Drei Viertel der Drogendelikte in Graz stehen in Zusammenhang mit Cannabis. Aber auch härtere Drogen machen vor der Stadt nicht halt. Doch wer welche bzw. welche Menge an Drogen nimmt, lässt sich nur bei legalen Substanzen wie Alkohol oder Tabak gut nachvollziehen, so Ulf Zeder. Er ist als Leiter des Referats für Sozialmedizin auch für die rund 900 Opioid-Substituierten Grazerinnen und Grazer zuständig und kennt die Drogenszene. Dennoch könne man sich den Zahlen für illegalisierte Substanzen nur anhand verschiedener Hinweise nähern. Einer dieser Hinweise sind polizeiliche Statistiken.  So kommt man in Graz bei 1.000 Einwohnern auf ungefähr 4,3 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz pro Jahr. (Zum Vergleich: In Wien sind es 7,5).

Drogen im Abwasser

"In Graz schweben wir zwischen 1.200 und 1.700 Personen, die nach dem Suchtmittelgesetz erwischt werden", so Zeder, "87% davon sind Männer". Graz entspricht da etwa dem Schnitt Österreichs. Die meisten (75 Prozent, bei Jugendlichen sogar 93 Prozent) der nach dem Suchtmittelgesetz beanstandeten Delikte betreffen Cannabis. Kokain ist mit sechs Prozent schon weit abgeschlagen danach kommen fünf Prozent Amphetamine, dann Opiate, Ecstasy und andere Drogen. 

2019 wurde das Abwasser für eine Woche analysiert. Anhand der Ergebnisse kann man auf ca. 20.000 Cannabis-Konsumvorgänge pro Woche schließen. Ulf Zeder: "Man kann davon ausgehen, dass etwa zehn Prozent der Grazer Bevölkerung aktiv Cannabinoide konsumieren. Bei Kokain wären es an die 1.500 Personen.

"Junge schwer zu erreichen"

Katja Körndl ist Drogenstreetworkerin und hat bei ihrer Arbeit festgestellt, dass Jugendliche immer schwerer zu erreichen seien, sie würden den öffentlichen Raum weniger nutzen: "Sie konsumieren anders, bestellen die Substanzen im Internet, da gibt es ständig neue. Wir haben sehr wenige Jugendliche in unseren Einrichtungen."

Zudem kritisiert sie das Fehlen eines Konsumraums: "Man darf in Notschlafstellen nicht konsumieren, Betroffene müssen das dann öffentlich machen, z.B. auf Toiletten unter schlimmen hygienischen Bedingungen. Das ist ein großes Anliegen an die Politik.", so Körndl. 

Cannabis freigeben?   

Auch die alte Diskussion um die Freigabe von Cannabis war Thema des Podcasts. Ulf Zeder sieht teilweise Probleme in der Illegalität einiger Substanzen und zieht Vergleiche zum Konsum von Nikotin und Alkohol: "Natürlich regulieren wir das. Keiner will, dass Siebenjährige rauchen. Ich sehe keinen Grund, warum wir diesen Gedanken bei anderen Substanzen nicht anwenden können. Die Droge ist ohnehin da. Es gibt viele Modelle, das zu verbessern". 

Den aktuellen und viel diskutierten CBD-Boom sieht Zeder übrigens nicht sehr problematisch: "Schauen sie, wer in die CBD-Shops geht, da stehen nicht die Jugendlichen Schlange, die haben kapiert, dass der THC-Anteil zu vernachlässigen ist."

Ulf Zeder, David Knes und Katja Körndl
Ulf Zeder, David Knes und Katja Körndl © Marianne Kolland