Kluger Regisseur, eiskalter Torjäger oder knallharter Verteidiger – egal, wer es in all den Jahren zu Österreichs Eishockey-Spieler des Jahres gebracht hat, nur ein einziger Torhüter war darunter. Der aktuelle Team-Goalie Bernhard Starkbaum im Jahr 2012. Mittlerweile muss der 32-jährige Wiener beim Schweizer Zweitligisten Kloten auf der Tribüne sitzen (seine Import-Lizenz erhielt ein ausländischer Stürmer). Er gilt, wie Mathias Lange in Iserlohn, als überzähliger Torhüter. Die Ironie: Im Mai führte Starkbaum das Nationalteam zum ersten WM-Klassenerhalt seit 14 Jahren. In der Erste Bank Eishockey Liga erhielt er dennoch keinen Vertrag mehr.

Nirgendwo müssen heimische Torhüter um ihr Dasein mehr kämpfen, als in Österreich. Jedes der acht rot-weiß-roten EBEL-Teams verfügt über eine deklarierte bzw. eine De-facto-„Nummer eins“ aus dem Ausland. Umgekehrt bedeutet es: Es gibt keine einzige österreichische „Nummer eins“. Lediglich in Salzburg herrscht aktuell annähernd ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Import Stephen Michalek (482:57 Minuten) und Lukas Herzog (416:15). Andere potenzielle Nationalteam-Kandidaten wie David Kickert oder David Madlener erreichten etwa ein Drittel der Zeit der jeweiligen Imports.

Herzog, im Frühling vom VSV zu den Roten Bullen gewechselt, musste viel Geduld beweisen. Hinter dem eigenwilligen US-Mann JP Lamoureux. „Es war schwierig, ein Mal im Monat zu spielen. Aber es hat mich nicht schlechter gemacht“, erzählt Herzog über seine Entwicklung. Wie schwierig es sei, als Junger einen Import vorgesetzt zu bekommen? „Es bleibt kein Platz für Freundschaften. JP ist in der Liga noch immer ein guter Torhüter. Aber er will eben spielen.“ Herzog hat eine klare Meinung, was für die EBEL-Teams zukünftig erstrebenswert wäre: „Zwei österreichische Torhüter, wie letztes Jahr beim VSV mit David Kickert (in Linz heuer nur Reservist, Anm.).“ Warum? „Jedem heimischen Torhüter gibt das Mut. Andernfalls fehlt jungen Goalies bald die Perspektive, es schaffen zu können.“

Für dieses Vorhaben mangelt es in Österreich gleichzeitig aber an Dichte. Wien hätte zwar zwei Talente im Talon (Max Zimmermann, Matthias Tschrepitsch), aber eben auch Lamoureux. Die Bullen-Akademie-Truppe verpflichtete für die Alps Hockey League einen finnischen Torhüter neben eines finnischen Goalie-Trainers. Der KAC vollzog nach Pregl, Mack, Puschacher, Suttnig, Prohaska und Enzenhofer einen Traditionsbruch mit Klagenfurtern. Seit 2009 gab es bei den Rotjacken keinen Eigenbau-Torhüter mehr.

Manko: Keine Goalie-Trainer-Ausbildung

Nur der VSV darf auf die magischen Fähigkeiten von Trainer Markus Kerschbaumer bei heißen Aktien wie Alexander Schmidt hoffen. So fehlt es, von blau-weißer Ausnahme abgesehen, ligaweit das Bekenntnis, eigene Keeper in die EBEL-Teams zu positionieren, einerseits. Zum anderen verleitet die lasche Ausländerbeschränkung (Punkteregel) die Klubs eher Import-Goalies zu verpflichten, anstatt in Ausbildung der eigenen zu investieren. Ein Manko gibt es hier auch seitens des Eishockey-Verbandes ÖEHV. Nach wie vor existiert kein spezifisches Programm, das Torhüter-Trainer ausbildet. Zumindest sind eigene Goalie-Camps geplant. „Nur Spielpraxis hilft“, gibt aber Herzog zu bedenken.
Den EBEL-Klubs wird der schnelle Erfolg immer näher stehen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Imports in dieser frühen Meisterschafts-Phase deutlich öfter das Vertrauen erhalten. Die Aussichten sind also getrübt, dass Österreich in naher Zukunft einen Nachfolger für Bernhard Starkbaum als „Eishockey-Spieler des Jahres“ hervorbringt.