Mit einem Schuss wird Werner Grissmann am Samstag um 10 Uhr die Bergläufer beim Dolomitenmann ins Rennen schicken. Zum 30. Mal werden dann in Lienz und den Dolomiten die „Härtesten unter der Sonne gesucht“. Aus dem Traum des Ex-Skistars wurde eine der bekanntesten Veranstaltungen im Extremsport und ein Magnet für die besten Athleten der Welt. Der Bewerb ist jedes Jahr ausgebucht, auf der Warteliste sind Hunderte Sportler und neben den Strecken werden auch an diesem Wochenende wieder an die 40.000 Zuseher erwartet. Die Veranstaltung wächst weiter und erstmals gibt es am Freitag die Chance, sich beim „Beat the Gogg“ auf dem berühmten Goggsteig im Berglauf zu versuchen. Der Grizzly selbst, lässt lieber laufen ...

Herr Grissmann, hätten Sie nach dem ersten Dolomitenmann damit gerechnet, dass es 30 Auflagen geben wird?
WERNER GRISSMANN: Nein, vielleicht mit fünf. Ich bin um vier in der Früh aufgewacht und habe mir gedacht: Hallo, hier in Lienz haben wir das größte Stadion der Welt, da brauchen wir nicht herumbauen. Da läuft einer den Berg hinauf, einer fliegt runter, einer paddelt und einer fährt mit dem Rad herum.

Wie war der erste Bewerb?
Da hatten wir zehn Tage vor Nennschluss drei Teams und beim Bewerb waren es 50. Die haben wohl gedacht, das wird lustig, aber da haben sie sich geirrt. Die Paragleitschirme waren nur Fetzen und Mountainbikes hat es so nicht gegeben. Das waren Querfeldeinräder. Die hat es alle zerrissen. Ich habe gesagt, dass sie zumindest den Lenker oder ein Rad ins Ziel bringen müssen.

Gibt es Athleten, die Sie zum Staunen gebracht habe?
Einige, und wir hatten wirklich super Athleten hier. Zum Beispiel Langläufer Wladimir Smirnow. Er ist bei uns gelaufen und wurde danach in Lillehammer Olympiasieger im Langlauf. Er ist mit seinen 95 Kilogramm den Berg hinauf und sogar Achter oder Neunter geworden. Das hätte ich nie geglaubt.

Wen hätten Sie gerne einmal gesehen?
Ole Einar Björndalen hätte ich mir gerne angeschaut. Er war zwei Mal da und hat zugesehen. Er meinte, es passt nicht in das Trainingssystem.

Welche Disziplin würde Ihnen liegen?
Mit dem Erfinden war es getan. (lacht). Nicht einmal das Paragleiten wäre was für mich, weil da muss man auch sehr viel und vor allem bergauf laufen. Ich sehe immer, wie fertig alle sind – ich gebe lieber anderen die Möglichkeit, sich zu quälen.

Ihr Wunsch für die nächsten Jahre?
Wir haben es bislang eigentlich recht unfallfrei geschafft. Es waren ein paar Kleinigkeiten dabei, aber nichts Grobes. Das ist wichtig. Mit den Jahren ist es nicht einfacher geworden. Es gibt immer mehr Auflagen: Das darfst du nicht und das nicht. Es wird immer schwieriger und wir sind ein Familienbetrieb und ich bin ja eigentlich schon fast zu alt für das Ganze...

Also vielleicht einmal nur noch Repräsentationsobjekt...
(lacht) Von der Größe und dem Gewicht her auf jeden Fall, oder eine Kühlerfigur. Nein. Wir haben aber natürlich auch ein Team mit 23 Mitgliedern und die arbeiten wie auch die Klubs alle mit Herzblut mit und am Bewerbstag haben wir 600 Leute im Einsatz.
Der Dolomitenmann ist ausschließlich für Männer und bleibt es auch.

Gab es da im Laufe der Jahre Anfeindungen?
Ja ein paar. Einige Damen wollten auch mitmachen. Warum soll eine Frau da hinauf? Das möchte ich oben nicht sehen, wenn eine Frau zum Beispiel am Kühbodentörl liegt und sich übergibt wie die meisten Herren. Das ist nicht meines, das ist nicht ästhetisch. Bei einem Gespräch auf der Uni in Graz hat mich eine Professorin einmal gefragt, warum keine Frauen erlaubt sind. Ich sagte, dass ich auch gerne Synchronschwimmen würde.

Das gibt es mittlerweile...
Dann muss ich mir was anderes einfallen lassen (lacht). Aber Spaß bei Seite, es wäre ein Wahnsinn, wenn du eine Frau da oben so herumliegen sehen würdest.