Die Zeiten haben sich geändert. Früher wurden nur auf dem Eis harte Kämpfe ausgefochten, die eine neue Rivalität entstehen ließen. Hinter den Kulissen begegnete man sich stets respektvoll, ja fast freundschaftlich. Zumindest in den letzten fünf, sechs Jahren. Doch zwischen Klagenfurt und Salzburg hat sich das Klima merklich abgekühlt. Nicht nur bei Liga-Sitzungen.

Eigentlich sollte in der ICE Hockey League eine Art Stillhalte-Abkommen herrschen. Ein Gentlemen’s Agreement, wodurch ein gegenseitiges Abwerben österreichischer Spieler verhindert werden soll. Klar ist, dass sich Villach und Salzburg nicht an die Abmachung halten wollen. Wobei der finanzielle Spielraum des VSV ohnehin stark eingeschränkt ist.

Die Roten Bullen jedoch grasen derzeit die Liga nach heimischen Spielern mit auslaufenden Verträgen intensiver ab. Und legen Österreichern Angebote mit astronomischen Zahlen vor. Wiens Ali Wukovits hat wie einige seiner jungen Teamkollegen mit herausragenden Leistungen Begehrlichkeiten geweckt - vor allem aber KAC-Kapitän Manuel Ganahl ist ins Visier der Salzburger geraten. Mit einem beinahe schon unmoralischen Angebot (dem Vernehmen nach rund 40 Prozent Gehaltssteigerung) wollte man den 30-Jährigen, der in dieser Saison bislang 44 Scorerpunkte gesammelt hatte, locken

Möglicher Hintergrund: Salzburg wird in der Eishockey-Szene nur noch als Farmteam wahrgenommen (innerhalb der Firma wird die Bezeichnung 1b-Mannschaft präferiert), das Flaggschiff bildet Red Bull München. Allerdings dürften die Verantwortlichen des Dosen-Imperiums erkannt haben, dass ohne die DNA von rot-weiß-roten Führungsspielern kein Akademie-Nachwuchs herangezüchtet werden kann. Und so sind nicht nur Namen wie Ganahl, Lebler oder Wukovits im Umlauf. Auch Ex-Bullen wie Konstantin Komarek kursieren.

KAC und Pilloni bleiben gelassen

Klarerweise vergiften Salzburgs Methoden das Klima der Liga. Andererseits sind solche Angebote durchaus legitim. Und für Österreicher muss es ja kein schlechtes Signal sein, wenn sich deren Marktwert steigert. Ein Wettbieten schließt KAC-General Manager Oliver Pilloni jedenfalls aus. Er sieht die Situation gelassen und fürchtet sich nicht, seinen Kapitän trotz auslaufenden Vertrages zu verlieren.

"Ich habe ein gutes Verhältnis mit unseren Spielern, spreche mit ihnen offen. So auch mit Manuel Ganahl. Wir sind zwar in unseren Verhandlungen hinsichtlich seiner Vertragsverlängerung relativ weit, es ist aber noch nichts unter Dach und Fach", lässt der Klagenfurter wissen. Und auch bei Ganahl sei weder Dringlichkeit noch Tendenz erkennbar, dass er nach Salzburg wechseln möchte.

Salzburg muss sich mit einer neuen Situation anfreunden. Früher hat der ganze Spielermarkt auf Salzburgs Angebote gewartet, der Dosenstier fungierte damals als Locksymbol für sportlichen Erfolg und Luxus. Mittlerweile bilden die Roten Bullen für die Zukunftspläne der österreichischen Spieler nicht mehr die Benchmark. Die Zeiten haben sich eben geändert.