Sie haben ein Faible für Traditionsvereine. Wie denken Sie eigentlich über den HSV?
Das ist ein großer Verein mit viel Tradition und einer gewissen Wucht dahinter. Der HSV ist auf jeden Fall ein Erstliga-Verein, mit dem ganzen Hintergrund, dem Stadion, den Fans. In der 2. Liga ist er immer Top-Favorit, aber wie man sieht: Es ist nicht leicht, wieder zurückzukehren, weil die 2. Liga sehr ausgeglichen ist.

Ihre persönliche Bilanz gegen den HSV ist nicht die schlechteste.
Ich glaube, ich habe zwei Tore gegen den HSV geschossen. Aber ich weiß nicht, wie viele Spiele es waren.

Es waren drei Spiele und drei Tore. Gibt es so etwas wie einen Lieblingsgegner für Sie?
Okay. Aber nein, gibt es überhaupt nicht.

Was waren Ihre schönsten bzw. schlimmsten Derby-Erlebnisse?
Dass einem im positiven Sinne das 4:4 mit Schalke in Dortmund in Erinnerung bleibt, ist, glaube ich, selbstverständlich. So ein Spiel gibt es nicht oft im Leben.

Sie haben damals das 1:4 gemacht und waren fast gleichzeitig mit dem Ball im Tor, um ihn wieder aus dem Netz zu holen. Haben Sie tatsächlich daran geglaubt, dass da noch etwas geht?
So blöd, wie es klingt, aber wir haben in der ersten Halbzeit nicht so schlecht gespielt und lagen trotzdem 0:4 hinten. In der Pause haben wir uns gesagt, wir wollen die zweite Halbzeit gewinnen und geben dafür noch einmal alles. Das 1:4 hat dann Kräfte freigesetzt, das kann man so gar nicht beschreiben. 

Haben Sie das Revierderby am vorigen Samstag gesehen? Leiden Sie noch mit Schalke?
Klar habe ich das Spiel angeschaut. Es tut natürlich weh, wenn du ein Derby 0:4 verlierst. Klar leide ich noch mit. Wenn man mal auf Schalke gespielt hat, verfolgt man das natürlich. 

Sie haben acht Tore in den vergangenen sieben Partien erzielt und St. Pauli quasi im Alleingang aus dem Abstiegskampf geschossen. Was ist Ihr Erfolgsrezept bzw. wie bewahrt man sich diesen Torhunger und die Gier?
Als Stürmer willst du immer Tore schießen, so willst du auch der Mannschaft helfen. Du brauchst aber auch die gewisse Qualität in der Mannschaft, sonst würdest du als Stürmer ja verhungern. Bei uns funktioniert das ganze Paket gut, ich bekomme meine Chancen, die verwerte ich Gott sei Dank. 

Kann man Tor-Instinkt erlernen? Welche Rolle spielt Erfahrung?
Ich glaube schon, dass einem eine gewisse Erfahrung natürlich nicht schadet, was den Instinkt betrifft. Du musst halt da sein, das ist das Entscheidende. Wenn du als Stürmer zehnmal auf den ersten Pfosten läufst, springt dir der Ball fünfmal vor die Füße und fünfmal halt nicht. Du brauchst auch das nötige Glück.

Zurzeit läuft es bei Ihnen, das war aber nicht immer so. Wie schafft man es, bei Negativserien nicht zu verkrampfen?
Es spielt sich viel im Kopf ab. Du brauchst gewisse Erfolgserlebnisse, damit du irgendwas hast, woran du glauben kannst. Und du musst immer das Vertrauen in dich haben. Ich hatte ein schwieriges Jahr 2020 mit der Verletzung und habe auf Schalke nicht mehr so viel gespielt. Natürlich ist die Familie als Rückhalt da sehr wichtig. Das habe ich Gott sei Dank. Und dann habe ich mich einfach nur gefreut, dass ich wieder auf dem Platz stehen darf, dass ich gebraucht werde. Das gibt mir das Gefühl, dass ich wichtig bin.

Wie viel Freude macht es aktuell, in dieser Mannschaft zu spielen und mit ihr Erfolg zu haben?
Natürlich macht das viel Spaß. Man sieht, dass wir noch viel lernen können, dass da noch viel Potenzial in der Truppe steckt.