Österreichs Nationalteam hat Historisches geschafft! Mit dem 4:0-Sieg im Gruppenspiel gegen Schlusslicht Weißrussland hat man sich einen Tag nach der bitteren Niederlage gegen Frankreich aufgerafft und zumindest den vorletzten Platz sicher geholt. Das Team vom Schweizer Erfolgstrainer Roger Bader kann nun nicht mehr absteigen und darf wohl zumindest bis zum letzten Match am Montag gegen Tschechien gemeinsam mit den lautstarken Fans in Kopenhagen feiern. In den Katakomben sah man einigen Spielern nach dem Spiel die Strapazen an. Sie hatten das Letzte aus sich herausgeholt. Kapitän Thomas Hundertpfund: "Ich bin unglaublich stolz auf die Truppe. Es ist eine Ehre, dass ich Kapitän sein durfte. Wir hatten vor dem Spiel extra noch ein Meeting. Schlussendlich haben wir keine Chancen, keine Schüsse der Weißrussen zugelassen. Wir hatten heuer vielleicht etwas Glück, das wir in den Jahren zuvor nicht hatten. Und mit der heutigen Leistung war der Klassenerhalt verdient."

Der Schweizer Teamchef Roger Bader konnte seinen größten Erfolg als Trainer, wie er selbst sagte, noch nicht realisieren. "Das wird sicher noch eine Stunde dauern", so der 53-Jährige. "Es war momentan gesehen ein perfektes Spiel. In unseren schwächeren Phasen war Starkbaum da. Unser Powerplay war sehr gut, aber auch das Unterzahlspiel. Ich freue mich für die Mannschaft und für meine Mitarbeiter."

Während der WM sorgte Roger Bader immer wieder mit seinen Krawatten für Aufsehen.   "Es gibt eine Seite für das Spiel. Und heute gibt es die Rückseite für nach dem Spiel"
Während der WM sorgte Roger Bader immer wieder mit seinen Krawatten für Aufsehen. "Es gibt eine Seite für das Spiel. Und heute gibt es die Rückseite für nach dem Spiel" © Quendler

Der Klassenerhalt als Aufsteiger ist zuletzt Frankreich als Aufsteiger vor zehn Jahren gelungen. Österreich fristet erstmals seit 14 Jahren nicht mehr das Dasein einer "Fahrstuhlnation". Aber alles der Reihe nach:

1. Drittel: Traumstart dank glücklichem Treffer

Ohne die Leistungsträger Brian Lebler (Fingerbruch) und Dominique Heinrich musste Österreichs Nationalteam den schweren Gang im Abstiegs-Showdown gegen Weißrussland antreten. Und diesem absolvierten sie auf den ersten Schritten makellos. Nach verhaltenem Beginn beider Mannschaften erzwang Layne Viveiros mit einem Weitschuss – es war der erste rot-weiß-rote Torschuss der Partie – gleich ein Eigentor der Osteuropäer (5.). Dieses fiel wohl auch, weil Kapitän Thomas Hundertpfund vor dem Gehäuse von Mikhail Karnaukhov mit gutem Stellungsspiel vorbildlich für Verwirrung sorgte.

Das 2:0 hatte Lukas Haudum nach sehenswertem Sololauf auf dem Schläger, setzte das Spielgerät aber an die Latte (10.). Davor hatte Bernhard Starkbaum im Doppelpack gegen Charles Linglet (7.) und Artyom Kisky (8.) die Führung festgehalten. Weil auch Michael Raffl mit einem "Bauerntrick" erfolglos blieb (12.) und die Österreicher auf der anderen Seite zwei gegnerische Powerplay zu Drittelende souverän zerstörten, ging es mit der knappen Führung erstmals in die Kabinen.

2. Drittel: Makelloses Powerplay

Offensiv sollten die Österreicher im Mitteldrittel zunächst gar nicht stattfinden, was sich zur Spielmitte prompt ändern sollte. Die Weißrussen kamen aus der Kabine und übernahmen das Spielgeschehen. In zahlreichen Drangphasen zeichnete sich nicht nur Goalie Starkbaum, sondern auch seine Vorderleute durch zahlreiche geblockte Schüsse aus. Nachdem die Offensivbemühungen zehn Minuten lang nicht fruchteten, begannen die Weißrussen Nerven zu zeigen. Ein schmutziges Revanchefoul von Geoff Platt am wieder genesenen Daniel Woger brachte die erste rot-weiß-rote Überzahl, die Konstantin Komarek mit einem halbhohen Schlenzer ins lange Eck bestmöglich zu nutzen wusste (31.). Einen Stockschlag ins Gesicht von Dominic Zwerger später legte Raffl wiederum im Powerplay nach, als er einen Komarek-Schuss unhaltbar in Maschen lenkte und damit den Arbeitstag von Karnaukhov beendete.

Der Gegner war davon hart getroffen, der Schock saß ganz tief. Kapitän Alexander Pavlovich etwa zertrümmerte seinen Schläger, die Fans waren sowieso schon völlig verstummt. Weitere Frustfouls waren die weitere Folge. Und die Österreicher? Denen kamen die kleinen Pausen, Spielunterbrechungen und Provokationsversuche des Gegners gerade recht. Während die Profis am Eis und auf der Bank die Ruhe bewahrten, zündeten ihre Fans auf den Tribünen ein wahres Stimmungsfeuerwerk. Von diesem angetrieben gelang Schweiz-Legionär Zwerger sogar noch vor der Pause das 4:0. Und das, wie sollte es in diesem Spielabschnitt auch anders sein, in Überzahl!

3. Drittel: Alles richtig gemacht

Die letzten 20 Minuten vor dem Erreichen des historischen ersten WM-Klassenerhaltes eines Aufsteigers seit zehn Jahren gingen die Mannen von Roger Bader ganz richtig und erfolgreich an. Natürlich galt der Fokus der Defensive, gleichzeitig wurden die Konter aber ordentlich, wenn auch nicht immer mit vollem Nachdruck, ausgespielt. Und das Penalty Killing funktionierte an diesem Tag sowieso einwandfrei.

Von Minute zu Minute wurde der eigene Fanblock lauter, während der Gegner am Eis immer mehr in sich zusammenfiel. Die Präzision im Spiel der Weißrussen ging parallel mit dem Glauben an die eigenen Möglichkeiten verloren. Während diese also schon eher die Schlusssirene herbeizusehenen begannen, spielten die gut gelaunten ÖEHV-Cracks die Partie ordentlich herunter, um danach völlig verdient und ekstatisch jubeln zu dürfen.