Man sieht ein Bild, einen Cartoon. Darauf werden Menschen geimpft und diesen Menschen wachsen Kuhhörner und teilweise ganze Kuhköpfe aus dem Körper. So gezeichnet und gemalt im Jahr 1802. „Das war eine sehr kritische Sichtweise der Pockenimpfung, weil man ja mit einem Kuhpocken-Virus geimpft hatte. Impfgegner gab es also schon mit den ersten Impfungen“, sagt Otfried Kistner. Der Forscher berät Organisationen, wie die WHO (Weltgesundheitsorganisation), aber auch viele Projekte in der EU und kennt auch selbst die Arbeit in der Pharmaindustrie, war also schon in vielen unterschiedlichen Rollen und weiß daher um die Skepsis, wenn man von medizinischem Fortschritt spricht. Daher ist Kistner auch in der Covid-Debatte immer bemüht, den historischen Rahmen nicht zu vergessen. „Das war immer schon da und ist nicht mit Covid vom Himmel gefallen. Zum Teil berechtigt kritisch, zum Teil überkritisch.“

Die Impfung gegen Covid ist ja schon länger am Markt und war auch das erste Mittel gegen die Erkrankung, mittlerweile gibt es aber auch medizinische Therapie in unterschiedlichen Formen. Wie die Immuntherapie wirkt und warum der Weg dahin länger gedauert hat, als die Impfstoffe, darum geht es auch in dieser Folge des „Ist das gesund“-Podcasts mit Kistner. Warum aber gibt es diese Therapien erst jetzt? „Immunbehandlungen gibt es eigentlich auch schon sehr lange und erfunden hat es die Natur selbst, also etwa wenn die Mutter über die Muttermilch dem Baby Antikörper gibt, dann ist das eine Immuntherapie. Und schon 1890 hat man das umgesetzt und Robert Koch und Paul Ehrlich haben mit Pferdeserum damals schon Menschen gegen Tetanus und Diphterie schützen können. Die Vorteile waren, dass es gut geschützt hat, besonders im ersten Weltkrieg und der Nachteil war, dass man Antikörper von einem Tier verabreichte, das war nicht immer verträglich.“ Seit dem hat sich auch hier viel weiterentwickelt, heute spricht man von monoklonalen Immuntherapien, die gezielt eingesetzt werden können. Aber dennoch hat es bei Covid erst die Impfung und dann erst die Immuntherapie gegeben. Warum? „Die Impfstoffe hatten einen Vorteil, dass dies alles Plattformen waren, die entwickelt wurden und auch etwa bei der Krebstherapie schon in Verwendung hatte und sobald man das Virus sequenziert hatte, konnte man die Impfstoffe herstellen, Vektor und M-rna, während ich bei der Immuntherapie das Virus erst mal in der Hand haben musste, sozusagen, um zu sehen, welche Bereiche kann ich mit Antikörpern entsprechend angreifen.“

Man kann diese neuen Therapien sowohl als Behandlung als auch als Prophylaxe einsetzen. Und zwar sogar bei Covid, aber auch bei vielen anderen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Asthma, Rheuma oder Morbus Chron.

Wie genau diese Therapie auf den Körper wirkt, warum die Impfung ein Sicherheitsgurt und die Immuntherapie ein Air-Bag ist, das erklärt Ottfried Kistner noch genau im Podcast-Gespräch.