Schon wieder fielen die Österreicher auf. Zuerst auf den Rängen, weil die Ufta-Abordnung in Finnland eingetroffen ist. Damit ist der Fanclub gemeint, der sich aus Eishockeyverrückten aus allen Bundesländern zusammensetzt. Und später auf dem Eis. Österreich gelang eine weitere Sensation. Obwohl alles ganz gemütlich angefangen hatte. Doch ein taktisch diszipliniertes und aufopferungsvoll kämpfendes Team Austria ließ nicht locker, wie ein kleiner giftiger Hund, der sich verbissen hatte. Bis ins Penaltyschießen dauerte der Nervenkrieg an. Österreich-Keeper Bernhard Starkbaum bewies, dass er welche aus Stahl besaß. Wie Peter Schneider, der den entscheidenden Versuch versenkte.

Die Tschechen wirkten phasenweise ein wenig lustlos, beschränkten sich nur auf das Allernötigste. Und Team Austria hatte seinen Fokus auf die eigene Defensive gelegt. Zudem wurde Team-Veteran und Kapitän Thomas Raffl dieses Mal eine Pause zur Erholung gegönnt. Hervorgestochen war einmal mehr Bernhard Starkbaum. Beim Kracher von Filip Hronek hatten die Rot-Weiß-Roten Glück, sein Direktschuss (141 km/h) dürfte am Metallgehäuse allerdings eine Kerbe hinterlassen haben. Einen Stellungsfehler nützten die Tschechen dann jedoch eiskalt durch Roman Cervenka zum 1:0 aus.

Aber auch Team-Verteidiger Kilian Zündel ließ seine Qualitäten als Scharfschütze aufblitzen. Er jagte den Puck mit 131 Sachen auf den tschechischen Schlussmann Vejmelka, der zu Beginn des Mittelabschnitts die Arbeit wieder aufnehmen musste. In der 29. Minute, nachdem sich Österreich festsetzen konnte, scheiterte Brian Lebler knapp. Doch die Tschechen wirkten langsam genervt. So verpasste etwa Kundratek Lukas Haudum einen "Face-wash". Und Kempny hämmerte einen Schuss wenig später ans Lattenkreuz, auf der anderen Seite versprang ein Lebler-Pass vor Brunner.

Die Partie gestaltete sich plötzlich offener. Österreich hatte den Gegner gut im Griff. Bei zwei, drei Aktionen glänzte einmal mehr Starkbaum mit all seiner Routine. Und auch sein Gegenüber war gegen Schneider und Co. immer wieder gefordert. Das Spiel plätscherte dahin und am Ende wurde es tatsächlich noch hektisch. Bader holte Starkbaum aus dem Tor und ersetzte ihn für einen sechsten Feldspieler. Nach einem Heinrich-Schuss landete der Puck 37 Sekunden vor Schluss plötzlich im Tor, Lebler stocherte entscheidend. Erst nach dem Videobeweis wurde der Treffer anerkannt. "Vielleicht haben sich die Tschechen das leichter vorgestellt", analysierte Teamchef Roger Bader nach der Partie. "Wir waren defensiv gut organisiert, es waren nur wenige Momente, wo das nicht so war. Irgendwann schießt man dann das Tor."

Die Verlängerung brachte keine Entscheidung und so musste ein Penaltyschießen her. Tomas Hertl schoss daneben, Marco Kasper scheiterte, Starkbaum wehrte gegen Roman Cervenka ab, Manuel Ganahl verdribbelte sich, Starkbaum hielt gegen Blumel, Peter Schneider versenkte als erster Schütze eiskalt und abgebrüht wie ein ganz Großer. Smejkal scheiterte neuerlich an Starkbaum. Dominique Heinrich traf nur das Lattenkreuz. Krejci vernebelte und Österreich siegte erstmals in der Geschichte gegen Tschechien (zuvor 19 Spiele, 19 Niederlagen). Und so ertönte zum allerersten Mal bei dieser WM die österreichische Bundeshymne.

"Ich bin unheimlich stolz auf die ganze Mannschaft. Der Sieg ist hart erkämpft, am Ende auch verdient", sagte Schneider. "Der Sieg ist wichtig für das Selbstvertrauen." Und auf Selbstvertrauen wird es am Mittwoch gegen Norwegen ankommen: "Wir sind gegen Tschechien von Drittel zu Drittel besser geworden, sind mit dem Druck immer besser zurechtgekommen. Da müssen wir gegen Norwegen anknüpfen", sagt er. "Ein unglaubliches Gefühl", sagt Torhüter Bernhard Starkbaum. "Was die Burschen heute geblockt haben, war unglaublich. Penaltyschießen ist dann teilweise ein Glücksspiel. Ich habe immer gewartet, bis der Schütze die erste Bewegung gemacht hat." "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", sagte Teamchef Roger Bader. "Wir haben drei Spiele in vier Tagen gegen die Weltspitze gespielt. Es ist Wahnsinn, was wir geleistet haben."

Bis zum Abendessen durften die Spieler um Schneider und Starkbaum den Sieg genießen, danach gilt der Fokus wieder dem Spiel gegen Norwegen. "Sie sind lange in der Gruppe A. Der Sieg heute hat viel Kraft gekostet", sagt Bader und führt die guten Leistungen bei der WM auf die gute Vorbereitung zurück: "Ich hatte die Mannschaft fünf Wochen zur Verfügung. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Wir müssen aber bescheiden und am Boden bleiben."