Spätestens seit Lindsey Vonns Ambitionen, an einem Männer-Skirennen teilzunehmen, gibt es immer wieder öffentliche Debatten darüber, ob und wie Frauen und Männer in derselben Disziplin miteinander konkurrieren können. Beim Schach muss man sich mit derlei Problemen nicht aufhalten. Und weil körperliche Vor- und Nachteile hier keine Rolle spielen, treten nun bei den österreichischen Staatsmeisterschaften Frauen und Männer gegeneinander an. Die Regeländerung zeigt erste Folgen: Mehrere Spiele konnten die Frauen bereits für sich entscheiden.

"Ich bin ganz begeistert von den bisherigen Erfolgen der Frauen", sagt Turnierdirektor Johann Pöcksteiner zum ORF. Die aktuelle Bilanz der zehn besten Spielerinnen: Acht Siege konnten sie schon gegen Männer erzielen, zehnmal hieß es unentschieden. Bisher waren die Schachmeisterschaften nach Geschlechtern getrennt.

Als Schach 2005 als eigenständiger Sport anerkannt wurde, entschied man sich - wie in den meisten anderen Sportarten auch - Frauen und Männer getrennt zu beurteilen.

Auch wenn physische Attribute beim Schach keine Rolle spielen, so gibt es dennoch geschlechtsspezifische Unterschiede, wie einige meinen. "Die ehemalige Weltmeisterin Judit Polgar hat gesagt: Zum Ziel führen verschiedene Zugänge. Sie meint, dass Frauen manchmal einen intuitiveren Zugang haben und Männer dafür besser rechnen können", so Pöcksteiner. Bisher wurden diese Unterschiede nur bei offenen Spielen getestet, bei denen alle - unabhängig von Geschlecht, Alter oder Spielniveau - gegeneinander antreten können.

Chance für die Jugend

Die Entscheidung, diese Trennung nun aufzuheben, war Pöcksteiner wichtig. Denn damit erhöhen sich die Chancen für junge Talente. "Hintergrund ist, dass unsere Frauen bei der Schacholympiade oder bei Welt- und Europameisterschaften gegen andere Frauen spielen, die im internationalen Vergleich sehr stark sind. Wenn sie in Österreich nur untereinander spielen, wo es nur wenige sehr gute Spieler gibt, dann sind sie zu wenig gefordert."

In Österreich seien es immer noch vorrangig Männer, die sich für den Sport interessieren. Bei der derzeit laufenden Meisterschaft sind von 100 Teilnehmenden nur 20 weiblich, laut Pöcksteiner ist das aber bereits ein hoher Anteil. "Es gibt auch Turniere, bei denen gibt es nur vier oder fünf Prozent Frauen."