Hüpfburg, Kinderschminken und ein umzingelter Pucky vor der Merkur Eisarena – es war Familientag bei den Graz 99ers und daher waren beim Schlager gegen Salzburg die kleinsten der Graz-Fans besonders stark vertreten. Schon beim Aufwärmen der Teams tat sich einiges auf den Rängen und selbst im Fansektor der Grazer tummelten sich die Kids.

Besondere Beachtung fand schon vor dem Spiel der Schnauzbart von Salzburgs Michael Schiechl. Der Murtaler präsentierten einen prächtigen Oberlippenbart und rief so vielen den „Movember“ ins Gedächtnis. Mit dieser Aktion (Mischung aus November und Moustache) werden im elften Monat des Jahres Spendengelder zugunsten der Erforschung und Vorbeugung gegen Prostatakrebs und andere Gesundheitsprobleme von Männern gesammelt.

Michael Schiechl
Michael Schiechl © Georg Michl

Schnell zeigte sich, dass in dieser Partie nach dem Bozener Abwehrriegel am Freitag (0:1 nach Overtime) ein gänzlich anderes Spiel zu erwarten war. Es prallten zwei offensiv orientierte Mannschaften vor beinahe ausverkauftem Haus aufeinander. Es war von Beginn an Tempo in der Partie und Salzburg wollte den Grazern erst gar nicht den Raum für kontrollierte Angriffe aus der eigenen Zone geben. Die erste Graz-Chance von Ty Loney (5.) parierte Keeper Lukas Herzog sicher. In der siebenten Minute war dann Salzburg im Angriffsdrittel und Bobby Raymond schoss – Robin Rahm war die Sicht verdeckt und so stand es 0:1. Der Torschütze geriet kurz darauf an Robin Jacobsson. Der fuhr einen Punktsieg für die Grazer ein. Dazu gab es noch das erste Powerplay für Graz.

Doch auch das blieb wie die sechs jüngst gegen Bozen ungenützt. Salzburg hatte seine Hausaufgaben gemacht und ließ den Grazer Angriffszug mit einer engen und frühen Verteidigung nicht ins Rollen kommen. Die 99ers versuchten die Scheibe direkt vor das Tor zu bekommen, doch der Raum vor Herzog war stark besetzt. Immer spitzelte ein Salzburger in die Passes hinein. Dennoch schien die Defensive der Bullen verwundbarer als jene der Bozener. Immer wieder kam es an der Bande zu kleinen Scharmützeln, aber es blieb jugendfrei. Bezeichnend: Die 99ers gaben in den ersten 20. Minuten gerade einmal sieben Schüsse ab - ließen aber auch nur sechs zu.

Graz dreht das Spiel im Mitteldrittel

Die Grazer brachten gleich eine Drangperiode aus der Kabine mit und wurden mit dem zweiten Überzahlspiel der Partie und dem 1:1 belohnt. Nach acht ungenutzten Powerplays haben die Grazer ihre Waffe wieder ausgepackt. Loney (23.) beförderte ein Zuspiel von Colton Yellow Horn ins Tor und brach nach 87:43 Minuten die Torsperre der Grazer. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, in dem die Offensivqualitäten der Grazer aber immer besser zur Geltung kamen – auch, weil der Puck schneller und sicherer durch die neutrale Zone kam.

Es gelang den Grazern vermehrt, sich in der gegnerischen Zone festzusetzen und dann nahm Trainer Doug Mason eine Auszeit. Er hat offenbar die richtige Taktik ausgegeben, dann in der 35. Minute hämmerte Daniel Oberkofler den Puck in die Maschen zur erstmaligen Führung. Nun war der Staatsmeister gefordert, nachzulegen. Doch das gelang nicht – im Gegenteil. Die Hausherren zwangen Salzburg ihr Spiel von Minute zu Minute besser auf und erstickten auch Konter im Keim. Die 2:1-Führung war verdient.

Salzburg glich aus

Salzburg musste reagieren und tat es auch. Das Spiel wurde offensiver und nach einer ungenutzten Überzahl passierte es. Mario Huber bekam direkt vor Robin Rahm die Scheibe und traf – der Verteidiger war zu weit weg. Die Visiere blieben lange weitestgehend geschlossen, denn in dieser Phase wollte keine Mannschaft einen Fehler machen und so vielleicht das entscheidende Tor kassieren.

Gut fünf Minuten vor dem Ende hoben der Schiedsrichter die Hand: Strafe für Salzburg. Die Chance, die Entscheidung herbeizuführen. Das Spezialteam rund um Kapitän Oliver Setzinger kam auf das Eis, doch Salzburg griff mit voller Härte durch und attackierte energisch. Die letzten drei Minuten der regulären Spielzeit begannen und sie wurden feurig. Die dickste Chance ließ Zintis Zusevics aus: Seinen Schuss aus eineinhalb Metern hielt Herzog fest. Wie schon gegen Bozen musste auch gegen den Zweiten des letzten EBEL-Finales die Overtime her.

Oberkofler entscheidet

Die Nachspielzeit ließ wieder einmal die spielerische und auch läuferische Qualität beider Teams erkennen und es entwickelte sich ein flotter Schlagabtausch. Die letzten sieben Sekunden hatte Graz einen Mann mehr auf dem Eis, doch auch das half nichts.

Penaltyschießen. Die Trainer mussten jeweils drei Schützen nominieren und so entschieden sie sich. Doug Mason stellte Matt Caito, Daniel Oberkofler und Robin Weihager auf, Greg Poss wählte Alexander Rauchenwald, Raphael Herburger und Ryan Duncan.

Caito scheiterte an Herzog: 2:2
Rauchenwald traf: 2:3
Oberkofler traf: 3:3
Herburger scheiterte: 3:3
Weihager traf hoch: 4:3
Duncan flach ins Tor: 4:4

Nun begann Rauchenwald für Salzburg und Rahm wehrte sensationell ab. Zum zweiten Mal ging Daniel Oberkofler unter dem tosenden Applaus der Fans auf das Eis und verwertet.

Weil Bozen gegen Innsbruck verlor sind die 99ers in der Tabelle wieder obenauf.