Man nehme einen Haufen großer, talentierter Eishockeyspieler, stellt sie vor einen guten Keeper und wartet als massiver Block auf Konterchancen, die sich auch bei einem noch so guten Sturmlauf des Gegners irgendwann ergeben. Bozens System ist erfolgreich. Optisch nicht erquickend, aber erfolgreich. Das bekamen auch die 99ers in dieser Saison zu spüren. Die Grazer verloren alle vier Partien und brennen nun in der Platzierungsrunde auf Revanche. „Trotz der vier Niederlagen haben wir mit einer Ausnahme gut gegen Bozen gespielt“, sagt Trainer Doug Mason. Er kennt den Code, wie man das Schloss in der Eiswelle Bozen knacken kann. „Man muss für Chaos sorgen und viel schießen, damit die Bozener viel laufen müssen“, sagt er. „Sie sind vor dem eigenen Tor so stark und haben auch die größte Mannschaft. Es ist schwierig, in den Slot zu kommen – man muss bereit sein, den Kampf anzunehmen, um vor das Tor zu kommen.“

Wien hat im jüngsten Spiel 46 Mal auf das Tor von Keeper Irving Leland abgegeben – vier kamen durch und am Ende siegten die Capitals 4:0. „Wenn man aber zu chaotisch ist, bekommt man ein Problem. Man muss auch im Chaos das System behalten und es ist die Frage, ob das über 60 Minuten gelingt. Wenn die Verteidiger irgendwo herumlaufen, besteht die Gefahr von Kontern.“ Die soll auch Erik Kirchschläger wieder unterbinden oder notfalls stoppen. Der Verteidiger ist nach seiner Handverletzung wieder einsatzbereit. Oliver Setzinger und Zweier-Keeper Thomas Höneckl sind die Reise nach Bozen – die Grazer fuhren schon am Donnerstag zu Mittag los – nicht angetreten. Beide werden geschont. Beide sind nicht zu 100 Prozent fit und Mason hat sich entschieden, kein Risiko einzugehen.

Die Südtiroler stehen mit null Punkten bereits unter Druck – vielleicht ein Vorteil für Graz. Die wollen so schnell wie möglich den Heimvorteil im Viertelfinale mit einem Top-vier-Platz fixieren. „Mit vier Siegen haben wir gute Chancen auf den Heimvorteil“, sagt Mason, „ich hoffe, dass wir sechs aus zehn gewinnen, dann können wir auch Erster oder Zweiter werden. Es kommt aber auch darauf an, welche wir gewinnen. Wenn wir sechs gewinnen, aber zwei gegen Wien und den KAC verlieren, ist das auch nicht gut.“