Das österreichische Eishockey befindet sich zurzeit in unruhigen Gewässern. Spätestens als bekannt wurde, dass sich die Erste Bank aus dem Sponsoring bei Liga und Verband zurückziehen wird, brodelt es hinter den Kulissen gewaltig. Daran ändert auch der sensationelle Aufstieg des U20-Teams in die Weltgruppe nichts. Sowohl die Liga, als auch der ÖEHV befinden sich in einer Pattstellung. Zum einen fehlen die notwendigen Gelder, um zukunftsweisende Entscheidungen treffen zu können. Andererseits werden in beiden Institutionen nach der Saison Präsidentenwahlen abgehalten. Offiziell gibt es noch keine Wahlvorschläge. Zumindest zwei Gruppierungen dürften sich aber bei der ÖEHV-Generalversammlung am 27. Juni in Klagenfurt zur Wahl des Präsidiums stellen.

So dürfte sich der amtierenden Präsident Gernot Mittendorfer nun doch mit seinen derzeitigen Stellvertretern Philipp Hofer und Alexander Gruber der Wiederwahl stellen. In der Präsidiumssitzung vergangenen Freitag soll der Banker seine Ambitionen bekräftigt haben. Der frühere Vorstand der Erste Bank könnte im Zivilberuf schon bald wieder im Bankensektor aktiv werden und damit auch an der Quelle eines neuen potenziellen Geldgebers für das Eishockey sitzen. Aufgrund der finanziellen Lage kann das ein wichtiges Argument für seine Wiederwahl sein.

Der zweite Kandidat für das höchste Amt des heimischen Eishockeyverbandes heißt Markus Praschl. Der Unternehmer und stellvertretende Obmann der Junior Capitals war Vorstand der REWE-Group. Ins Spiel gebracht wird seine Kandidatur von Andreas Ösze, dem Präsidenten des Wiener Verbandes. Gerüchten zufolge soll in dieser Konstellation auch Dieter Kalt jun. eine Rolle spielen und eine Verbandsfunktion übernehmen. Mit dem Ex-KAC-Sportdirektor, dem ehemaligen ÖEHV-Entwicklungsleiter Gregor Baumgartner und U20-Co-Trainer Philipp Lukas haben bereits Sondierungsgespräche stattgefunden. Bei Vertretern von Landesverbände wird intensiv um Wahl-Unterstützung geworben. Praschl soll die Unterstützung der Vorarlberger und von zwei weiteren Landesverbänden sicher sein.

Müssen Hartl/Bader gehen?

Ein neuer ÖEHV-Präsident hätte erhebliche personelle Auswirkungen im Verband selbst. Der langjährige Generalsekretär Christian Hartl müsste dann wohl seinen Sessel räumen. Und auch für Roger Bader könnte es eng werden. Einigen Landesverbände, die gerne mehr Einfluss hätten und Mitspracherecht bei seinen Entscheidungen wollten, ist er ein Dorn im Auge. Seit Bratislava, als das Nationalteam in die B-Gruppe absteigen musste, mehren sich Stimmen, die den Rauswurf des Schweizers verlangen.

In jedem Fall hat die Wahl große Auswirkungen. Die größte Agenda für den nächsten Präsidenten lautet: Das angespannte Verhältnis zwischen Liga und ÖEHV. Mittendorfer war hier stets um Kompromisslösungen bemüht. Praschl hingegen könnte eine härtere Gangart wählen. Es ist jedoch mit weiteren Kandidaten zu rechnen, die bis zwei Wochen vor der Generalversammlung nominiert werden dürfen.