In Villach wird heute der ÖEHV-Präsident gewählt. Die Opposition entstammt ebenfalls aus Kärnten. Man hat beinahe das Gefühl, dass es sich die Kärntner wieder richten wollen. Welche Rolle nimmt die Steiermark ein?
PHILIPP HOFER: Die Steiermark ist mittlerweile das stimmenstärkste Bundesland, denn die Zahlen sind in den vergangenen Jahren im Nachwuchs und im Erwachsenen-Bereich deutlich gestiegen. Mit der Akademie-Gründung vor zwei Jahren und den Bundesligavereinen der Herren und Damen sowie der Parasportler sind wir sehr breit aufgestellt. Alles in allem ist die Steiermark ein stark wachsender Verband, der sich weiterhin nach oben orientiert. Mit der Akademie, dem Livestreaming oder dem Hockey-Data-System haben wir in Österreich auch immer wieder eine Vorreiterrolle eingenommen.

Zur Wahl. Belebt Konkurrenz das Geschäft? Immerhin gibt es seit Langem wieder eine zweite Liste?
Das ist ein demokratisches System und eine zweite Liste ist sicher auch eine Motivation.

Wofür?
Um die eigene Arbeit noch genauer zu reflektieren und weiter zu verbessern.

Was gibt es zu verbessern?
Wir haben in den vergangen vier Jahren sicher einige Verbesserungen in sportlicher Sicht durchgeführt. Allerdings liegt noch viel Arbeit vor uns, besonders im Nachwuchsbereich. Wir müssen mehr Kinder für den Eishockeysport begeistern und mehr Talente in den Profisport führen. Insbesondere natürlich in die eigene Liga. Wir sind sehr froh, dass wir einige Aushängeschilder der jungen Generation haben, die auch für den NHL-Draft infrage kommen.

Aber gerade die Liga gilt mit der Punkteregelung nicht als sonderlich Österreicher-freundlich. Zumindest ab 24 Jahren. . .
Der aktuelle Vertrag der EBEL läuft mit Ende der kommenden Saison aus und diesen gilt es auf jeden Fall neu zu verhandeln. Hier müssen wir uns als Verband für die heimischen Spieler stark machen.

Kurz vor Wahlen überschlagen sich die Konkurrenten oft mit Versprechungen und Zuckerl. Auch bei dieser?
Von unserer Seite wird es keine Zuckerl geben, aber das Versprechen, für das österreichischen Eishockey mit aller Kraft weiter zu arbeiten. Eine Vielzahl von Erfolgen wie den Aufstieg und der Verbleib in der A-Gruppe oder den Aufstieg der U20 gab es in der laufenden Periode schon zu feiern. Wir wurden zu einem interessanten Trainingspartner für A-Nationen.

Ein großer Kritikpunkt der Opposition lautet: Dem Damen-Eishockey wurde zu wenig Beachtung geschenkt?
Die abgelaufene Saison war die erste, in der wir als Verband das Damen-Eishockey selbst organisiert haben. Wir sind auch den Forderungen nachgekommen, vermehrt Damen in Führungspositionen einzusetzen. So haben wir die Positionen der zwei Team-Manager, die der Trainer in der U18 und der U16 mit teils ehemaligen Nationalspielerinnen besetzt. Zudem erhielt jüngst Villach den Zuschlag für ein Damen-Bundesleistungszentrum und die Organisation und die Ausrüstung der Damen-Nationalteams wurden dem Standard der Herren vollkommen angeglichen.

Matthias Trattnig und Sie waren auch für die Gegenliste ein Thema. Er zog sich vollkommen zurück, Sie blieben doch bei Mittendorfer. Warum?
Es ist kein großes Geheimnis, dass zwischen Matthias und mir eine langjährige Freundschaft besteht. Wir haben uns selbstverständlich über diese Anfrage intensiv ausgetauscht. Ich wurde erst kurz vor der Listenerstellung gefragt und habe mir dann das Konzept angesehen. Das hat mich aber nicht überzeugt. Schon gar nicht, dass ich die Seite gewechselt hätte. Zu diesem Zeitpunkt waren zudem die Personen an der Spitze der Liste noch nicht bekannt und mit denen hätte ich ja auch vier Jahre eng zusammenarbeiten müssen.

Gab es deshalb Erklärungsbedarf beim ÖEHV?
Wir hatten ein offenes Gespräch. Dass die Gegenseite darüber nicht erfreut war, liegt auf der Hand. Denn die Stimmen aus der Steiermark haben ein großes Gewicht. Unterstellungen, dass ich meinen langjährigen Freund Matthias über die Klinge springen habe lasse, sind für uns beide haltlos.

Eishockey geriet zuletzt durch Linz negativ in den Schlagzeilen. Hätte der ÖEHV handeln müssen?
Selbstverständlich hat uns das nicht gefallen. Linz ist ein wichtiger Standort in Österreich, aber uns waren die Hände gebunden. Präsident Mittendorfer hat einige Vermittlungsversuche unternommen. Das einzige Positive ist, dass der oberösterreichische Verband aus der Ungewissheit der Zukunft heraus eine Nachwuchsakademie installieren will. Dabei konnten wir mit unserem steirischen Modell wichtige Inputs liefern.

Wie geht es in Linz weiter?
Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, dass es weiterhin einen Verein in der höchsten Liga gibt, der die Halle füllt und sich um Nachwuchs kümmert.

Leidet der Eishockeysport unter dem Streit?
Auf jeden Fall. Eines muss aber klar sein: Zwei Profivereine auf höchstem Niveau sind in einer Stadt wie Linz nicht realistisch.

Thema Covid-19: Was hat der Virus im Eishockey verursacht?
Es hat uns im Play-off voll erwischt, vom Profibetrieb bis zum Nachwuchs großen Schaden angerichtet. Es sieht aber gut aus, dass wir ab Oktober einen Meisterschaftsbetrieb durchführen können. Die endgültigen Konsequenzen für die Vereine aller Leistungsklassen sind aber noch nicht absehbar.