Auch wenn man sich im heimischen Eishockey kennt und schätzt, "auf dem Eis, da gibt es keine Freunde", sagt Daniel Woger. Schon gar nicht in einer Play-off-Serie. Die Graz 99ers können heute (Merkur-Eisstadion, 19.30 Uhr) mit einem Heimsieg über Linz das Pre-Play-off im zweiten von drei möglichen Spielen für sich entscheiden und so das Ticket für das Viertelfinale lösen. "Für genau diese Spiele spielt man Eishockey", sagt der Stürmer. Woger steuerte auch beim 4:2 gegen seinen Ex-Klub Linz einen sehenswerten Treffer bei.
In den jüngsten Begegnungen hat der Vorarlberger zu seiner alten Stärke gefunden. "Zu Beginn der Saison hatte ich einen Hänger. Durch eine Verletzung habe ich die Vorbereitung verpasst und auch den Saisonstart. Darum habe ich mich schwergetan." Mittlerweile läuft es "ghörig" beim gebürtigen Vorarlberger. Und das mit mittlerweile 35 Jahren. "Es passt noch gut. Ich bin in Form und merke noch keinen Unterschied." Mit acht Toren ist er mittlerweile die Nummer vier in der internen Schützenliste.
"In dieser Truppe zu spielen, macht großen Spaß, weil jeder für jeden kämpft. Das ist bei uns extrem wichtig, weil wir keinen großen Kader haben und nur mit vier, fünf Ausländern spielen." Dass die Stimmung im Laufe der Saison nicht immer prickelnd war, liegt auf der Hand. "Vor ein paar Wochen war es nicht einfach oder am Anfang der Saison. Als wir richtig zu kämpfen hatten. Aber man muss auch realistisch sehen, dass wir einen kleinen Kader haben und sich alle reinhauen – vor allem auch die Jungen. Die letzten Wochen haben die Moral der Mannschaft gezeigt."
Das Mittel zum Sieg
Lange Zeit über waren die Grazer nicht konstant genug, die Leistungskurve gleich einer Hochschaubahn. "Tore zu schießen, war lange das Problem in unserer Truppe. Auch wenn wir gut gespielt haben, haben wir nicht getroffen." Dieses Blatt hat sich gewendet. 20 der insgesamt 110 Saisontreffer gelangen den Grazer in den jüngsten fünf Spielen. "Mittlerweile wissen wir auch, wie wir gegen solche Teams gewinnen können. Wenn sich die Chance ergibt, dass wir forecheken, müssen wir auch gehen. Sonst ist es wichtig, dass wir in unserer Zone gut stehen und keine 100-prozentigen Chancen zulassen." In der eigenen Zone waren die Grazer lange nicht konsequent genug. "Wir haben vor allem am Anfang der Saison zu viele Alleingänge und Eins-gegen-Eins-Situationen zugelassen. Die müssen wir unterbinden. Linz hat Topspieler in der Offensive."
Wenn im Hause Woger mit dem Nachmittagsschlaf alles wie geplant klappt, werden auch wieder seine drei größten Fans in der Halle sein, die Kinder Lotta und Emil sowie Frau Ines. Sie sind auch der große Ruhepol des Profis, wenn es nicht so läuft. "Schwierige Phasen gibt es im Leben als Profi immer wieder. Irgendwann muss man auch lernen, dass man das ausblenden muss. Es ist dein Sport und dein Beruf, aber du darfst die schlechte Stimmung nicht immer mit dir herumtragen", sagt er.
An das Nomadenleben eines Sportprofis haben sich die Wogers gewöhnt. "Unsere Tochter ist in Linz, der Sohn in Dornbirn auf die Welt gekommen. Von der Belastung ist es nur so schwierig, wie man es sich selbst macht. Natürlich gibt es immer ein paar Herausforderungen, aber es ist für uns kein großer Stress. Für viele ist es sicher belastend, aber wir haben das immer locker gesehen." Woger ist in seiner Karriere viel herumgekommen, spielte in Dornbirn, Davos (SUI), Haverhill (USA) Innsbruck, Wien, Linz, Thurgau (SUI) und insgesamt nun sechs Saisonen in Graz.
Über das Ablaufdatum seiner Karriere hat er immer wieder nachgedacht. "Klar waren diese Gedanken vor allem am Anfang der Saison da, als es nicht so gelaufen ist. Aber ich habe mit meiner Frau gesprochen und wir haben uns entschieden, dass wir diese Saison einmal abwarten und schauen, was kommt. Es ist noch nichts entschieden und ich will eigentlich auch weiterspielen. Aber es ist noch nichts unterschrieben."