Es war der letzte Grashalm für die Norweger. Auf der anderen Seite hätte sich Österreich mit einem Sieg, der durchaus realistisch gewesen war, den Klassenerhalt vorzeitig sichern können. Ein Duell auf des Messers Schneide entwickelte sich. Doch am Ende hatten die Wikinger um eine Nuance die Nase vorne. Sie präsentierten sich ausgeruhter, wacher, aggressiver, bissiger und vielleicht ein wenig fokussierter als Team Austria. Norwegen kam von einem Ruhetag. Österreich hatte kräftezehrende, aber durchaus erfolgreiche Auftritte gegen Schweden, USA und Tschechien in den Beinen. Und so behielten die Norweger in einem engen Spiel mit 5:3 die Oberhand.

Team-Verteidiger Kilian Zündel konnte die Enttäuschung nicht verbergen: "Was da heute passierte, ist unzufriedenstellend, es wäre ein wichtiges Spiel zum Gewinnen gewesen. Wir haben viel, an dem wir arbeiten müssen, waren einfach nicht diszipliniert genug. Der Start war gut, doch nach dem 1:1 gaben wir das Spiel phasenweise aus der Hand. Müde Beine waren kein Thema und sind auch keine Ausrede, sie hatten zwar einen freien Tag, aber wir wären im Spielflow gewesen."

Vielleicht entwickelte sich die Partie aus österreichischer Sicht ja unglücklich. Das rot-weiß-rote Team kam voller Selbstvertrauen aus der Kabine geprescht, setzten die Wikinger sofort unter Druck. Ein Powerplay war die Folge und Dominique Heinrich hämmerte den Puck ins Kreuzeck, nach Vorarbeit von Marco Kasper, der kurz zuvor hart an der Bande eingeschlagen ist. Norwegen zog verzweifelt den Videobeweis, dieser bestätigte erneut den Treffer. Eine weitere Strafe war die Folge. Mit dem 1:0 im Rücken wirkten die Österreicher etwas nachlässiger. Nur 45 Sekunden später nützte Rosseli Olsen eine Unachtsamkeit, fuhr alleine auf Goalie David Kickert zu und versenkte den Puck eiskalt.

Und damit war Feuer in der Partie. Die robusten Norweger versuchten mit phyischen Akzenten den Spielfluss der Österreicher zu zerstören. Mit Erfolg, sie wirkten plötzlich präsenter. Kurz nach Beginn des Mittelabschnitts sorgte Martinsen für das 1:2. Auch Teamchef Roger Bader versuchte eine Challenge, der Videobeweis bestätigte den Treffer aber erneut. Das daraus resultierende Unterzahlspiel überstand Österreich schadlos. Für den 2:2-Ausgleich sorgte Lukas Haudum.

Bis dato ungewohnte Fehler schlichen sich in das Spiel etwa von Routiniers wie Peter Schneider ein (zog im Schlussabschnitt auch eine unnötige Strafe, die zum 2:4 geführt hatte). Österreich wirkte eben nicht ganz auf 100 Prozent. Dem pflichtete der Teamchef bei: "So eine Belastung wie wir sie hatten, gab es für kein anderes Team. Wir waren lediglich bei 90 Prozent." Die neuerliche Führung der Norweger kündigte sich an. Einmal rückte Verteidiger Norstebo gefährlich auf.

Das 3:2 der Wikinger fiel bei angezeigter Strafe Österreichs, ein Haga-Schuss wurde von Roymark entscheidend abgefälscht. Und nach einer Matchstrafe gegen Philipp Wimmer kam Österreich überhaupt nicht mehr aus der Strafbank raus. Prompt fiel erneut durch Rosseli Olsen das vorentscheidende 4:2 für Norwegen. Schneider wäre aber nicht Schneider, wenn er seine Fehler selbst korrigiert. Und so sorgte er kurz vor Schluss noch für den Anschlusstreffer. Es folgte eine kompromisslose Offensive mit einigen "Sitzern". Doch als Kickert sein Tor verlassen hatte, erzielten die Norweger ins verwaiste Tor zum 5:3.

Fazit: Die Rot-weiß-roten wirkten über weite Strecken irgendwie gefangen, konnten keine Zweikämpfe mehr gewinnen - kurz: es lief an diesem Tag einfach nicht geschmeidig (Schüsse: 25:17 für Norwegen). Vielleicht war die Niederlage sogar der nötige Dämpfer zur richtigen Zeit. "Auf jeden Fall", pflichtete Kickert bei. "Es war ein anderes Spiel, als wir es zuletzt gewohnt waren. Das vierte Tor hätte mir nicht passieren dürfen. Wir waren insgesamt zu verspielt. Uns hat die Geradlinigkeit gefehlt. Vielleicht waren wir zu euphorisch, nach dem Sieg gegen Tschechien. Das war bei uns im Kopf."