß am Fußball zu finden, den ich ja doch in den letzten eineinhalb, zwei Jahren in der Türkei ein bisschen aus den Augen verloren habe." Und der Schauplatz könnte dazu beitragen: Der Team-Stürmer, der für die "Himmelblauen" seine Glücksnummer 21 tragen wird, ist erst knapp 24 Stunden in Sydney und von der Stadt und den Gegebenheiten begeistert. Seine Verlobte wird demnächst nachreisen. "Sie freut sich auch schon extrem auf dieses Abenteuer. Sie ist natürlich gehupft, als ich erzählt habe, dass wir vielleicht nach Sydney gehen können. Ich glaube, wir werden uns hier extrem wohlfühlen."

Von Clubseite erhofft man sich für die Anfang Oktober (bis Anfang Mai laufende) A-League-Saison natürlich einiges. "Marc ist ein Stürmer von internationalem Ruf, der für einige der größten und bekanntesten europäischen Clubs gespielt hat. Seine Torbilanz spricht für sich selbst", erklärte der Vereins-Vorsitzende Scott Barlow.

Auch Coach Arnold glaubt, dass Janko perfekt in seine Mannschaft passt. "Marc hat eine außergewöhnliche Torbilanz und ist eine fantastische Erweiterung in unserem Angriff. Ich bin sehr glücklich, dass wir ihn verpflichten konnten." Zudem glaubt der frühere Nationalcoach der "Socceroos", dass Janko mit seiner Größe den gegnerischen Verteidigern viel Probleme bereiten wird.