Jedes Jahr zu Beginn der Eishockeysaison gibt es eine Überraschungsmannschaft. Diese Saison ist das am zweiten Tabellenplatz ohne jeden Zweifel Villach. Eine richtig dominante Mannschaft hat sich noch nicht herauskristallisiert, auch wenn Salzburg mit nur einer Niederlage nach Verlängerung und 14 Punkten die Liga anführt. Berücksichtigt man die unterschiedliche Anzahl der absolvierten Spiele, könnte auch Graz oder Villach ganz oben stehen.

"Graz spielt wieder ganz oben mit"

Die 99ers sind jedenfalls erwartungsgemäß in die Saison gestartet und fanden in ihren ersten fünf Spielen bei ihrer einzigen Niederlage in Salzburg ihren Meister. Mit dem Trainerteam um Doug Mason hat sich das erfolgreiche Spielsystem im Vergleich zur Vorsaison nicht verändert. Sowohl in der Torproduktion als auch bei Gegentoren sind sie unter den Top drei in der Liga. Bei Rückständen wie zuletzt gegen Fehervar bleibt die Mannschaft ruhig und lässt sich in keiner Sekunde aus dem Konzept bringen. Am Transfermarkt scheint man mit den internen Topscorern Joakim Hillding und David Aslin zwei gute Einkäufe getätigt zu haben. Der quirlige Ersatzmann Greg Squires für den verletzten Colton Yellow Horn wird speziell von seinen Gegenspielern, mit denen ich gesprochen habe, als sehr stark bewertet. Mit dem neuen Tormann Cristopher Nihlstorp hat man die wichtigste Spielerposition sehr gut besetzt. Wenn Spieler mit kurzen Verletzungspausen wie Oberkofler und Setzinger wieder topfit sind und Yellow Horn zurückkehrt, wird man weiter oben mitspielen.

"VSV hat ein funktionierendes Kollektiv"

Wagen wir nun einen Blick über die Pack und beginnen mit dem VSV. Der zweite Platz in der Tabelle mit vier Siegen in fünf Partien und einem Spiel weniger als Leader Salzburg spricht für sich. Der Trainertausch und Veränderungen vieler Importspieler haben den nötigen Impuls für eine schnelle Positiventwicklung nach dem letzten enttäuschenden Jahr gebracht. Der VSV spielt simples, aggressives Eishockey im finnischen Stil mit Augenmerk auf ein funktionierendes Kollektiv. Auch bei höheren Führungen wird schnell gewechselt und das Spielsystem über 60 Minuten durchgezogen. Die Härte und die Disziplin kommen bei den nach den letzten Jahren nach Erfolg hungrigen Spielern in Villach sehr gut an! Hervorzuheben sind insbesondere die soliden Leistungen von Tormann Brandon Maxwell. In meiner Preseason-Analyse habe ich angemerkt, dass die Defensive und der Tormann in Villach besonders wichtig sein werden. Nur elf Gegentore in fünf Spielen sind Ligabestwert und der Grund für den Erfolg. Neben guten Starts der neuen Legionäre Patrick Björkstrand und Miika Lahti ist es erfreulich, dass die jungen Österreicher Christof Wappis und Alexander Lahoda zur offensiven Produktion beitragen. Auch Martin Ulmer hat mit seinen vier Toren einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Start geleistet. Nun wird es interessant, wie sich Villach gegen die anderen Topmannschaften schlagen wird, um im oberen Drittel der Tabelle bestehen zu können.

"Um den KAC muss man sich keine Sorgen machen"

Auf der anderen Seite des Wörthersees rennt es noch nicht ganz rund. An den Tormännern liegt es beim KAC jedoch sicher nicht. Beide haben Fangquoten von über 90 Prozent. Der KAC hat sein Potenzial ganz klar im Spitzenspiel gegen Salzburg gezeigt. Über weite Strecken des Spiels waren sie dominant. Die Gründe für die Niederlage waren Kleinigkeiten wie nichtgeblockte Schüsse und teilweise schlechte Wechsel. Diese Fehler schleichen sich langsam bei erfolgreichen Teams ein und sind dann in Spitzenspielen auf Knopfdruck nicht abzustellen. Sorgen muss man sich aber keine machen. Das Spiel gegen Salzburg und die Niederlage gegen Bozen (es war deren einziger Sieg bis jetzt) ließen darauf schließen, dass die Ursache des durchwachsenen Starts eher im mentalen Bereich als im körperlichen liegt. Wichtig ist, dass man seine Stärken als Mannschaft kennt und diese Tugenden nicht wegen Erfolg vernachlässigt. Neuzugang Lukas Haudum konnte nun auch seine Klasse zeigen, schoss den KAC vier Sekunden vor Schluss in Innsbruck zum Sieg. Seine professionelle Einstellung während der Verletzungsphase im Training und bei Spielen in der AHL-Mannschaft zeugen auch von Leadership-Potenzial abseits des Eises.