Herr Feldhofer, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie vom ersten positiven Coronafall gehört haben?
Ein Wort, das man in der Zeitung nicht drucken kann. Wir waren davor super drauf und haben wirklich gut performed. Wenn man etwas Positives sehen will, dann, dass es mit der Länderspielpause wohl keinen besseren Zeitpunkt für den Ausbruch hätte geben können.

Das war kurz vor dem Europa-League-Spiel gegen Dinamo. Mit welchem Gefühl ist man nach Zagreb gefahren?
Mit einem sehr Unguten natürlich. Mit der Admira und Feyenoord Rotterdam hatten unsere beiden Gegner davor auch Fälle. Wir mussten alles komplett umorganisieren und die Spieler auf Privat-Pkw aufteilen. Im Bus waren überall Planen zwischen den Sitzreihen. Du kommst aus dem Hotel nicht raus und musst auch größere Besprechungsräume finden. Beim Abschlusstraining hat es recht gut ausgesehen, bis in der Nacht weitere Spieler Symptome bekommen haben und abreisen mussten. Im Nachhinein muss ich die Leistung höher einschätzen, als ich es kurz nach der Niederlage getan habe.

Sie haben es jedem Spieler freigestellt anzutreten.
Wenn einer nicht kann, dann kann er nicht. Das habe ich der Mannschaft zu Mittag vor dem Spiel auch klar gesagt. Bei der Fahrt ins Stadion hat man bei jedem gesehen, dass er auch spielen will.

Wie sehr wird man in so einer Situation als Trainer auch zum Psychologen und auch Virologen?
Gar nicht. Ich bin da kein Spezialist. Es hat bei uns ja auch den Betreuerstab getroffen. Wir waren alle in einem Boot. Man hat gesehen, dass man sich auf diese Familie verlassen kann.

Am Ende geht es dennoch auch um Ergebnisse. Können Meisterschaft und Europa League heuer fair entschieden werden?
Ich hoffe es. Wir sind schon sehr privilegiert, weil wir überhaupt spielen können. Ob das jetzt gerade lustig ist oder nicht, müssen wir vergessen. Das ist unser Job. Es gibt viele Menschen, die ihren Job nicht ausüben können und gerade daheim sein müssen. 

Viele sind der Meinung, dass man in einer Zeit, in der alles stillsteht und Menschen an Covid sterben, nicht unbedingt Fußball spielen muss.
Wenn es ein zu großes Risiko wäre, dann hätten die Behörden schon einen Stopp eingelegt. Wir vertrauen der Regierung und kommen den Auflagen zu 100 Prozent nach. Sport ist auch ein Teil der Normalität und kann für die Leute eine Abwechslung sein.

Der Start in der Liga ist nicht ganz nach Wunsch verlaufen. Woran ist das gelegen?
An den Ergebnissen. Wir sind weit von einem Negativlauf entfernt. Fakt ist, dass wir mehr als die Hälfte des Stamms austauschen mussten. Da ist es normal, dass nicht gleich alles passt. Die Leistungen waren schwer in Ordnung. Wir sind hier keine Zauberer. Ich wollte die Mannschaft im Oktober physisch und taktisch auf einem Level haben. Das war bis zum Corona-Ausbruch auch der Fall. Im Kader gibt es nur einen Leihspieler. Für mich heißt das, dass dieser Mannschaft die Zukunft gehört.

Torjäger Shon Weissmann konnte nach seinem Abgang noch nicht ganz ersetzt werden.
Wir haben mit Dario Vizinger und Dejan Joveljic zwei Stürmer geholt. Vizinger war leider gleich einmal verletzt. Wir schießen nicht zu wenig Tore. Wir haben am Anfang nur zu viele bekommen.

Frankfurt-Leihgabe Joveljic hat mit 3,6 Millionen Euro den mit Abstand höchsten Marktwert der Mannschaft. Was fehlt ihm noch?
Spiele, Spiele, Spiele. Er ist noch sehr jung und wird Tag für Tag besser. 

Trotz des Corona-Rückschlags muss das internationale Geschäft wohl Saisonziel des WAC sein.
Die volle Konzentration liegt auf dem restlichen November und dem Dezember. Es gibt zwei Bewerbe, wo eine Entscheidung fällt. Wir wollen in der Europa League aufsteigen und im Cup das Viertelfinale erreichen. Die Meisterschaft wird heuer noch in beide Richtungen offenbleiben.