„Too close to call“ - Wir kennen es aus der Wahlberichterstattung auf CNN, wenn es darum geht, an welchen Kandidaten ein US-Bundesstaat geht, aber eine Prognose aufgrund der vorliegenden Daten noch nicht valide wäre. So geht es mir, wenn ich den Ausgang des diesjährigen Finales zwischen dem HC Bolzano und dem EC-KAC prognostizieren müsste.

Zwar hat der KAC im direkten Duell gegen die Foxes mit 10:8 Punkten die Nase vorne, jedoch konnten die Südtiroler (40) im gesamten Saisonverlauf ein Spiel mehr für sich entscheiden als die Rotjacken (39). Zum ersten Mal seit der Saison 2015/16 treffen Erster und Zweiter nach dem Grunddurchgang im Finale aufeinander. Beide Teams haben im Grunddurchgang deutlich die wenigsten Gegentore erhalten (101 und 104). Mit Respektabstand folgt Salzburg mit 127.

Das unterstreicht auch der Blick auf die Goalies: Sebastian Dahm und Leland Irving belegen in nahezu jeder Goaliestatistik die Plätze Eins und Zwei. Bemerkenswert sind hier neun bzw. sechs Shutouts für Dahm und Irving im gesamten Saisonverlauf.

Ohne Unterstützung ihrer Teamkollegen – speziell jener der Verteidiger, die vor dem Tor „aufräumen“, wären diese Leistungen nicht zu erbringen. Auch hier sehe ich zwei Teams auf Augenhöhe. Während auf Seiten des HC Bolzano Dennis Robertson und bei den Rotjacken Blaž Gregorc offensiv herausstechen, überzeugen die restlichen Verteidiger beider Teams als defensives Kollektiv. Ausgehend von der Spielweise und den Defensivleistungen beider Teams gehe ich davon aus, dass wir in dieser Serie nicht viele Tore sehen werden. Gegenüber dem ligaweiten Schnitt (knapp sechs Tore pro Spiel) fielen in den bisherigen Saisonduellen zwischen den Rotjacken und den Foxes um rund 20 Prozent weniger Tore.

Dieser Umstand ist aber nicht auf die Ladehemmungen der Offensivabteilungen, vielmehr auf die abgeklärt agierenden Abwehrreihen zurückzuführen. Trotzdem gibt es mit Thomas Koch, Rok Tičar, Lukas Haudum und Nick Petersen vier Spieler, die für über ein Drittel der Scorerpunkte gegen die Foxes verantwortlich zeichnen. Petersen hält in den Play-Offs bei 15 Punkten und einem Plus/Minus-Wert von +8.

Den Südtirolern fehlen mit Dustin Gazley (verletzte sich in Spiel 1 des Halbfinales) und Mike Halmo (noch für die ersten drei Finalspiele gesperrt) zwei der drei Topscorer aus den Spielen gegen den KAC. Jedoch schickt sich Angreifer Angelo Miceli an, seinen Punkteschnitt aus der Regular Season (0,58) in den Play-Offs (0,80) abermals mehr als nur aufzupolieren.

Gelingt es dem KAC, auf die (teils über-)harte Gangart der Foxes mit Disziplin und Besonnenheit zu reagieren, stehen die Chancen für Flagge Nummer 32 unter dem noch alten Hallendach nicht schlecht.