Bei der Auslosung zum heutigen Sechzehntelfinale war Tottenham noch eine andere Größenordnung. Tabellenführer der Premier League und zumindest auch kleiner Anwärter auf den Titel. Zwei Monate später hat sich das Blatt gewendet. Mit Platz neun in der Liga scheint die Europa League beinahe schon als einzige Möglichkeit, die Spielberechtigung für die Königsklasse in der nächsten Saison zu ergattern. Druck? „So etwas spüre ich nicht. Ich spüre Verantwortung. Das ist viel besser“, sagt Mourinho. Der Portugiese versicherte vor dem Abflug nach Budapest noch, die beste Mannschaft auf das Feld zu schicken, die ihm zur Verfügung steht. Top-Stürmer Harry Kane dürfte nicht fit sein. Hinter dem Einsatz von Heung-min Son steht noch ein Fragezeichen. Dafür wird der Waliser Gareth Bale in der Startaufstellung erwartet. Der Südkoreaner hatte noch an der Abschluss-Pressekonferenz teilgenommen. „Das heißt nichts, ich habe mich erkundigt. Er muss nicht spielen, nur weil er hier sitzt“, sagt ein typisch süffisant aufgelegter Mourinho. 

Egal wer spielt, man werde den WAC sicher nicht unterschätzen und habe großen Respekt vor den Leistungen in der Gruppenphase. Viel mehr Worte will der Startrainer nicht über die Wölfe verlieren. „Ihr Trainer wird auch nicht öffentlich über uns sprechen“, sagt er. Auch wenn ihm Ferdinand Feldhofer vor der Auslosung – wie der gesamte Kader – kein Begriff war, ist die Achtung mit den Analysen des Gegners gestiegen. „Jetzt kenne ich alle WAC-Spieler. Ich habe mir unzählige Spiele von ihnen angesehen“, sagt Mourinho.

Was die Favoritenrolle betrifft, ist man in London noch diplomatisch geblieben. „Wir müssen natürlich die Ambition haben, ein gutes Resultat zu erzielen und weiterzukommen.“

Auf das gute Resultat ist auch der WAC aus. Das Duell soll erst im Rückspiel entschieden werden. Die Wölfe werden sich in der Kabine von Liverpool (die Engländer spielten am Dienstag gegen Leipzig) auf das Spiel vorbereiten. Hoffentlich ein gutes Omen, scherzt die Mannschaft. Das Spielfeld haben die Engländer im besten Zustand hinterlassen. In der Kabine waren noch Covid-Tests zu finden. Alle negativ.

Trainer Ferdinand Feldhofer zieht aus den Aussagen Mourinhos seine eigenen Schlüsse: „Sie haben uns wohl vorrangig über die Europa League analysiert.“