Hashtags sollen das Navigieren durch das Leben erleichtern. Zumindest, wer sich vorwiegend in sozialen Medien bewegt. Jene Begrifflichkeiten, denen immer das Symbol # vorangestellt wird. Der VSV wollte in den letzten Jahren auf diesem Terrain gewisse Aussagen verstärken, ist aber kläglich gescheitert. #WirGreifenAn war nichtssagend und wurde dem Klub nicht abgekauft. Und #BlauesBluat war die letzte, nicht mehr ganz authentische Hoffnung, Gedanken der Nostalgie zu wecken. So sah das Geschäftsmodell bis zur vergangenen Saison aus.

Das alles gehört nun der Vergangenheit an. Der VSV überlebte seine dringendst notwendige Renaissance. In erster Instanz, und das war wohl die schwierigste Aufgabe: Es brauchte eine Entscheidungshoheit des neuen Managements. Geschäftsführer Ulf Wallisch holte mit Peter Peschel (Marketing und Sponsoring) sowie Andreas Schwab (Finanzen) richtige Experten an Bord. Letzterer verließ jedoch nach grundlegenden Diskrepanzen rund sechs Monate später wieder den Klub. Das muss gar nicht als Schwäche interpretiert werden. Der neue VSV schafft eben klare Verhältnisse.

Verdienter Villacher in Doppelfunktion

Der zweite, richtungsweisende Schachzug lag eigentlich auf der Hand. Gerhard Unterluggauer wurde bereits früh als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion installiert. Der 42-Jährige verließ die Stadt als Hobby-Spieler (Huben) und kam aus Heilbronn mit den besten Referenzen retour. Solche können behilflich sein beim Aufbau eines weltweiten Netzwerks, wenn es wieder darum geht, neue Spieler zu verpflichten. Er unternahm eine Scouting-Reise nach Nordamerika und verpflichtete einige namhafte Verstärkungen (Jamie Fraser, Jerry Pollastrone, MacGregor Sharp). Das alleine wäre zu wenig: Er impfte seinen Spielern ein neues taktisches Konzept ein. Aggressiver, offensiver, körperbetonter – ganz ohne Hashtags. Dass mit Dan Bakala ein attraktiver Torhüter verpflichtet werden konnte, ist hauptsächlich Markus Kerschbaumer zu verdanken. Seit 14 Jahren beim Klub tätig, hielt sich der 43-Jährige stets im Hintergrund. Der Villacher gilt als moralisches Gewissen und wohl eine der wichtigsten Personen, die nun auch Gehör finden. Das einzige rein österreichische Trainerteam in der EBEL komplettieren Markus Peintner und Hans Winkler. Und als wichtiger Neuzugang ist selbst Team-Manager René Wild zu sehen.

Finanziell konnte ein Debakel abgewendet werden. Auch dank der Unterstützung von Panaceo, dem sehnlichst erwarteten Hauptsponsor. Und eine der beiden neuen Logen konnte bereits bis Saisonende für einen mittleren fünfstelligen Betrag vermietet werden. Selbst von der zuletzt stark in Mitleidenschaft gezogenen Abonnenten-Front gibt es ein Erfolgserlebnis: zehn Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Alles Vertrauensvorschüsse, die es nun zu bestätigen gilt. Das Personal dafür scheint zu stimmen. Wallisch ist zudem kein Phrasendrescher oder Märchenonkel. Er hört sich in Ruhe alle Seiten an, bevor er sich eine fundierte Meinung bildet. Vielleicht braucht es zu diesem Zeitpunkt jemanden, der verhärtete Fronten in Villach aufbrechen kann.

Aus sportlicher Sicht werden die Ansprüche demütig definiert: „Der Weg ist das Ziel.“ Und das trifft auf den VSV tatsächlich zu. Durch Struktur, neue Identität, robustes Körperspiel soll wieder ein homogenes Team entstehen. Die Villacher wissen selbst, dass sie mangelnde Kadertiefe (speziell im Angriff) zu einem Außenseiter für die Top 6 macht. Im Grunde kann der VSV nach zwei verpassten Play-off-Teilnahmen nur gewinnen. Der neue Slogan wurde jedenfalls mit Bedacht gewählt und ist irgendwie auch als Aufforderung zum blau-weißen Bekenntnis zu sehen: #GemeinsamStärker.