Es ist tatsächlich passiert, der Abstieg mit dem niemand so richtig rechnen wollte, ist eingetroffen. Und das im letzten Gruppenspiel gegen eine Mannschaft mit zehn Zweitliga-Cracks. Italien zeigte mehr Herz, ging zweimal in Führung und hatte im Penaltyschießen den besseren Keeper. Aber rollen wir den Albtraum-Abend aus ÖEHV-Sicht der Reihe nach auf:

Wie erwartet gingen sowohl das favorisierte ÖEHV-Team als auch die Italiener im Abstiegsduell in Bratislava nervös in die Partie. Österreich nutzte die Hektik im Spiel erstmals nach knapp Minuten. Da fand Dominic Zwerger mit einem Stangenschuss die erste Chance gegen die aggressiv agierende Truppe um zehn AlpsHL- und fünf EBEL-Spieler vor. Der zuletzt geschonte und erstmals im Turnier von Beginn an spritzig wirkende Liga-MVP Peter Schneider wurde wenig später gleich zweimal per Weitschuss bei Italien-Keeper und Finnland-Legionär Andreas Bernard vorstellig.

Die starke Anfangsphase blieb unbelohnt. Italien, zuvor nicht wirklich im Abschluss gefährlich, ging nach zehn Minuten in Führung. Anthony Bardardo setzte sich im Angriffsdrittel durch und traf aus zentraler Position gegen den wiedergenesenen David Kickert ins kurze Kreuzeck – 0:1. Österreich blieb davon unbeeindruckt und antwortete 85 Sekunden später mit dem Ausgleich. Ein Schuss von Clemens Unterweger von der blauen Linie konnte nur kurz abgewehrt werden, Manuel Ganahl reagierte am schnellsten und verwertete backhand zum 1:1 und gleichzeitig seinem ersten Pflichtspieltreffer der kompletten Saison.

In Minute 17. folgte die völlig verdiente Führung für Rot-Weiß-Rot. Fabio Hofer spielte einen Zuckerpass auf Michael Raffl, der umkurvte Barnard und schob den Puck im Fallen zum 2:1 für Österreich ein.

Katastrophaler Mittelabschnitt

Im Mitteldrittel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Italien war konkreter, energischer - und kam in Minute 34 zum Ausgleich. Angelo Miceli wurde bei seinem Antritt in das Angriffsdrittel nicht entscheidend gestört. Seinen Pass zur Mitte schloss Simon Kostner ungehindert ab. So verdient die Führung nach 20 Minuten auch war, so sehr ging auch der Rückstand nach zwei Abschnitten in Ordnung. Unsicher und inkonsequent trat die ÖEHV-Truppe ab der Spielmitte geschlossen auf. Lediglich Alexander Rauchenwald kolpfte einmal beim gegnerischen Keeper an. Die richtig schwache Leistung bestrafte der völlig alleinegelassene Routinier Marco Rosa (37) in der Schlussminute des zweiten Abschnittes mit der neuerlichen Italien-Führung.

Raffls Doppelpack sorgte für das Herzschlagfinale

Das Bemühen, diese letzten Minuten vergessen zu machen, wurde schon ganz früh nach Wiederbeginn belohnt. Wieder war es die Co-Produktion von Hofer und Michael Raffl, die zum Tor führte. Der NHL-Crack tankte sich im Slot durch und stocherte das Spielgerät über die Linie. Den nächsten Sitzer vergab sein Bruder, Kapitän Thomas, der in Überzahl aus kurzer Distanz nicht zum Erfolg kam (49.). Sekunden später setzte Hofer die Hartgummischeibe an den Pfosten. Weil Großchancen bis zum Ende Mangelware blieben und man eine Unterzahl zu überstehen hatte, musste die Verlängerung für das dramatische Finale im Abstiegskrimi sorgen.

Und da hatte Italien bei Drei-gegen-Drei eigentlich nichts mehr zu melden. Österreich fand durch Komarek oder auch Haudum gute Chancen vor, doch auch wenn Bernard schon geschlagen schien, war immer irgendwie irgendein italienischer Schläger im Weg. Somit musste das Penaltyschießen auch noch herhalten. Und in diesem gab es nach Toren von Konstantin Komarek und Angelo Miceli auch noch ein Verlängerung. Dabei machte Sean McMonagle im siebenten Penalty den ÖEHV-Albtraum wahr. 2020 ist Italien bei der A-WM in der Schweiz dabei, Österreich nicht.

Frankreich ist auch gestolpert

Anspannung machte sich vor der Partie nicht nur in den Kabinen breit. Auch die mitgereisten Journalisten, so erzählt Chefreporter und Ressortleiter Martin Quendler, fieberten auf das Eröffnungsbully hin.

Übrigens: Eine Sensation und den Beleg, dass es in Abstiegsspielen keine Favoriten gibt, lieferte Großbritannien. Der Aufsteiger bezwang im Entscheidungsspiel Frankreich nach 0:3-Rückstand mit 4:3 nach Verlängerung. Damit müssen die Franzosen erstmals seit zwölf Jahren wieder in die Zweitklassigkeit, Weißrussland und Kasachstan stehen als Aufsteiger schon fest.

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