Worauf kommt es bei einer Psychotherapie eigentlich an? Auf die Methode? Auf den richtigen Zeitpunkt oder regelmäßig stattfindende Sitzungen? Nein, viel wichtiger ist die Chemie – die Chemie zwischen Therapeut und Patient.

Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP): „Der wichtigste Erfolgsfaktor einer Psychotherapie ist die Persönlichkeit des Psychotherapeuten, darüber hinaus die Stimmigkeit, Passung und der Vertrauensaufbau zwischen Therapeut und Patient." Sind diese nicht gegeben, wird die Psychotherapie höchstwahrscheinlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen.

Ein Problem ist oft die hohe Erwartungshaltung der Patienten, die sich von der Therapie eine Wirkung wie von einem Medikament erhoffen. Vielfach hoffen sie, dass der Therapeut das jeweilige Problem findet und für sie löst. Oder dass sie zumindest einen „Plan" mit klaren Handlungsanweisungen geliefert bekommen, dem sie nur zu folgen brauchen, um einen Weg aus ihrem Leiden zu finden.

Doch das kann Psychotherapie natürlich nicht leisten. Sie soll vielmehr eine professionelle Hilfestellung sein, die eigenen Probleme zu erkennen und aktiv daran zu arbeiten – mit kompetenter Unterstützung und Begleitung durch den Therapeuten. Wenn Patienten jedoch erkennen, dass Therapeuten keine „Wunderheiler" sind, ist die Enttäuschung oft groß. Psychotherapeuten sprechen das Thema Erwartungshaltung daher meist frühzeitig an, um solche Enttäuschungen zu vermeiden und Patienten eine Orientierung zu geben, was sie von einer Psychotherapie erwarten können.

Die Wahl der Methode

Es gibt mehrere Methoden, um bei seelischen Leiden zu helfen. 22 Psychotherapiemethoden sind derzeit vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit anerkannt. Sie lassen sich grob in vier Orientierungen einteilen: Tiefenpsychologische Therapien setzen im Unterbewusstsein an, humanistische Methoden heben und fördern das Potenzial und die Selbstentfaltung des Patienten. Systemische Therapiemethoden widmen sich der Beziehung des Patienten zu seiner Umwelt, während die verhaltenstherapeutische Orientierung auf Ursachen und die Behandlung erlernter schädlicher Verhaltensmuster und Fehleinstellungen spezialisiert ist.

Welche Therapieform gewählt beziehungsweise welche Methode wie angewendet wird (Einzelsitzungen oder Gruppentherapie), entscheidet der Psychotherapeut aus seiner Erfahrung heraus. Für dessen Kompetenz bürgt eine geregelte postgraduelle Ausbildung, die in Österreich jeder angehende Psychotherapeut absolvieren muss. Nach der allgemeinen fachspezifischen Ausbildung beginnt die drei- bis vierjährige fachspezifische Ausbildung zum Psychotherapeuten, bei der spezielle Schwerpunkte wie Depressionen, Suchterkrankungen, Kinder oder Senioren gewählt werden können.

Wenn die Seele schmerzt, ist die Psychotherapie ein erster wichtiger Schritt in Richtung ganzheitliche Heilung.