Eine Milliarde Euro. So viel hat das Tottenham Hotspur Stadium im Norden Londons gekostet. Die ehrwürdige White Hart Lane musste dafür weichen. Es ist die beeindruckendste Arena, die Spieler, Trainer und Mitarbeiter des WAC in ihrer Karriere gesehen haben. Gleich nach dem ersten Betreten wurden die Handys für Erinnerungsfotos gezückt. Trainer Ferdinand Feldhofer machte inzwischen einen Rundgang durch das Ungetüm von Trainerkabine, in der er sich heute auf die Abschlussbesprechung vorbereiten kann. Die Stimmung beim Abschlusstraining war geprägt von Vorfreude und Lockerheit. An so einem Arbeitsplatz kann wohl niemand unglücklich sein. Alleine die beiden Anzeigentafeln würden einen großen Teil der Haupttribüne in der Lavanttal-Arena ausfüllen. Ein Teil des Stadiondachs ist begehbar. Das Wahrzeichen der Hotspurs, der Hahn, überblickt die Arena. Der Naturrasen kann im Boden versenkt und gegen Kunstrasen oder wahlweise auch ein Football-Feld getauscht werden, sobald die NFL wieder in Europa Station machen sollte. 

Die Arena beherbergt auch die größte Kabine, die je von Torsten Lenart, Anton Rossmann und Bernhard Tatschl bestückt wurde. „Ein Wahnsinn. Das ist eine komplett andere Liga. Das Größte, was wir je gesehen haben“, sagen die drei Zeugwarte, ohne überlegen zu müssen. Vor allem Lenart lebt als der Jüngste im Trio seinen Traum. Im Lignano-Urlaub klingelte beim Vorsprecher der Wolfsfront das Handy. Am Apparat war Manager Markus Perchthaler, der sich gerade auf der Suche nach einem Zeugwart befand. „Da habe ich nicht lange gezögert und sofort Ja gesagt“, erzählt Lenart. Der Job bei der Gemeinde Wolfsberg konnte da nicht einmal annähernd mithalten. Vom Fan zum Mann für alles in nur wenigen Sekunden.

Rossmann, Tatschl und Lenart an ihrem Arbeitsplatz
Rossmann, Tatschl und Lenart an ihrem Arbeitsplatz © Meyer

Begonnen hat die Arbeit für die Reise nach London nach dem Sturm-Spiel am Sonntag. Waschen, Kisten beladen und fertig machen für den Flughafen. Reibungslos ist es da noch nie gelaufen. „Egal, in welchem Land, egal, welcher Flughafen – irgendwas geht immer daneben“, sagt Tatschl. In Moskau waren es Probleme mit den Visa, in London streikte ein Förderband. 70 paar Schuhe, Hunderte Kilogramm an Trainingswäsche, Handtüchern, Massageliegen, medizinisches Equipment und Verpflegung gehen in 16 Metallkisten auf Reisen.

Rossmann, der seit dem Jahr 2000 mit dabei ist, hat für Siege auch ein fixes Ritual im Gepäck. „Zuerst schreit der Kapitän und dann schreie ich für jedes Tor einmal laut ,Jaaaaaa‘ und springe auf den Boden“, erzählt Rossmann, der in zwei Jahrzehnten beim Verein nur zwei Spiele verpasst hat. Einmal war er krank, das andere Mal hat die Tochter geheiratet. Die Arena in Tottenham wird so oder so ewig in Erinnerung bleiben. „Hoffentlich darf ich auch in dieser Kabine wieder schreien“, sagt Rossmann.