Alles Roger“ lautet ein Slogan des ÖEHV in den sozialen Netzwerken. Wenn man die Ära des Teamchefs Roger Bader im österreichischen Eishockey-Nationalteam verfolgt, durchaus gerechtfertigt. Aufstieg in die Top-Division 2017, Klassenerhalt 2018 und immer wieder attraktive Vorstellungen seiner Truppe. Wie auch beim Österreich-Cup in Klagenfurt gegen Dänemark (2:4), Frankreich (3:2) und Norwegen (2:0). Allesamt gestandene A-Nationen. Vielleicht sind sie nicht in Bestbesetzung angetreten, aber das ist Österreich auch nicht.

Wer glaubt, dass dem 54-jährigen Schweizer der rote Teppich ausgerollt wird, irrt gewaltig. Bader hat sich mit unangenehmen Fragen, fundierten Analysen und unbeirrbarer, hartnäckiger Haltung einige gewichtige Gegner beschert. Doch das beeindruckt ihn nicht. „Es macht mich wütend, wenn behauptet wird, dass Österreich zu wenige gute Spieler hat. Das ist eine Respektlosigkeit sondergleichen“, wetterte er nach dem Sieg gegen Norwegen. Eine unüberhörbare Attacke auf EBEL-Klubs, die an ihrer Import-Schwemme festhalten.

Vier junge Triebwerke

Bader mag vielleicht große Töne spucken. Aber im Gegensatz zu anderen erst, nachdem er Erfolg gehabt hat. Wie immer hielt er auch in Klagenfurt mutig an seinen „vier Triebwerken“ fest. Ungeachtet der Spielsituation schickte er konstant vier Linien auf das Eis. Taktisch hervorragend eingestellt, traten die Österreicher ambitioniert auf. Das Spiel wurde aktiv gestaltet und nie dem Gegner überlassen. Die Stärken werden forciert, mögliche Defizite umschifft. So zeigten Team-Küken wie Daniel Wachter, Stefan Gaffal oder Stefan Häußle, aber auch Philipp Lindner und Lukas Kainz attraktive Vorstellungen auf internationalem Niveau.

Solide Torhüter

Für den nötigen Rückhalt sorgten alle drei Torhüter. Lukas Herzog hat das Potenzial für eine Nummer eins. „Und David Madlener hat Klagenfurt gezeigt, dass er mehr verdient als nur jede fünfte Partie“, so Bader. Einer der stärksten Österreicher war neben dem spielgestaltenden Dominique Heinrich und einem gewohnt auffälligen Thomas Raffl (plus starke Führungspersönlichkeit) besonders Raphael Herburger. Ihm wurde die ungewohnte Center-Position zugeteilt – ein immenser Bonus für Österreichs Mannschaft. Wenn etwas bemängelt werden muss, dann das geringe Zuschauerinteresse. Die couragierten Auftritte hätten sich mehr verdient als die insgesamt nur 4500 Zuschauer bei den Vorstellungen der Österreicher.

Konkurrenzkampf in Offensive

Was das alles für die WM in Bratislava bedeutet? Perfektionist Bader hat ein stabiles, breites Nationalteam samt intaktem Stab aufgebaut. Personell dürfte den Schweizer vor allem in der Offensive ein heißer Konkurrenzkampf erwarten. Eine Steigerung braucht es bei Powerplay und Unterzahl. Dann jedoch sollte wirklich „alles Roger“ bleiben.