Viel Porzellan sei zerschlagen worden, und davon wolle man zukünftig Abstand nehmen - das waren die Worte am Rande der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz vor vier Jahren. 2014 wollte man sich für die Gründung der Kapitalgesellschaft auch sportlich wappnen und auf Kontinuität setzen. Doch diese Worte sind verhallt. Der KAC greift wie in der Vergangenheit oft üblich, wieder einmal zu radikalen Maßnahmen: Dieter Kalt weg, Steve Walker weg, Reinhard Divis weg. Was seit Wochen hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, ist nun Realität.

Was dafür ausschlaggebend gewesen ist? Wegen einer schlechten Saison darf nicht alles über den Haufen geworfen werden - war zuletzt zu hören. Doch die Entscheidungsträger des Aufsichtsrates irritierte das nicht. Was sicher nicht förderlich gewesen ist: Unverrückbar soll Kalt an seinem Weg festgehalten haben, den er mit den beiden Coaches Walker/Divis bestreiten wollte. Und der war zumindest in der Saison 2017/18 von der Kampfmannschaft ziemlich holprig, um es diplomatisch auszudrücken. 18 Niederlagen in 26 Partien können nichts beschönigen.

Der KAC trennt sich damit nicht nur von Kalt, sondern auch von einer Eishockey-Philosophie. In den vergangenen vier Jahren als Sportdirektor hat der Klagenfurter einiges bewegt. Der hauseigene Eishockey-Nachwuchs scheint auf gesunden Beinen zu stehen, in den nächsten Jahren wird diese Arbeit von anderen geerntet werden. Das NaWuZ wurde gegründet, eine Betreuungseinrichtung für Kinder zwischen Schule und Eishockey-Training. Außerhalb der EBEL-Grenzen wurde der KAC ebenfalls als attraktive Destination wahrgenommen, wo Eishockey einen besonderen Stellenwert erfährt.

Dem steht gegenüber, dass Kalt beim Aushängeschild des Klubs, der Kampfmannschaft, hinsichtlich Spielerverpflichtungen an Imports ordentlich daneben gegriffen hatte. Scouting-Reisen vor Transfers wurden ausgeschlossen, stattdessen an alten Seilschaften festgehalten. Den raren heimischen Leistungsträgern wurde kritischer gegenübergestanden als Imports. Kalt verlor sich in Widersprüchen. Jon Rheault wurde für seine Arbeit als "Krieger" gepriesen, war aber der erste Akteur der zum Saisonende verabschiedet worden ist. Es wurde zusehends vom Klub versucht eine Realität zu schaffen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte.

Immerhin schaffte es Ex-Trainer Mike Pellegrims einen frischen, aber sichtlich unangenehmen Wind in die verstaubte Stadthalle zu bringen. Kalt sah das jedoch anders, wollte harmonischere Bedingungen schaffen. Der Belgier hätte dem Klub mit seinen verworrenen Verhältnissen und Freundschaften jedoch gut getan. Seine Ambitionen, in Klagenfurt zu bleiben wurden im Vorjahr komplett ignoriert.

Nun stellt sich die Frage, wie es mit dem KAC weitergeht. Und wie der Klub den Kalt-Abgang verkaufen will. Schließlich stehen viele Fans den Entwicklungen unter Kalt sehr positiv gegenüber. Negative Begleiterscheinungen werden nicht selten als Kollateralschaden gesehen, ein ohnehin schwelendes Risiko im Profi-Sport.