Die Katakomben der Laibacher Tivoli-Eishalle haben noch etwas vom Flair von früher. Auch Todd Eliks Gesicht hat von zwei Jahrzehnten Profi-Eishockey ein paar Spuren. Sein Händedruck gleicht einem Schraubstock. Seine Stimme ist tief. Aber Elik lächelt sympathisch. "Jungs, schön, dass Ihr hier seid. Jemand Kaffee?" Egal, wie man sich ein Treffen mit dem letzten "Rock 'n' Roller des europäischen Eishockeys" vorgestellt hat, es kommt anders. Elik kramt in der Vergangenheit, er lacht über seine Eskapaden und spielt seine Erfolge und fast 450 NHL-Partien herunter.

Mister Elik, Wayne Gretzky hat einmal gemeint, dass in jedem Eishockeyspieler ein großes Kind steckt. Wie groß ist denn das Kind in Ihnen?

TODD ELIK: Na, wenn Wayne das sagt - ich habe mit ihm bei den Los Angeles Kings zusammengespielt. Er ist der Größte und hat natürlich Recht. Eishockeyprofi zu sein, ist nicht ein Job wie jeder andere. Du brauchst einfach diese kindliche Freude am Spiel. Es muss Spaß machen, nur dann bist du wirklich, wirklich gut. Ich denke, genau das habe ich mir über all diese Jahre bewahrt.

Sie sind jetzt 42, wie lange werden die Reserven Ihres inneren Kindes noch halten?

ELIK: Schwierige Frage. Ich fühle mich gut und es macht jeden Tag Spaß, zum Training zu gehen, mit den Jungs zu quatschen und dann gemeinsam aufs Eis zu gehen. Ein Freund von mir hat einmal gesagt: Hör nur mit Eishockey auf, wenn du wirklich bereit dafür bist, du wirst es sonst dein restliches Leben lang bereuen. Daran halte ich mich - und ich bin noch nicht bereit.

Das Tempo in der Eishockey-Liga wird immer höher, viele junge Spieler drängen nach. Macht sich da nicht irgendwann der Körper bemerkbar?

ELIK: Aber nein. Die blauen Flecken, die Schmerzen, das gehört doch alles dazu. Das war in meiner Karriere noch nie anders und macht doch auch irgendwie unseren Sport aus.

In der Früh das Aufstehen, das tägliche Training, tut das nicht immer mehr weh?

ELIK: Nein, momentan noch nicht. Allerdings lernt man auch dazu und bereitet sich eben intensiver auf alles vor.

Sie haben fast 450 Spiele in der NHL bestritten, waren dann lange in der Schweiz, wo man Sie einmal als "Genie auf Kufen" bezeichnet hat. Wenn Sie sich nicht immer wieder mit Mitspielern, Gegnern, Schiedsrichtern, Zuschauern und dergleichen angelegt hätten . . .

ELIK: Ich bin doch nicht anders als alle anderen. Eishockey ist ein Spiel voller Emotionen, die kommen dann eben heraus. Ich glaube, das ist gut so.

Gibt es keinen Moment, den Sie bereuen, nichts, was Sie heute anders machen würden?

ELIK: Nein. Und der Grund dafür ist sehr einfach: Das gehört alles zu meinem Leben. Die guten und die schlechten Momente, es hätte keinen Sinn, groß darüber nachzudenken.

Sie sind in Ihrem Alter noch immer so etwas wie die Leitfigur unserer Eishockey-Liga - spricht das für Sie, oder nicht doch eher gegen die Liga?

ELIK (lacht): Keine Sorge um eure Liga, die ist gut. Sehr gut sogar. Es ist teilweise sogar schwieriger, als in der Schweiz, weil das Spiel in Österreich noch physischer ist. Außerdem wird die Liga immer schneller, das ist der richtige Weg, den ja auch die NHL bestreitet. Schnelle, technisch gute Spieler werden zukünftig immer gefragter sein.

Nachdem man Sie in Innsbruck nicht mehr wollte, sind Sie in Laibach gelandet und haben Olimpija im Vorjahr prompt bis ins Liga-Finale geführt. Was ist in diesem Jahr drinnen?

ELIK: Naja, derzeit kämpfen wir ja eher ums Überleben. Die Sache mit Salzburg (ein Finalspiel wurde strafverifiziert, Anm.) ist aber aus unseren Köpfen raus. Ob man uns um den Titel betrogen hat oder nicht - jetzt sind die Vorzeichen anders und wir müssen uns einmal aus dem Tabellenkeller nach vorne arbeiten. Die Dichte an Topteams ist so groß wie noch nie.

Wie gefällt Ihnen das Leben in Laibach eigentlich?

ELIK: Sehr gut, es ist angenehm und das Umfeld für das Team ist perfekt. Ich lebe nur fünf Minuten von der Eishalle entfernt.

Was? Sie wohnen gar nicht irgendwo am Meer und lassen sich jeden Tag mit dem Hubschrauber hin und her fliegen?

ELIK (lacht auf): Das wäre zwar sehr nett, ist aber wohl nicht drinnen.

Sie haben Ihre Familie angesprochen. Über Ihr Privatleben weiß man so gut wie gar nichts.

ELIK: Es ist auch nicht weiter ungewöhnlich. Ich bin seit 24 Jahren mit meiner Frau zusammen und 18 Jahre davon sind wir verheiratet. Wir haben uns während meiner Zeit bei den Kings in Los Angeles kennen gelernt. Unsere Kinder Vanessa und Jacob sind 13 und neun. Sie sind großartige Menschen, die mir alles in meinem Leben bedeuten. Jacob spielt auch schon bei Olimpija Eishockey.

Das Leben als Eishockey-Wandervogel muss auch für Ihre Familie schwierig sein.

ELIK: Das kann man wohl sagen. Vor allem für meine Tochter, sie findet zwar schnell Freunde, aber es schmerzt sie dann umso mehr, wenn wir wieder woanders hin ziehen. Wir haben gemeinsam als Familie bereits viel durchgemacht und irgendwann, vielleicht so mit 30, wird sie merken, was für ein eigenartiges, aber auch spannendes Leben sie als Teenager geführt hat.

Apropos eigenartig. In der Eishockey-Liga erkennt man Sie auch ohne Rückennummer am merkwürdig hoch sitzenden Helm und ihr Schläger hat am Ende einen extrem dicken Knauf.

ELIK: Wie kommt man denn bloß auf so eine merkwürdige Frage? Aber na gut: Der Helm passt einfach nicht, keine Ahnung, vielleicht ist mein Kopf zu groß, aber so trage ich den Helm halt ein wenig höher. Der Knauf ist eine Erfindung meiner Jugend. Irgendwann habe ich das bei meinem Bruder gesehen und mich über die Jahre daran gewöhnt. Wie war das mit dem Kind in mir? Da haben Sie es wieder.