Aus dem Märchen kennen wir sie nur zu gut: die böse Stiefmutter, die Schneewittchen den Apfel vergiftet und Aschenputtel den hübschen Prinzen missgönnt. Kein leichtes Los für Stiefeltern. Und ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert? Von wegen! In den rund 100.000 österreichischen Patchwork-Familien geht es zum Glück weit harmonischer zu.

Ein buntes Familienwirrwarr

Natürlich ist gerade der Anfang nicht leicht. Allzu oft spielen verletzte Gefühle aus der vorangegangenen Beziehung noch eine Rolle. Hier geht es zuallererst darum, wieder Vertrauen aufzubauen und sich von der Erwartung zu verabschieden, dass der neue Partner den alten Partner in allen Belangen ersetzen kann.

In welcher Form die neue Konstellation auch besteht: ob alleinerziehende Mutter mit neuem Partner ohne Kinder oder zwei Erwachsene mit Kindern – die beste Voraussetzung für ein gutes Miteinander ist, auftretende Probleme als Chancen zu erkennen. Und Herausforderungen gibt es viele. Vor allem, wenn sich Kinder gegen den neuen Partner der Mutter/des Vaters auflehnen, ist dies oft ein Zeichen, dass das Rollenbild nicht klar definiert ist. Ist ein Vater bzw. eine Mutter weiterhin vorhanden und bringt sich dieser bzw. diese auch aktiv ein, ist es unvermeidbar, dass sich das Kind dagegen wehrt, einen zweiten Papa oder eine zweite Mama zu bekommen. Vor allem kleinere Kinder können nicht differenzieren. Für sie gilt: Neuer Papa ersetzt alten Papa. Und das ist für sie nicht akzeptabel.

Aus Stiefeltern werden Bonuseltern

Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, sich bereits im Vorfeld über die neue Rolle, die man im Familienverband einnehmen wird, Gedanken zu machen. Und – ganz wichtig – den Kindern zu vermitteln, dass der neue Partner eine wertvolle Ergänzung und Bereicherung für die Familie ist, der leibliche Vater aber weiterhin der Papa ist und bleibt.

Der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat in diesem Zusammenhang den Begriff „Bonuseltern“ geprägt. Auch wenn diese Bezeichnung optimistischer klingt, sollte man nicht übersehen, dass die neue Situation für alle Beteiligten keine leichte Sache ist. Tipp aus der Lebensberatung: kommunizieren, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen und sich bei Bedarf auch professionelle Unterstützung holen.