Von drei Imports war anfangs die Rede, als beim KAC überhaupt erstmals Saisonziele in Worte gefasst worden sind. "Plus einen Torhüter", hat später General Manager Oliver Pilloni ergänzt. Mit dem inoffiziellen Zusatz: "Wenn es keine Ausfälle gibt." Allerdings hat der KAC seit dem ersten Trainingstag mit diesbezüglichen Rückschlägen zu kämpfen. Torhüter David Madlener, erklärte Nummer Eins des Klubs, zog sich eine Verletzung zu (Ersatz: Sebastian Dahm). Und bei Verteidiger-Routinier Dave Fischer keimten alte Knieprobleme auf, die in einem chirurgischen Eingriff fußten. Zwar wurde für ihn Blaz Gregorc verpflichtet, doch der Altersschnitt erweist sich mit 25,25 Jahren in der Defensive im Liga-Vergleich dennoch relativ gering.

Mangelnde Erfahrung ist allerdings nicht der einzige Grund, warum sich derzeit die Rotjacken erneut um eine Verstärkung umsehen. Team-Verteidiger Steven Strong, in den vergangenen Jahren vom Pech verfolgt, fiel gleich im Auftaktspiel gegen Linz aus. Nach Untersuchungen herrschte leichte Entwarung: Der 27-Jährige muss sich keiner Operation unterziehen, fällt aber lange aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass er 2020 noch auf dem Spielbericht aufscheint, sei gering, ist aus Rotjacken-Kreisen zu hören. Fakt ist aber: Damit stehen dem KAC lediglich noch drei Ü24-Routiniers zur Verfügung (Schumnig, Unterweger und eben Gregorc).

Alles blickt auf die DEL

Insofern ist es schlüssig, dass sich die Klagenfurter nach personeller Ergänzung umsehen. Die zentralen Überlegungungen von General Manager Pilloni umfassen nicht nur das Anforderungsprofil eines Ersatzmannes per se. Auch die Entwicklungen der Märkte werden beobachtet. Am Freitag etwa soll in Deutschland eine Entscheidung getroffen werden, ob die DEL am 13. November startet oder später/gar nicht. Wie es auch kommen mag - die DEL beeinflusst massiv den Transfermarkt, speziell für heimische Klubs. Und aus der NHL ist zurzeit wenig zu hören. Es gibt lediglich Spekulationen, die einen Meisterschaftsstart frühestens mit Anfang 2021 vermuten.

Einige Organisationen haben sich aber offenbar zum Ziel gesetzt, ihre Spieler mit Praxis auszustatten und in Europas Ligen zu platzieren. Gerüchten zufolge wollen die Edmonton Oilers etwa rund 15 Spieler unterbringen. Auch zahlreiche Detroit Red Wings-Cracks befinden sich derzeit im Angebot, sowie von vielen anderen Organisationen. Und plötzlich erhalten diesbezüglich heimische Klub-Manager Anrufe von wahren Eishockey-Größen.

Zurück zum KAC: Hinter den Kulissen wird betont, dass kein großer Zeitdruck herrsche und es wirtschaftlich fahrlässig wäre, jetzt große finanzielle Verpflichtungen einzugehen - auch in Anbetracht der Situation in der Slowakei, ein Überschwappen wird befürchtet. Idealerweise angeln sich die Rotjacken einen europäischen Spieler bzw. Inhaber eines europäischen Passes. Das würde die behördlichen Wege zeitlich erheblich verkürzen. Und natürlich die Einreise in Zeiten von Corona erleichtern.

Mehrere Varianten

Innerhalb des Vereins scheint die klare Linie noch nicht gefunden. Vize-Präsident Hellmuth Reichel wünscht sich einen jungen Crack, der physische Qualitäten mitbringt, offensiv stark ist und zumindest bereits NHL-Erfahrung vorweisen kann. No na. Pilloni und KAC-Trainer Petri Matikainen halten sich gewohnt bedeckt. Derzeit soll der Fokus jedoch auf dem nordeuropäischen Markt liegen. Das würde Reichels Idee nicht widersprechen. Zudem begünstigt die NHL derzeit Leihgaben nach Europa, es gibt keine Versicherungssummen, die zu begleichen wären.

Völlig gegen diesen Trend läuft jedoch ein Kandidat, der ebenfalls begutachtet wurde und über den Erkundigungen eingeholt worden sind: Mark Katic, ein Kanadier mit kroatischem Pass. Der 31-jährige Mannheim-Verteidiger gilt als einer der besten Verteidiger in der DEL. Er wird als sehr mobil beschrieben, sehr offensiv in seiner Spielweise und international erfahren. Der Drittrunden-Draft war zuvor bei Skelleftea (SHL), Medvescak Zagreb (KHL) und Eisbären Berlin (DEL) engagiert. Das bedeutet noch lange nicht, dass so ein Transfer zustande kommt. Schließlich muss auch der Spieler willens sein zu wechseln. Anssi Salmela war es zuletzt nicht.

Ein neuer Import wäre nun der sechste für die Klagenfurter (Groulx ist für das Farmteam vorgesehen). Dennoch ist der KAC meilenweit davon entfernt, die Beschränkung auszureizen. Der Klub setzt auf Österreicher, wie die Eiszeit des Auftakt-Wochenendes unterstreicht. "79,6 Prozent der gesamten Time-on-Ice entfielen auf österreichische Cracks. Und 39,2 Prozent auf Spieler, die beim KAC das Eishockey erlernten", verkündeten die Rotjacken.

Fazit: Wie sich der KAC im Endeffekt entscheidet - hierzulande kann man sich glücklich schätzen, dass dank der "bet-at-home ICE Hockey League" überhaupt von Eishockey gesprochen und über Transfers spekuliert werden darf. In Corona-Zeiten, das sieht man tagtäglich, ist die Ausrichtung einer Indoor-Meisterschaft längst nicht mehr selbstverständlich.