Österreichs Eishockey-Nationalteam hat wieder den WM-Aufzug bestiegen. Nach unten. Schwache Torhüterleistungen, zu viele Fehler in der Defensive und potenzielle Leistungsträger außer Form haben dem ÖEHV-Team in Bratislava sieben Niederlagen in sieben Spielen beschert. Am Schluss konnte selbst Aufsteiger Italien mit zehn Spielern der zweitklassigen Alps Hockey League nicht bezwungen werden.

Zehn Jahre lang war Österreich zwischen A-WM und Division 1A gependelt, ehe im Vorjahr in Kopenhagen endlich wieder der Klassenerhalt gelang. Die Vorzeichen standen gut, das zu bestätigen. Gute Leistungen gegen starke Gegner in der Vorbereitung, nur zwei Ausfälle von Topspielern, mit Michael Raffl Verstärkung aus der NHL und mit Italien ein Gegner, den man schlagen muss, will man sich langfristig als A-Nation etablieren, machten optimistisch.

"Was uns das gesamte Turnier das Genick gebrochen hat, waren die defensiven Breakdowns. Die Gegner kommen zu einfach zu Chancen. Wenn wir gut genug wären, wären wir in der A-Gruppe geblieben", erklärte Kapitän Thomas Raffl nach der 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen am Montagabend im direkten Duell um den Klassenerhalt mit Italien.

"Wir waren im zweiten Drittel zu arrogant und haben geglaubt, wir können es runter spielen. Sie haben uns dafür bezahlen lassen", ärgerte sich sein Bruder Michael, der einzige seiner Mannschaft, der mehr als ein Tor (4) erzielt hat.

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Für Roger Bader setzte es nach Aufstieg 2017 und Klassenerhalt 2018 seinen ersten Misserfolg als Teamchef. "Eine sehr bittere Niederlage, ich finde, wir haben sie nicht verdient. Wir waren die deutlich bessere Mannschaft, der Puck ist heute nicht für uns gesprungen", sagte der Schweizer. "Wir müssen überlegen, was alles besser werden muss, um das Produkt österreichisches Eishockey deutlich zu verbessern", erklärte Bader, der noch Vertrag bis Ende der Olympia-Qualifikation (September 2020) hat und von Verbandspräsident Gernot Mittendorfer nach dem Abstieg bestätigt wurde.

Vor dem abschließenden Spieltag der Gruppenphase war sein Team bei den Strafen die Nummer eins und in der Torhüterstatistik mit 83,94 Prozent gehaltener Torschüsse abgeschlagenes Schlusslicht. Nicht wirklich überraschend, waren doch weder David Kickert, Bernhard Starkbaum noch Lukas Herzog Einser-Torhüter bei ihren Vereinen und kamen ohne Matchpraxis zum Team.

Verbandspräsident Mittendorfer erklärte, an einer Lösung für die Torhüter arbeiten zu wollen, Idee gibt es aber noch keine. Neben den Torhütern ist auch die Lage bei den Verteidigern, die sich im Club in den wichtigen Situationen hinter den Legionären anstellen müssen, nicht befriedigend.

Dass in der Liga grundsätzlich zu viele Legionäre spielen, kritisieren Experten immer wieder. Rund 100 sind in den vergangenen Jahren stets bei den acht heimischen EBEL-Vereinen zum Einsatz gekommen. Für die kommende Saison wurde nun das Punktelimit auf 44 begrenzt, womit pro Verein "nur" noch elf Transferkartenspieler möglich sind, danach soll jährlich weiter reduziert werden.

"Wir versuchen, mehr qualitative Eiszeit für österreichische Spieler zu bekommen. Nur so wird es gehen, dass wir bei einer A-WM bestehen können. Ein erster Schritt ist mit der Reduktion der Transferkarten gemacht. Wir wollen das behutsam angehen, damit das Niveau in der Liga erhalten bleibt", sagte Mittendorfer.

Lichtblicke gab es aber auch. Die Verteidiger Julian Payr (18) und David Maier (19), beide im Ausland ausgebildet, zeigten in der Vorbereitung ihr Potenzial, Raphael Wolf schaffte es in den WM-Kader. Der 23-jährige spielte in Dornbirn nur eine Nebenrolle, hat aber mit guten Leistungen in Bratislava Clubs auch aus dem Ausland auf sich aufmerksam gemacht. Im Angriff gab der 19-jährige Benjamin Baumgartner ein erfreuliches WM-Debüt, in Nordamerika hat der 17-jährige Marco Rossi die Scouts begeistert.