Es ist maximal eine zweischneidige Bilanz, die der Fußball in Zeiten der Pandemie zulässt. Sportlich blieb beim WAC in der Europa League heuer kein Wunsch offen. Der kleine Klub aus Wolfsberg ließ die Millionentruppen aus Rotterdam und Moskau sportlich eindrucksvoll hinter sich. Die Belohnung ist ein Kräftemessen mit den Weltstars der Tottenham Hotspur. Trotz suboptimalem Hinspielergebnisses ist die Freude auch auf das Rückspiel groß. 

Doch etwas Entscheidendes fehlte. „Ohne Fans und Familien im Stadion ist es einfach nicht das Gleiche. Als Fußballverein sind die Anhänger der Grund, warum man das überhaupt alles macht“, sagt WAC-Manager Markus Perchthaler. Im Verein sind sich alle einig, dass zumindest gegen Tottenham eine ausverkaufte Wörthersee Arena mit mehr als 30.000 Zuschauern gewartet hätte.

Mit Blaulichteskorte wurde der Teambus durch Moskau geschleust
Mit Blaulichteskorte wurde der Teambus durch Moskau geschleust © Meyer

Vor Corona, das die ganze (Sport-)welt getroffen hat, war es in der vergangenen Saison ein Wald, der nicht nur die Fans, sondern gleich auch die Spieler aus dem „Heimstadion“ in Klagenfurt verbannt hat. „Wenn man darüber nachdenkt, ist das natürlich ein Wahnsinn. Das kann sich niemand ausdenken“, sagt Perchthaler. Dennoch sind auch heuer die Emotionen nicht zu kurz gekommen. Vor allem der daheim gegen Feyenoord fixierte Aufstieg ins Sechzehntelfinale war ein Abend – oder besser gesagt eine Nacht – die niemand im Verein je vergessen wird.

Zwischendurch warteten immer wieder Fans und Souvenirjäger
Zwischendurch warteten immer wieder Fans und Souvenirjäger © Meyer

Und nächstes Jahr? Ohne Bäume und hoffentlich auch ohne Pandemie? Dass die Reise zum dritten Mal in Folge von vorne beginnt, ist für einen kleinen Klub wie den WAC keine Selbstverständlichkeit. Klubs mit höherem Budget und aus wirtschaftlich zugkräftigeren Regionen wollen diesen Sprung ebenfalls schaffen. „Wir müssen da bescheiden bleiben und sind dankbar, dass wir das alles erleben durften. Wenn wir weiter fleißig sind, dann geht es sich vielleicht wieder aus“, hält Perchthaler den Ball im Lavanttal gewohnt flach. Spieler, Trainer, Mitarbeiter und Funktionäre seien sich des Privilegs bewusst, in Zeiten wie diesen in halb Europa ihren Beruf ausüben zu dürfen.

Gegneranalyse im Hotel
Gegneranalyse im Hotel © Meyer

Über diverse Verrenkungen, wie ein „Heimspiel“ in Budapest oder nicht vorhersehbare Änderungen bei Verordnungen und Bestimmungen, wird gar nicht erst lamentiert. Man nimmt es, wie es kommt. Es bliebe auch keine andere Wahl. Seit Saisonbeginn im Herbst hat der WAC-Tross im Schnitt zwei Tests pro Woche absolviert. Alle 45 Abstriche der Delegation für die heutige Einreise in England weisen keine Spur des Coronavirus auf. Die Rückreise erfolgt aufgrund des Landesverbotes englischer Maschinen in Österreich über Slowenien. Ohne Quarantäne – ein weiteres Privileg zur Ausübung der beruflichen Pflichten. 

Sportlich geht es am Mittwoch nach dem 1:4 im Hinspiel um einen Abschied erhobenen Hauptes. In der derzeitigen Verfassung liefern die Hotspurs auch alle Möglichkeiten dazu. Sechs der jüngsten fünf Liga-Spiele gingen verloren. Am Selbstvertrauen des Trainers vermag das nicht zu Rütteln: „Es ist eine Serie von schlechten Ergebnissen. Ich zweifle aber nicht an meiner Tätigkeit. Es gibt keine besseren Methoden als meine und die meines Trainerstabs“, stellt José Mourinho klar.