Die letzte Investition, die Alexander Mellitzer bei den Heilbronner Falken initiiert hatte, war eine Kufen-Schleifmaschine. Er ist dort für so ziemlich alles dort verantwortlich. In der DEL2, wo der Klagenfurter seit 2018 als Trainer und Sportdirektor und Manager für alles werkt, sind die Aufgaben eben vielfältiger. Man lernt hier alles von der Pike auf. Am erfolgreichen Trainer-Weg, den der 39-Jährige eingeschlagen hat, ändern diese Nebeneffekte nichts.

In dieser Woche stattete er seiner Heimat einen Kurzbesuch ab. Mit Kind und Kegel. Mellitzer ist 2018 mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. Ehefrau Nicole und drei Kinder Benedikt, Natalie und Jannik fühlen sich wohl, niemand hat Heimweh. Und Mellitzer ist dort höchst erfolgreich. Trotz geringerem Budget führte der Ex-Profi seine Truppe bis an die Tabellenspitze, liegt jetzt auf Rang zwei. „Das Wochenende vor der Pause hat uns mit zwei Niederlagen weh getan. Zuvor holten wir elf Siege in 13 Partien, lagen in Front und waren in Unterzahl das stärkste DEL2-Team“, zeigt er sich stolz.

Eishockey nicht im Fokus

So richtig honoriert wird das in der Stadt, die vor den Toren Stuttgarts liegt, aber nicht. Im Schnitt verirren sich kanpp unter 2000 Zuschauer ins Eisstadion. Fassungsvermögen wäre das Doppelte. Heilbronn setzt andere Prioritäten. Der dort ansässige Lidl-Erfinder Dieter Schwarz investiert mehrheitlich in Bildung und Kultur, nicht in den Sport. Während auf den Tribünen also ein Trauerspiel stattfindet, zünden Mellitzer und die Falken regelmäßig ein Feuerwerk.

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Das kommt nicht von ungefähr: „Wir haben einen Kulturschnitt vollzogen. Viele Spieler wurden ausgetauscht. Und einige, die weg sind, haben in der ganzen DEL2 keinen Vertrag mehr erhalten. Bei den Transfers habe ich meine Hausaufgaben erledigt.“ Auf dem Spielermarkt habe er sich schnell zurecht gefunden. Hauptkriterien: Arbeitseinstellung und Kabinentyp. "Ich habe Meinungen eingeholt. Auch aus Mannheim, weil ich ja versuche, dieses System durchzuziehen. Dafür benötigt man die richtigen Spieler." Die dürfte Mellitzer gefunden haben. Weil: "Über sieben Leute, sagt man, kennt jeder jeden auf der ganzen Welt. Beim Eishockey sinds drei." Ein Agent berichtet, dass die Heilbronner Falken nahezu als Wunsch-Destination vieler Cracks gelten. "Wir spielen druckvoll und schnell", beschreibt Mellitzer und fügt hinzu: "Läuferisch zählen wir mit Kassel sicher zum besten Team der Liga."

Als Trainer dank Mannheim gereift

Aus der Kooperation Heilbronns mit DEL-Klub Adler Mannheim (Trainer-Duo Pavel Gross & Mike Pellegrims) schlägt Mellitzer nicht nur auf dem Spielersektor Profit. „Ich bin dort komplett eingebunden, habe extrem viel im taktischen Bereich gelernt. Welche Maßnahmen beispielsweise in bestimmten Situationen gesetzt werden müssen“, verrät der Ex-KAC-Mann. Dadurch sei er als Trainer gereift, sicherer in seinen Entscheidungen geworden. Und letztendlich erfolgreicher.

Wie er sich als Trainer beschreiben würde? "Ich über-coache gewisse Dinge. Lasse die Details so lange wiederholen, bis sie in Fleisch und Blut übergehen. Das kennt man ja von Pelle in Klagenfurt." Er fühle sich nach wie vor frisch im Geschäft. Die gefährliche Berufs-Routine, sie scheint ihn nicht erfassen zu können. "Es ist manchmal zach. Ich kann nach Niederlagen nicht so schnell abschalten, mich beschäftigt so etwas", spricht aus Mellitzer die Leidenschaft. Und der 39-Jährige bleibt realistisch, dämpft Erwartungen. Er agiert, wie man es von guten Managern eben erwartet. Und er spricht Klartext: "Vor Weihnachten bekommen wir ein Problem. Fünf, sechs U20-Teamspieler sind dann bei der WM."

Wohin der weitere Weg führt? Irgendwann wird er den nächsten Schritt wagen: "Es muss dann aber eine gute, seröse Organisation sein. Vielleicht ein Top-Klub, wie Mannheim. Aber sicher nicht um jeden Preis", so der Kärntner. Eine zeitnahe Rückkehr nach Österreich schließt er jedoch dezidiert aus. Mellitzer will vorerst in Heilbronn bleiben. Die Familie fühlt sich wohl, er auch und außerdem ist ja die Schleifmaschine nagelneu.