KAC-Geschäftsführer Oliver Pilloni gilt nicht unbedingt als ein Spielverderber. Er erträgt, wenn es sein muss, Kritik an den Rotjacken meist stumm. Der Klagenfurter hat in seiner Stadt, wo es hinter jeder Ecke schnell wie stark knistern kann, gelernt damit umzugehen. Und ligaweit hält er als loyaler Partner innerhalb seinen Interessens-Allianzen die Stange. Selbst, wenn der eingeschlagene Weg wenig durchdacht, holprig oder unpopulär sein mag und er an den Vorstößen zweifelt. Einzelkämpfe haben den Eishockey-Sport stets belastet, noch nie zu etwas geführt. Und Kleinigkeiten könnten dazu führen, dass nicht mehr zu kittende Risse entstehen. Das weiß Pilloni genau.

Der 54-Jährige zeigt sich in Interviews meist defensiv, versucht konkreten Fragen auszuweichen. Das mag vor TV-Kameras manchmal etwas hölzern wirken. Umso aufsehenerregender wird es, wenn Pilloni Luft holt und ein klares Statement abgibt. "Wir sind für die Abschaffung der Punkteregel und für die Ausländerreduktion", stellt er klar. Damit zeigt der Klub plötzlich klare Kante und nimmt in der öffentlichen Meinung eine Kurskorrektur vor. Denn: In den vergangenen Jahren verständigte man sich hinter den Kulissen darauf, zumindest offiziell an der Punkteregel festzuhalten.

Pilloni bezieht sich damit auf die Aufweichung der geplanten, stufenweisen Reduktion von Imports. Diese wurde im März, also noch vor der Corona-Pause beschlossen. Aus mehrheitlicher Überzeugung, damit argumentiert, dass ein wirtschaftliches Ungleichgewicht aufgrund des Wegfalls von Ex-Hauptsponsor "Erste Bank" auftreten könnte. Das finanzielle Loch kann Neo-Geldgeber "Bet-at-Home" wohl nicht stopfen.

KAC alleine auf weiter Flur

Der General Manager des KAC will die aufkeimenden Vorwürfe gleich im Vorfeld ad absurdum führen: "Jeder wird jetzt sagen: 'Ist eh klar, dass der KAC gegen Ausländer ist. Weil die ja alle Österreicher haben'. Dazu sei gesagt: Dann hätten eben die anderen Klubs ebenfalls in den letzten Jahren in eigene Spieler investiert und ordentliche Nachwuchsarbeit leisten sollen." Pilloni skizziert gleichzeitig seinen personellen Plan für die kommende Saison. Derzeit stehen (inoffiziell) drei Imports bei den Rotjacken unter Vertrag und er gedenkt es, auch aufgrund der wirtschaftlichen Situation dabei zu belassen. "Ich hoffe auch, dass die anderen Vereine so gescheit sind und versuchen, sich zu stabilisieren. Aber wahrscheinlich haben es sich viele zum Ziel gesetzt, den KAC mit aller Gewalt zu schlagen. Und sei es mit elf Imports gegen unsere Drei."

Der Import-Beschluss habe beim KAC jedenfalls Fragezeichen hinterlassen. Pilloni sei zwar stets für eine drastische Reduktion von Ausländern gewesen. "Aber ich verstehe nicht, warum jetzt erhöht wird. Man kann ja auf etwas hin planen, wie es beabsichtigt gewesen ist." Auch zweifle Pilloni an der Logik, sowie die Auswirkungen für die Zukunft. "Hinter einer Legionärsreduktion muss eine mehrjährige Strategie liegen. Von einem auf das andere Jahr auf acht oder sechs Imports zu minimieren, funktioniert nicht. Das sehe ich ein. Wobei ich ja sofort für drei unterschrieben hätte. Aber andere können das nicht." Pilloni sei es wichtig gewesen im Protokoll festzuhalten, dass er ausdrücklich gegen diese Aufweichung gewesen ist. Das Schlimme daran: "Es war jedem völlig wurscht." Selbst der österreichische Eishockey-Verband (ÖEHV) nahm den Beschluss kommentarlos hin.

"Klubs müssen ordentlich planen"

"Ich war tatsächlich der Einzige, der im März gegen diese Aufweichung der Importregelung gestimmt hat", stellt Pilloni fast ungläubig fest. Eigentlich müsse aufgrund der damals noch nicht vorherzusehenden Entwicklungen noch einmal in dieser Causa abgestimmt werden. Allerdings sorgte ausgerechnet der KAC in der vergangenen Saison mit einer fragwürdigen Entscheidung für Aufsehen. Als drei Österreicher statt einem Import (Nick Petersen war verletzt bzw. Petter Hansson) abgemeldet worden ist. Der Rotjacken-Manager verteidigt diese Entscheidung: "Hansson war besser, als die drei anderen." Und dass die abgemeldeten Spieler Marco Richter, Steven Strong, Philipp Kreuzer nicht zum VSV wechseln durften? "Warum sollte ich meine Spieler hergeben?", fragt Pilloni und ergänzt: "Außerdem ist von den Villacher nie die Frage gestellt worden, was die Spieler überhaupt kosten."

Ein Beispiel soll sich die heimische Eishockey-Liga an Deutschland nehmen, meint der KAC-Geschäftsführer. "Dort wird die Anzahl der erlaubten Import-Spieler am Spielbericht reglementiert. Innsbruck und Dornbirn waren nicht konkurrenzfähig, weil Spieler verletzt waren. Aber so könnte man das Problem lösen. Solche Ersatz-Imports kosten nicht die Welt und geben die nötige Kadertiefe." Einen Seitenhieb kann sich Pilloni nicht verkneifen: "Die Klubs müssen eben ordentlich planen."

Österreichische Liga

Klar ist, dass sich der KAC weiterhin eine Alps Hockey League-Mannschaft, also ein Farmteam, leisten wird. Die Rotjacken wollen ihren vielen Talenten aus der U18 eine konkurrenzfähige, attraktive Liga bieten. Allerdings zweifelt Pilloni, dass die Meisterschaft 2020/21 ohne Einschränkungen stattfinden kann. "In der ersten Liga zittern wir derzeit wegen der Corona-Situation in Italien, in der Alps gibt es gleich sieben italienische Mannschaften. Das wird nicht funktionieren. Mein Vorschlag lautet, eine österreichische Alps-Hockey-League-Meisterschaft zu spielen."

Zu den Veränderungen der Liga-Landschaft meint Pilloni, dass es wohl schwierig bis unwahrscheinlich sei, dass es in Linz zwei Mannschaften geben wird. Und zu Laibach: "Die Deadlines sind verstrichen."

Hinsichtlich KAC-Kaderplanung hält sich der 54-Jährige aber wieder bedeckt. Einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag für Verteidiger David Fischer will er ebenso wenig bestätigen, wie den kolportierten Abgang von Philipp Kreuzer zu einem Liga-Konkurrenten oder die Vertragsverlängerung von KAC-Trainer Petri Matikainen. All das soll längst feststehen. "Es gibt einen Transferstopp. Und zu Spielerverpflichtungen geben wir derzeit keinen Kommentar ab."