Jetzt ist es leicht reden, wenn es läuft“, sagt Kevin Moderer mit einem Lachen. Im Sommer ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt und nun liegt er mit den Graz 99ers an der Spitze der EBEL. Es läuft wirklich. „Ich bin nach Graz gekommen, weil ich etwas bewegen will. Ich bin nie einer gewesen, der nur wegen des Geldes ein Jahr wo hingegangen ist. Klar muss das Finanzielle stimmen, weil man es fürs Überleben braucht, aber im Eishockey verdient man ohnehin nicht so viel, dass man davon ewig zehren könnte. Ich wollte immer in einer Mannschaft spielen, mit der man etwas aufbauen und gewinnen kann. Es war mir im Gespräch mit Doug (Trainer Mason, Anm.) sehr wichtig, dass ich ein Baustein für ihn bin, ein Spielertyp, den er braucht. Dass es jetzt auf Anhieb so läuft, ist umso erfreulicher.“

Die 99ers empfangen heute Bozen im Spitzenspiel und Moderer weiß, was auf die Truppe in Liebenau zukommt. „Es ist wie italienischer Fußball. Hinten drinstehen und kontern – Catenaccio. Als Gegner ist das oft frustrierend, aber es funktioniert für sie.“ Im ersten Spiel mussten sich die Grazer in Bozen in einer ebenbürtigen Partie geschlagen geben. „Wir schießen viele Tore, aber darauf kann man sich nicht immer verlassen. Ich denke, dass ich für jeden in der Mannschaft spreche, wenn ich sage, dass wir lieber mit 2:0 gewinnen, bevor wir ein 7:6 in Overtime haben wie bei Fehervar. Wenn man als Team kompakt und solide eine Partie spielen kann und wenig zulässt, ist es immer besser, als wenn es ständig auf und ab geht.“

Dass die 99ers mit dem Sieg in Fehervar den Startrekord aus der Saison 2009/10 eingestellt haben (39 Punkte nach 18 Runden), war Moderer gar nicht bewusst. „Die meisten Rekorde stellst du auf, wenn du nicht daran denkst oder nicht einmal weißt, dass sie existieren“, sagt er mit einem Lachen. Solche Werte sind in der Kabine kein Thema. „Ich glaube eher, dass es die Leute rundherum sind, die Statistiken aufsaugen.“

Moderer war schon dabei, als Graz damals unter Bill Gilligan den Grunddurchgang gewonnen hatte. „Ich war brutal jung und bin gerade in die EBEL gekommen. Wir hatten mit Eric Healey und Greg Day Topscorer der Liga.“ Vergleichen mit heute könne man das nicht. „Damals waren die Legionäre viel älter, der Sport hat sich weiterentwickelt, ist viel professioneller. Früher hat es Leute gegeben, die öfter fortgegangen sind. Das geht nicht mehr.“

"Wir sind die zweitgrößte Stadt Österreichs"

Gespielt wurde damals im alten Bunker, dem weint er nicht nach. „Ich finde es super, dass die Fanklubs hinter den Toren sind, das hilft der Stimmung extrem. Früher war es ein bisschen einseitig von oben und wenn es nicht voll war, hat man nicht viel gehört“, erzählt er: „Für die Anekdoten ist der alte Bunker klass’. Vor allem in Graz hält man gerne an den alten Zeiten fest, aber für die Professionalität war es notwendig.“ Und die alten Zeiten kommen immer wieder aufs Tapet: „Der ATSE Graz, der EC Graz und was der Groulx und der Doyle ... das hört man in einer Tour“, sagt der Familienvater, „was ich gerne hätte, ist, dass die Leute wieder in Massen kommen und ein Boom entfacht wird. Aber ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind. Das ist in Graz machbar. Wir sind die zweitgrößte Stadt Österreichs.“

Wo er sich selbst in acht weiteren Jahren sieht? „Jetzt bin ich 28 und ich hoffe, dass ich dann noch aufrecht gehen und mit den Kindern etwas machen kann“, sagt er und fügt lächelnd hinzu: „Und vielleicht kann ich mir auch etwas von meiner kindischen Art beibehalten. Ich will nicht ganz erwachsen sein und auch Spaß haben.“