Österreichs Herren-Eishockey bleibt nach einer tollen WM erstklassig. Im Entscheidungsspiel gab es eine Charakterleistung in den letzten 20 Minuten und am Ende einen verdienten Klassenerhalt mit 5:3 gegen die Briten. Gar so einfach machten es sich die Österreicher selbst nicht, aber der Reihe nach:

Team Österreich fackelte im Abstiegsduell mit Großbritannien nicht lange und riss früh das Spiel an sich. Schon mit dem ersten Wechsel prasselten einige Schüsse auf das Tor der Briten ein. Erstmals wurde Clemens Unterweger bei Briten-Keeper und Ex-Grazer Ben Bowns per Weitschuss nach 20 Sekunden vorstellig. Nach zweieinhalb Minuten musste ÖEHV-Schlussmann Bernhard Starkbaum bei einem ersten Warnschuss von Robert Dowd zu zupacken. Nach knapp sieben Minuten war es dann die KAC-Connection Lukas Haudum und im Nachschuss Manuel Ganahl, die den bisher sehenswertesten Angriff vortrugen.

Auf der Gegenseite vergab Sekunden später Cade Neilson eine Großchance, wurde dabei aber regelwidrig von Bernd Wolf gestoppt, der seiner Mannschaft die erste Unterzahl einhandelte. In diesem musste Starkbaum auch mehrmals bei Top-Chancen der Briten eingreifen. Diese ersten Möglichkeiten gaben den Briten plötzlich Selbstvertrauen die Österreicher begannen plötzlich nachzudenken. Das rächte sich für die Österreicher, die plötzlich die Aggressivität vermissen ließen, auch noch im ersten Abschnitt. 59 Sekunden vor Schluss traf die schlechteste Powerplay-Mannschaft des Turniers (2. Tor in Überzahl) durch Matthew Mayers zur britischen Führung. Dem Tor war zwar eine äußerst fragwürdige Strafe für Manuel Ganahl vorangegangen, dennoch war die Briten-Führung in Anbetracht der zweiten Drittelhälfte auch nicht unverdient.

Wer glaubte, dass die Österreicher mit Schaum vor dem Mund aus der Kabine kommen würden, der irrte. Denn nicht einmal zwei Minuten waren im Mitteldrittel gespielt, da beförderte Dowd die Scheibe irgendwie mit dem Schlittschuh durch die Beine von Starkbaum. Weil der Puck dabei nicht aktiv gekickt wurde, zählte der Treffer nach kurzem Videostudium der Schiedsrichter auch. Und damit war der Faden bei Österreich endgültig gerissen. Haarsträubende Fehler paarten sich mit schlechtem Zweikampfverhalten. Bis zur Spielmitte lag es einzig und alleine an Bernhard Starkbaum, dass Österreich noch im Spiel war. Daran änderte sich auch bis zum Drittelende wenig, die Briten hatten das Spiel und vor allem den zahmen Gegner Österreich gut im Griff.

Furioses Schlussdrittel zur Rettung

Im Schlussdrittel erhöhte Österreich langsam den Druck, zunächst noch ohne Wirkungstreffer. Mit der ersten Strafe der Briten klingelte es aber endlich doch hinter Bowns. Ali Wukovits traf gegen die schwächste Unterzahlmannschaft der WM nach knapp 45 Minuten zum Anschluss. Eine zweite Luft erhielt dadurch allerdings der Gegner. Wieder in einem der vielen leichtfertig ermöglichten Konter schob Neilson 88 Sekunden später zum 1:3 ein. Doch abermals vergingen nur 69 Sekunden und Dominique Heinrich hämmerte den Puck zum neuerlichen Anschluss in die Maschen. Und plötzlich, spät aber doch, funktionierten auch die Kleinigkeiten bei Team Österreich wieder. Das belohnte in Minute 52 Benjamin Nissner, der den Puck nach wuchtigem Raffl-Forecheck irgendwie im Gestocher vors Tor brachte, wo dann noch ein Brite den Schlittschuh entscheidend im Spiel hatte.

Die wohl endgültige Entscheidung verpassten Peter Schneider und Thomas Raffl vier Minuten vor dem Ende im Konter. Weil die Briten für den Klassenerhalt ja bekanntlich drei Punkte, also den Sieg nach 60 Minuten brauchten, machten sie beim Stand von 3:3 das Visier voll auf, Österreich präsentierte sich nun erstmals auch defensiv konsequent. Und vorne war die Partie 66 Sekunden vor Schluss doch noch entschieden. Der Kapitän höchstpersönlich machte es. Raffl traf zum 4:3 und schoss Österreich nach zwei schwachen Dritteln noch ins Glück. 44 Sekunden vor dem Ende machte Peter Schneider per Empty-Net-Treffer alles klar.