Keine Position ist innerhalb der ICE Hockey League so hart umkämpft wie die des Torhüters. Jedes Jahr zittern speziell viele heimische Goalies um ihren Job. Mit den ersten Verpflichtungen von Import-Keepern in Villach (Andreas Bernard) und Linz (Jussi Rynnäs) sowie der Verlängerung des überragenden Sebastian Dahm beim KAC, einer weiteren Saison JP Lamoureux in Salzburg plus ein paar ungeschriebenen Gesetzen scheint klar: Die attraktivsten Plätze innerhalb der Liga sind besetzt.

Speziell, weil auch die freien Torhüter fixe Vorstellungen haben. Die vakanten Arbeitsplätze sind schnell aufgezählt. Die Einser-Position wäre in Wien, Graz, Dornbirn und Innsbruck noch zu besetzen. Back-ups benötigt derzeit Linz, KAC, Dornbirn und ebenfalls Wien. Zu den Personalien:

David Madlener (zuletzt KAC):

Der Vorarlberger Frohnatur dürfte heuer trotz Meistertitel mit den Rotjacken das Lachen vergangen sein. "Schuld" daran hatte wohl Liga-MVP Sebastian Dahm, der 2020/21 insgesamt zehn Shut-outs erbracht hatte. David Madlener kam auf läppische elf Einsätze, so wenig wie seit seiner Liga-Premierensaison 2013/14 nicht mehr. Logische Folge: Der 29-Jährige präsentierte sich bei seinen Starts stark verunsichert und wurde daraufhin in die Rolle des Edel-Wasserträgers für Dahm gedrängt. Und weil der dominante Däne bereits verlängerte, sieht sich Madlener auf dem Markt um, mit dem Ziel, wieder deutlich mehr zu spielen. Oder zumindest gleichwertiger Keeper zu sein. Aber: Madlener wird Abstriche hinnehmen müssen.

Bernhard Starkbaum (zuletzt Wien):

Der 35-Jährige zeigte es heuer all jenen, die ihn eigentlich schon in die Eishockey-Spieler-Pension wünschten. Bernhard Starkbaum stach speziell im Play-off mit sensationellen Quoten, Souveränität und Sicherheit hervor. Das spiegelt auch ein Gegentorschnitt von 1,82 wider. Trotz langer Saison ist ihm hoch anzurechnen, dass er auch für das Eishockey-Nationalteam (inklusive Olympia-Quali) weiterhin parat steht. Und das wiederum zeigt den einwandfreien, mannschaftsdienlichen Charakter des Wieners. Starkbaum hat die Zitrone bis zum letzten Tropfen ausgepresst, vielleicht schwenkt er jedoch gar um auf eine Karriere als Tormann-Trainer.

David Kickert (zuletzt Linz/Augsburg):

Noch bevor das Schicksal der Black Wings Linz mit dem Verpassen des Play-offs besiegelt war, wurde David Kickert die Freigabe für die Augsburger Panther erteilt. Allerdings entpuppten sich seine Einsätze beim DEL-Klub nicht unbedingt als das, was man auf seiner Visitenkarte benötigt, um den Sprung ins Ausland zu schaffen. Und dort als Import-Keeper akzeptiert zu werden. Zudem steckt Kickert mit seinen 27 Lenzen irgendwo zwischen Nummer eins und Back-up fest, auch wenn er die Vienna Capitals entscheidend zum Titel 2018 geführt hatte – und nicht Lamoureux. Rein auf dem Papier würde er ein Bilderbuchgespann mit Starkbaum bilden.

Lukas Herzog (zuletzt Salzburg):

Die Roten Bullen haben den 28-Jährigen nach seiner Hüft-OP inklusive Saisonende, bevor diese überhaupt begonnen hatte, fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Fairerweise hatte sich Lukas Herzog aber auch nie aufgedrängt, eine Nummer eins zu sein – aber welcher Österreicher, außer Starkbaum, darf das über einen längeren Zeitraum schon in der ICE Hockey League. Und auch im Nationalteam gelang es ihm nie, auf internationalem Eis eine entsprechende Duftmarke für Eigenwerbung zu setzen.

Sebastian Wraneschitz (zuletzt Wien):

Der 19-Jährige war bei der Eishockey-U20-WM ein echter Lichtblick aus österreichischer Sicht, zeigte sein großes Talent. Durch die rot-weiß-rote Brille betrachtet könnte es damit vielleicht tatsächlich reichen, im NHL-Draft gezogen zu werden. Denn die heimische Liga gilt, abgesehen von Corona, nicht unbedingt als erste Adresse für Scouts. Sollte er die Chance erhalten, dürfte der Wiener wohl den Schritt ins Ausland wagen.

Aus entgegengesetzter Sicht warten auf dem personellen Verschiebebahnhof der heimischen Liga die Klubs mit ebenfalls festen Vorstellungen und Grundsätzen.

KAC:

Die Ideallösung der Rotjacken wäre sicher eine Prolongation des Goalie-Duos Dahm/Madlener gewesen. Nun gäbe es die Option, mit Vorauer/Holzer die Back-up-Position zu bekleiden. Ob sich Trainer Petri Matikainen darauf einlässt? Nach dem jüngsten Meistertitel – warum nicht?

Graz 99ers:

2010/11, also vor elf Jahren, versuchten es die 99ers zum letzten Mal mit einem heimischen Torhüter-Gespann. Goalie Felix Nussbacher (Einigung mit VSV erzielt bzgl. Ablöse) wurde im Zuge einer Präsentation mit heimischen Stammkräften wie Schiechl, Zusevics, Altmann und Kernberger verlängert. Allerdings werden die Steirer, denen Robin Rahm abgesagt hatte, auf eine schwedische Nummer eins setzen.

Innsbruck:

Es kann ausgeschlossen werden, dass die Tiroler zwei Österreichern auf der Goalie-Position das Vertrauen schenken. Rene Swette hat seinen Vertrag bereits verlängert, ihm wird ein Import zur Seite gestellt.

Linz:

In Oberösterreich herrscht derzeit ein großer Umbruch. Zumindest offiziell gab Zampano Peter Freunschlag w. o. und übergab an seinen Anwalt Peter Nader. Abgesehen von Lebler herrscht in der Kaderplanung bereits viel Klarheit. Mit Jussi Rynnäs wurde bereits die neue Nummer eins verpflichtet. David Kickert dürfte sich nicht noch eine Saison auf unsichere Einsatzzeiten (wie etwa in Wien hinter Lamoureux) einlassen. Eine Lösung mit Lukas Herzog dürfte hingegen bereits diskutiert worden sein.

Wien:

Viel hängt von Sebastian Wraneschitz ab und davon, ob Starkbaum eine weitere Saison nachhängt bzw. nachhängen darf. Ungeachtet dessen könnte David Kickert eine interessante Option darstellen.

Salzburg:

JP Lamoureux und Nicolas Wieser wurden bereits offiziell bestätigt.

Dornbirn:

Derzeit die wahrscheinlichste Destination für einen heimischen ICE-Klub mit österreichischem Torhüter-Gespann. Für die Vorarlberger hängt stets viel von den Gehaltsvorstellungen der Spieler ab: David Madlener (dessen Rückkehr im Raum steht) & Thomas Höneckl kämen ebenso infrage wie Madlener & Herzog. Klar gegen das Preisgefüge spricht hingegen ein Tandem mit der Involvierung Kickerts. Für Madlener/Höneckl spricht die Erfahrung und dass beide in ihrem Naturell ähnlich souverän gestrickt sind.

Fazit: Der Transfermarkt auf der so wichtigen Torhüterposition wird mehr von Gefühlsschwankungen und größeren Eventualitäten bestimmt als auf anderen Positionen. Auch, weil Österreich nicht unbedingt als Goalie-Nation gilt. Nur wenn die Steine richtig fallen, werden alle heimischen Keeper zum Saisonstart am 17. September ein Trikot überstreifen.